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(62 KB)   Synagoge lbbenbüren: "Öffnet euch, Ihr Tore..." / Ibbenbüren, Stadt, Fotoarchiv   Synagoge lbbenbüren: "Öffnet euch, Ihr Tore..." / Ibbenbüren, Stadt, Fotoarchiv
TITELSynagoge lbbenbüren: "Öffnet euch, Ihr Tore..."


INFORMATIONEigenständige Synagogenbauten entstanden um die Jahrhundertwende auch in einer ganzen Reihe von Kleinstädten. Im Gegensatz zu den Landsynagogen, die sich in der Architektur meist dem lokalen Baustil anpassten, versuchten die Gemeinden hier durchaus repräsentative Bauwerke zu errichten.

Ein außergewöhnliches Gebäude entstand in Ibbenbüren. Harold Hammer-Schenk bezeichnet die dortige Synagoge als eine der ungewöhnlichsten formalen Erscheinungen ihrer Zeit.
"Nicht weniger auffallend war die 1913 fertiggestellte Synagoge in Ibbenbüren, deren Westfassade überaus reich ornamentiert war, verbunden mit einer starken Auflösung der Wand durch Fenster, so dass die Westseite einen fast gerüsthaften Charakter annahm und wie geschnitzt wirkte. Der Gedanke liegt nahe, hier ältere Vorbilder aus dem Bereich der fränkischen Holzsynagogen zu vermuten, die zwar im Außenbau nicht ornamentiert waren, aber im Innern reiche Ausmalung zeigten, die durchaus vergleichbar ist mit den hier zu sehenden Ornamenten." [1]

Der Bedarf für eine neue Synagoge zeigte sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Baufälligkeit des als Synagoge genutzten ehemaligen Wohnhauses veranlasste die Kultusgemeinde 1906, mit den Planungen für einen Neubau zu beginnen. Aufgrund einer bautechnischen Überprüfung hatten die Behörden von einer weiteren Nutzung des fast 200 Jahre alten Gebäudes abgeraten. Zudem war das Gebäude bereits öffentlich wegen seines Zustandes ins Gerede gekommen. Zur Finanzierung ihres Vorhabens veranstaltete die Gemeinde in Ibbenbüren sowie im Rheinland und in Westfalen Kollekten unter den jüdischen Gemeinden.

Das 1913 feierlich eingeweihte Gebäude hatte zur Straße eine hohe, mit verschiedenen Symbolen und Schmuckelementen gestaltete Giebelfassade. Die Gesetzestafeln und die hebräische Inschrift wiesen das Gebäude unverkennbar als Kultusgebäude aus. Die Inschrift lautete übersetzt: "Öffnet euch, Ihr Tore, damit einziehen kann ein Volk der Gerechtigkeit". Die Raumgestaltung folgte den traditionellen Vorgaben. Von einem Vorraum aus betrat man den eigentlichen Betraum oder nahm den Aufgang zur Frauenempore. Die Synagoge verfügte über 64 Sitzplätze im Männerbereich und über 30 Plätze auf der Frauenempore.

In der Pogromnacht von 1938 verwüsteten SA-Männer das Innere der Synagoge und misshandelten die jüdischen Männer. Am Morgen des 10.11.1938 wurde die Synagoge in Brand gesteckt. Die örtliche Feuerwehr erhielt vom Bürgermeister den Auftrag, das Gebäude ausbrennen zu lassen und nur die anliegenden Häuser zu sichern. Die völlig ausgebrannte Synagoge wurde 1940 abgerissen. Heute befindet sich ein Seniorenwohnheim auf dem Grundstück. Eine Gedenktafel erinnert seit 1983 an die Synagoge, und die Straße wurde 1985 in Synagogenstraße umbenannt. [2]


[1] Harold Hammer-Schenk: Synagogen in Deutschland. Geschichte einer Baugattung im 19. und 20. Jahrhundert (1780-1933). Hamburg 1981. S. 472f.
[2] Feuer an Dein Heiligtum gelegt. Zerstörte Synagogen 1938. Nordrhein-Westfalen. S. 268f. - Günter Birkmann, Hartmut Stratmann: Bedenke, vor wem du stehst. S. 237.


TECHNIKFoto
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FOTO-PROVENIENZIbbenbüren, Stadt, Fotoarchiv


QUELLE    Ridder, Thomas | Synagogen in Westfalen | Dia 07, S. 32f.
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit3.9   1900-1949
Ort3.7.7   Ibbenbüren, Stadt
Sachgebiet16.4   Jüdische Gemeinden
16.6.1   Kirchenbau, Sakralbauten / Kirchenaausstattung
DATUM AUFNAHME2004-02-23
AUFRUFE GESAMT783
AUFRUFE IM MONAT135