QUELLE

DATUM1966-03-03   Suche   Suche DWUD
AUSSTELLUNGSORTBurgsteinfurt
TITEL/REGESTEmpfehlung der Interessengemeinschaft Rhein-Ems zum Bau einer Nord-Süd-Autobahn und einer Ost-West-Autobahn durch Westfalen
TEXT[S. 1] Interessengemeinschaft
RHEIN - EMS
- Der Vorsitzende -


Burgsteinfurt, den 3. März 1966


Der Arbeitsausschuß der Interessengemeinschaft Rhein-Ems hat in seiner Sitzung vom 27. Januar 1966 zwei Entschließungen gefaßt. Die Entschließungen befassen sich mit Vorschlägen für Bundesfernstraßen im Raum der Interessengemeinschaft, nämlich mit Linienführungen

für eine Nord-Süd-Bundesautobahn sowie

für eine Ost-West-Bundesautobahn.

Aufgrund der vorangegangenen Beratungen kann mit einer einhelligen Annahme dieses Beschlusses durch die nächste Mitgliederversammlung der Interessengemeinschaft Rhein-Ems gerechnet werden.

Indem ich Ihnen diese beiden Entschließungen zuleite, erbitte ich Ihre Förderung der genannten beiden Autobahnplanungsvorstellungen der hiesigen Gemeinden und Gemeindeverbände.

Der Arbeitsausschuß hat in der genannten Sitzung einstimmig beschlossen, der Mitgliederversammlung die Annahme nachstehender beiden Entschließungen zu empfehlen:

"1. Die in der Interessengemeinschaft Rhein-Ems zusammengeschlossenen Gebietskörperschaften weisen mit Nachdruck auf das Erfordernis der Planung und des Ausbaues einer Nord-Süd-Autobahn hin. Diese Autobahnlinie soll unmittelbar aus dem Ruhrgebiet in möglichst westlicher Führung zwischen Lingen und Nordhorn hindurch nach Emden stoßen. Damit wäre das deutsch-niederländische Seehafengebiet mit dem Rhein-Ruhr-Gebiet verbunden.

Es erscheint verkehrsgereicht, die genannte Nord-Süd-Autobahntrassierung im Raume Rheine durch eine Autobahnquerspange an die "Hansalinie" anzuschließen.

2. Desgleichen wird eine Ost-West-Autobahnlinie mit der Richtungstendenz Rees-Bielefeld vorgeschlagen. Diese Autobahn würde bei Verwirklichung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft eine zunehmende Bedeutung erhalten. Sie würde außerdem die Bundesautobahn Oberhausen-Dortmund in wünschenswerter Weise entlasten. Schließlich würde eine solche Bundesfernstraße als ein Ersatz für die von der Deutschen Bundesbahn beabsichtigten Abbaumaßnahmen von Ost-West-Verbindungen anzusehen sein, beispielsweise der Eisenbahnstrecken Isselburg-Anholt-Gescher und Bocholt-Coesfeld.

Durch die genannten beiden Autobahnlinien würde das Ems-/Westmünsterland organisch in das europäische Autobahnnetz einbezogen werden. Ferner wäre der in den nächsten Jahren hier zu erwartende [S. 2] Bevölkerungszuwachs nicht gezwungen, abzuwandern, sondern könnte der Erhaltung der Wirtschafts- und Lebenskraft des hiesigen Grenzraumes dienen. Damit würden diese Autobahnen den beunruhigenden Entwicklungsrückstand des ems-/westmünsterländischen Grenzraumes gegenüber den niederländischen Ostgrenzgebieten aufhalten und auf die Dauer beseitigen können. Sowohl die Bundesregierung als auch die betroffenen Landesregierungen Niedersachsens und Nordrhein-Westfalens sind darum in die Lage versetzt, durch eine Förderung dieser Verkehrsbänder ihre vielfach bekundete Bereitschaft unter Beweis zu stellen, strukturschwache Grenzgebiete einer gesunden Entwicklung zuzuführen.

Bundesautobahnen und Bundesstraßen haben verschiedene Funktionen zu erfüllen. Darum darf die vorgeschlagene Planung der beiden genannten Autobahnlinien nicht eine Rückstellung des längst erforderlichen weiteren Ausbaues der Bundesstraßen im hiesigen Raum zur Folge haben, so der B 10, B 54, B 67 einschließlich des "Dülmener Landweges" sowie der B 51.

Die Verwirklichung des bereits festgestellten Planes der E 8 sollte auch wegen der fortgeschrittenen entsprechenden Baumaßnahmen in den Niederlanden nicht länger aufgeschoben werden."

Böhmer
Oberkreisdirektor
ERLÄUTERUNGDie Gemeinden des westlichen Münsterlandes mussten häufig mit ihrer Randlage an der Grenze zu den Niederlanden kämpfen. Sowohl bei der Planung der Eisenbahnstrecken im 19. Jahrhundert als auch bei den großen Autobahnprojekten im 20. Jahrhundert blieb diese Region zunächst außen vor.

In den 1960er Jahren schlossen sich Vertreter der Gebietskörperschaften zur Interessengemeinschaft Rhein-Ems zusammen, um u. a. den Ausbau der Infrastruktur in der Region zu fördern. Mit der Erweiterung des Autobahnnetzes hofften die Gemeinden, den Anschluss an das rheinisch-westfälische Wirtschaftsgebiet im Süden und nach Ostwestfalen zu finden. Die Verbindung der Trassen über die Grenze hinaus an das niederländische Streckennetz sollte das Westmünsterland von der Randlage in Deutschland in die Mitte der EWG rücken. Mit der Eröffnung des letzten Teilstücks zwischen Ochtrup und Geeste wurde die z.T. privat finanzierte Autobahn A 31 von Oberhausen nach Emden Ende 2004 fertiggestellt.


PROVENIENZ  Stiftung Westfälisches Wirtschaftsarchiv
BESTANDHandelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld
SIGNATURK 3 Nr. 1426


SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ1.3   Einzelquelle (in Volltext/Regestenform)
Zeit3.10   1950-1999
Ort1.3   Münsterland
3.1.2   Bocholt, Stadt
3.1.4   Gescher, Stadt
3.1.8   Isselburg, Stadt
3.3.3   Coesfeld, Stadt
Sachgebiet7.4   Infrastruktur, Infrastrukturpolitik
10.2   Wirtschaftsförderung, Wirtschaftspolitik, Gewerbepolitik
11.2   Verkehrsentwicklung, Verkehrsplanung
11.5.4   Autoverkehr
DATUM AUFNAHME2004-05-15
AUFRUFE GESAMT2158
AUFRUFE IM MONAT223