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(75 KB)   Motte, Charles Etienne Pierre (1785-1836): "Confédération du Rhin" [Rheinbund], um 1820/30 / Münster, Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte / Münster, Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte/C. Hickstein   Motte, Charles Etienne Pierre (1785-1836): "Confédération du Rhin" [Rheinbund], um 1820/30 / Münster, Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte / Münster, Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte/C. Hickstein
TITEL"Confédération du Rhin" [Rheinbund], um 1820/30
URHEBER OBJEKTMotte, Charles Etienne Pierre (1785-1836)
DATIERUNG1820 / 1830 [um]


INFORMATIONAm 12.07.1806 unterzeichneten Vertreter von 16 süd- und südwestdeutschen Staaten die  Rheinbundakte und besiegelten damit zugleich die Auflösung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation; am 06.08.1806 legte Franz II. die  Kaiserkrone nieder. Die Souveränität dieser neugeschaffenen Vasallenstaaten lag beim französischen Kaiser. Unter seinem Protektorat sollte die französische Hausmacht in den deutschen Territorien etabliert und der französische Herrschaftsbereich in Mitteleuropa konsolidiert werden. Die Ambitionen Preußens, dessen Territorien sich in Norddeutschland durch den Schönbrunner Vertrag vom 15.12.1805 erheblich vergrößert und zunehmend geschlossen hatten, in einer norddeutschen Konföderation eine hegemoniale Stellung einzunehmen, waren zerschlagen. Auch die neutrale Haltung in dem englisch-französischen Konflikt mußte aufgegeben werden, denn der siegreiche Napoleon (02.12.1805: Dreikaiserschlacht bei Austerlitz) verpflichtete Preußen im Schönbrunner Vertrag dazu, Hilfstruppen gegen die russische Armee zu mobilisieren. Neben den rechtsrheinischen Gebietsverlusten war somit auch dem bis dato relativ entspannten Verhältnis Preußens zu England und Rußland ein Ende gesetzt.

Der Rheinbund war von Napoleon als eine Art "Drittes Deutschland" konzipiert worden und sollte ein Gegengewicht zu Preußen und Österreich bilden. Es war in erster Linie ein militärpolitisches Bündnis, das allein dem außenpolitischen Primat unterlag. Der innenpolitischen Organisation kam funktionale Bedeutung insofern zu, als durch die Schaffung eines einheitlichen Systems in Verwaltung, Verfassung und Recht im gesamten napoleonischen Herrschaftsbereich eine politische Einheit erreicht werden sollte. Dadurch versuchte man auch eine höhere Mobilität der alliierten Truppen zu garantieren; im Kriegsfall nämlich, der immer dann eintrat, wenn Napoleon Krieg führte, mußten die Rheinbundstaaten große, militärische Kontingente stellen. Für das Königreich Westfalen bedeutete das die Bereitstellung einer 25.000 Mann starken Armee. Zusätzliche Konsolidierung in den napoleonischen Vasallenstaaten Berg und Westfalen wollte sich der französische Kaiser schaffen, indem er die herrschaftlichen Positionen ausschließlich durch Familienmitglieder besetzte. Das Herzogtum Berg, dessen nördliche Grenzen unweit von Münster lagen, wurde deshalb im März 1806 Napoleons Schwager Joachim Murat übertragen. Durch die Rheinbundakte wurde es zum Großherzogtum erhoben und territorial erweitert. Nach dem  Frieden von Tilsit (09.07.1807), der die preußischen Großmachtambitionen endgültig besiegelte, wurde das Großherzogtum nochmals vergrößert, auch um den preußischen Teil des Oberstiftes Münster. Im Gegensatz zu Berg war das Königreich Westfalen, das Napoleons Bruder Jérôme übertragen wurde, eine staatliche Neuschöpfung. Nur ein Fünftel des Königreiches war westfälisches Terrain; Kassel wurde Landeshauptstadt, der Bezug zum Namen "Westfalen" bleibt unverständlich. Beide, das Großherzogtum Berg und das Königreich Westfalen, sollten eng an das französische Kaiserreich gebunden werden, sie sollten das französische, innenpolitische System musterhaft übernehmen und als "Modellstaaten" fungieren.

Angesichts der eigenen politischen Schwächung durch den Rheinbund hatte Preußen am 09.10.1809 Frankreich den Krieg erklärt. Bereits nach fünf Tagen, am 14.10.1809, hatte Napoleon die preußischen Truppen bei Jena und Auerstedt vernichtend geschlagen. Am 27.10.1809 zog Napoleon feierlich in Berlin ein; der preußische König und die Regierung mußten fliehen.

Auch zahlreiche Münsteraner begrüßten am 20.10.1806 jubelnd die einmarschierenden Truppen; zunächst kamen die holländischen Dragoner unter ihrem Befehlshaber, dem König von Holland, Napoleons Bruder Louis, in die Stadt. Eine große Erleichterung über die Aufhebung der ungeliebten, preußischen Herrschaft machte sich breit, getragen von einer allgemeinen Begeisterung für den französischen Kaiser, den selbsternannten "europäischen" Überbringer der Ideen der Französischen Revolution. Das Gebiet zwischen Rhein und Weser wurde in zwei französische Militärgouvernements aufgeteilt; eines davon umfaßte Münster als Hauptsitz, Mark, Lingen-Tecklenburg und Osnabrück. Während der fast anderthalbjährigen Gouvernementszeit (bis Februar 1807 amtierte General Loison, anschließend General Canuel) arbeiteten die ehemals preußischen Verwaltungs- und Justizbehörden weiter. Die Kriegs- und Domänenkammer wurde in das Administrationskollegium umbenannt und verlangte der Bevölkerung weit höhere Sach- und Geldleistungen für die Versorgung der neuen Besatzungsmacht ab als in preußischer Zeit. Münster war nicht nur Gouvernementssitz, sondern auch Garnisonsstadt und Etappenort. Seit Januar 1807 flossen sämtliche Steuer- und Domänengelder direkt nach Paris; die Landeskassen waren völlig erschöpft. Sondersteuern, die nach Kapitalbesitz und Gewerbe ermittelt wurden und auch die bislang Steuerbefreiten betrafen, wurden erhoben. Die ehemaligen preußischen Staatsbeamten und Pensionäre erhielten keine Bezüge. Angesichts dieser rigiden Finanzpolitik legte sich auch die anfängliche Begeisterung der Landadeligen über die kurzfristige, aber lediglich formale Wiedereinsetzung der Stände (vom 14.11.1806 bis zum 08.07.1808). Vertraglich wurde das Erbfürstentum Münster, gemeinsam mit anderen Gebieten aus dem preußischen Westfalen, am 21.01.1808 dem Großherzogtum Berg angegliedert. Tatsächlich kam es jedoch erst am 05.05. zum Souveränitätswechsel, Münster war jetzt ein Rheinbundstaat, unmittelbar von Napoleon kontrolliert.

Im Juli 1808 verließ Napoleons Schwager Murat Münster, um das Königreich Neapel zu regieren. Das Großherzogtum Berg wurde dem umsichtigen und erfahrenen Grafen Beugnot, einem ehemaligen Sekretär Voltaires, zur kommissarischen Verwaltung unterstellt. Unter ihm wurde im Dezember 1808 die zentralistisch-hierarchische, französische Verwaltungsordung eingeführt. Der wichtigste Unterschied zum kollegialen Prinzip der preußischen Provinzialverfassung, in der fachspezifische und verantwortliche Verwaltungen unter der "Hauptorganisationskommission" gebildet worden waren, bestand in dem monokratischen System der zentralistisch ausgerichteten Administration Frankreichs. Sie umfaßte, streng hierarchisch, die drei Verwaltungsebenen Kommune, Arrondissement und Departement, die in sich jeweils gleich organisiert waren. Während der Gouvemementszeit wurden die Beamten in Münster auf den Großherzog Murat, anschließend auf den französischen Kaiser vereidigt; in ihrer Amtsausführung unterstanden sie in jedem Fall direkt der Regierung in Paris. Die kleinste Verwaltungseinheit bildete die Munizipalverfassung. Leiter der Stadtverwaltung wurde der Maire, weisungsgebunden an die nächsthöhere Instanz und mit dem Gros der administriellen Aufgaben versehen. Erst im September 1811 konnte das Amt des Maire in Münster mit Anton von Böselager-Heessen besetzt werden. Ihm zur Seite stand als beratendes Gremium der Munizipalrat, der wie der Maire ehrenamtlich arbeitete und dessen Ratsmitglieder aus den 100 Höchstbesteuerten der Stadt Münster gewählt bzw. im Kaiserreich durch Napoleon ernannt wurden. Durch die neue Patentsteuerquote rekrutierte sich die Hälfte der Mitglieder aus der wohlhabenden Kaufmannschaft. Die französische Munizipalordnung hatte in Münster bis in die Jahre 1835/1836 Bestand.

[Ersatzbild für: "Huldigung der Rheinbundfürsten"]


TECHNIKLithografie
FORMATjpg
MASZE41,2 x 57,6 cm (Blatt), 36,7 x 43,4 cm (Stein), 30


OBJEKT-PROVENIENZMünster, Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte
OBJEKT-SIGNATURC-1088 LM
FOTO-PROVENIENZMünster, Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte/C. Hickstein
FOTO-SIGNATUR04.3.45


QUELLE    Elsermann, Silke | Münster in napoleonischer Zeit | Dia 03, S. 17-20
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit3.7   1800-1849
3.7.10   Französische Revolution / Napoleonische Zeit <1789-1815>
Ort1.2   Rheinbund <1806-1813>
DATUM AUFNAHME2004-02-23
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