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(231 KB)   Streit, Fr. Wilh.: Karte "der Preussischen Monarchie", 1815 / Münster, Stadtmuseum / Münster, Stadtmuseum/T. Samek   Streit, Fr. Wilh.: Karte "der Preussischen Monarchie", 1815 / Münster, Stadtmuseum / Münster, Stadtmuseum/T. Samek
TITELKarte "der Preussischen Monarchie", 1815
URHEBER OBJEKTStreit, Fr. Wilh.
DATIERUNG1815
GEOPOSITIONGoogle Maps OSM | 51.745228273865200 (NS), 8.712327182292938 (EW) (exakt)


INFORMATIONAm 09.07.1815 wurde die  Schlußakte des Wiener Kongresses, bei dessen Verhandlungen den westfälischen Territorien ein nur geringer Stellenwert zukam, besiegelt. Während der Verhandlungen ging es um die Neuordnung Europas und um die Sicherstellung eines machtpolitischen Gleichgewichtes unter den europäischen Großmächten. Für Preußen war die Provinz Westfalen keinesfalls "erste Wahl"; sein Interesse galt vielmehr dem Zugewinn von Sachsen und Neuvorpommern, um den östlichen Besitz "abzurunden" und um ein zusammenhängendes Territorium regieren zu können. Doch nicht nur in diesem Verhandlungspunkt mußte sich Preußen mit dem Königreich Hannover auseinandersetzen. Von seinem starken Verbündeten England unterstützt, konnte das welfische Königshaus z.B. durchsetzen, daß Preußen der direkte Zugang zur Nordsee vorenthalten blieb.

Bereits am 30.04.1815 war die Provinz Westfalen als eine von insgesamt zehn preußischen Provinzen mit den drei Regierungsbezirken Münster, Minden und Arnsberg gegründet worden. Dem preußischen Besitz in den Grenzen aus dem Jahre 1806 wurde - neben einigen mediatisierten Enklaven und der Exklave Reckenberg mit Wiedenbrück - als wichtigster Zugewinn das Herzogtum Westfalen, seit 1806 seinerseits um die Grafschaften Wittgenstein und Hessen-Darmstadt erweitert, angegliedert. Somit wurde das gesamte mittlere und südliche Westfalen unter preußischer Fahne vereint, was eine enorme westliche Ausdehnung bis an die Grenze des französischen Königreiches bedeutete. Preußen sollte als westliche Schutzmacht fungieren und von seinen östlichen Besitzungen territorial getrennt bleiben. Im Norden konnte Hannover mit dem Zugewinn des gesamten Ostfrieslandes seine machtpolitische Stellung ausbauen.

Am 21.06.1815 erhielt Preußen aus den Händen Friedrich Wilhelms Ill. das offizielle  Besitzergreifungspatent für die Provinz Westfalen. Bereits knapp einen Monat zuvor, am 25.05.1815, war Ludwig von Vincke zum ersten Oberpräsidenten Westfalens und Regierungspräsidenten von Münster ernannt worden. Münster wurde damit Regierungs- und Provinzialhauptstadt. Als Oberpräsident mit weitreichenden Kompetenzen ausgestattet, war Vincke zunächst einmal der Vertreter der staatlichen Interessen Preußens und stand somit auch der münsterschen Regierung kontrollierend vor. Auf Verwaltungsebene kam den Regierungsbehörden, die aus den ehemaligen Kommunen hervorgegangen waren, höheres Gewicht zu. Beide Instanzen, sowohl die Regierung als auch das Oberpräsidium, waren der Kreisverwaltung übergeordnet, so daß in der Anfangszeit der administriellen Neuordnung die kommunalen Belange häufig zu kurz kamen. Hinzu kam, daß man in der munizipalen Verwaltung an dem französischen Mairiesystem, das zentralistisch ausgerichtet war, festhielt. Die Stadtverwaltung blieb also auf unterster Ebene eine staatliche Angelegenheit, so daß ihr Verwaltungsleiter, der Stadtdirektor Maximilian Anton Freiherr von Böselager, ein staatlicher Beamter war.

Von Berlin aus stand man der staatlichen "Einverleibung" des ehemals geistlichen Territoriums eher skeptisch gegenüber. 1816 gehörten noch 95,8 % der Altmünsteraner, also ohne Berücksichtigung der hinzugezogenen preußischen, zumeist protestantischen Familien, der katholischen Kirche an. Dadurch wurde die Befürchtung gestärkt, aus dem "nordischen Rom" mit einer nachhaltig antipreußischen Gesinnung rechnen zu müssen.

Um so eifriger leitete der ebenso erfahrene wie sach- und fachkundige Vincke die Neuordnung der höheren zivilen und militärischen Verwaltung ein. Sein vorrangiges Interesse galt der Reform der zivilen Verwaltungsorganisation, wobei er langfristig auch eine größere Selbstverwaltung ihrer unterschiedlichen Organe anstrebte. Dabei konnte er in der kommunalen Politik auf die Unterstützung und Kooperation derjenigen Honoratioren rechnen, aus denen sich bereits während der fürstbischöflichen Zeit die städtische Beamtenschaft rekrutiert hatte. Familien wie Druffel, Olfers, Hüffer, Forckenbeck usw. sind hier zu nennen. Sie trieben den reformerischen Kurs in der "jungen" Bürokratie entscheidend voran. Die meisten dieser modernen bürgerlichen Beamten, die sich ihre Posten durch Bildung und Qualifikation erworben hatten, stammten aus alteingesessenen Kaufmannsfamilien. Zwischen 1815 und 1835 übten noch 70 % der städtischen Ratsmitglieder kaufmännische Berufe aus. In den Jahren von 1807 bis 1821 wurden die bedeutendsten sozio-ökonomischen Modernisierungsprozesse erreicht; die Aufhebung von Leibeigenschaft, Gesindezwangsdienst und Schollenpflichtigkeit und die Einführung der Gewerbefreiheit.

Diese Fortschritte und Liberalisierungen bewirkten auch, daß sich Münster mit Beginn des 19. Jahrhunderts zu einer regelrechten Verwaltungsstadt entwickelte. Zahlreiche Finanz-, Verkehrs- und Selbstverwaltungsbehörden sowie Bildungsanstalten zentrierten sich in der westfälischen Metropole.

Auch die Reform der Heeresverfassung wurde maßgeblich beschleunigt. In den Jahren 1818/1820 wurde Münster Sitz des VII. Armeekorps. Neben dem Dienstsitz des Regierungspräsidenten und des Divisionskommandos gehörte nun auch eine Garnison mehrerer Truppenkörper zum Stadtbild. Bei einer Gesamtbevölkerung von 15.088 Bewohnern im Jahre 1816 machte die militärische Bevölkerung, inklusive ihrer Familien, mit einem Anteil von 13,2 % eine beträchtliche Quote. aus. Aufgrund der vorangegangenen preußischen und französischen Säkularisationspolitik konnten zahlreiche Gebäude als Quartiere, Lagerräume und militärische Verwaltungssitze zur Verfügung gestellt werden. Der vorhandene Platz reichte jedoch bei weitem nicht aus, so daß umfangreiche Ankäufe, Anmietungen und Anbauten zur Unterbringung des Militärs getätigt werden mußten.


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OBJEKT-PROVENIENZMünster, Stadtmuseum
FOTO-PROVENIENZMünster, Stadtmuseum/T. Samek


QUELLE    Elsermann, Silke | Münster in napoleonischer Zeit | Dia 12, S. 44-47
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ5.1   Atlas, Kartenwerk, Karte / zeitgenössisch
35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit3.7   1800-1849
3.7.10   Französische Revolution / Napoleonische Zeit <1789-1815>
Ort2.30   Brandenburg/Preußen, KFtm. / KgR. < - 1918>
DATUM AUFNAHME2004-02-24
AUFRUFE GESAMT1321
AUFRUFE IM MONAT159