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(121 KB)   Dampfmaschine aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts, ausgestellt im Westfälischen Freilichtmuseum Hagen
 / Hagen, Westfälisches Freilichtmuseum / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/J. Klem   Dampfmaschine aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts, ausgestellt im Westfälischen Freilichtmuseum Hagen
 / Hagen, Westfälisches Freilichtmuseum / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/J. Klem
TITELDampfmaschine aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts, ausgestellt im Westfälischen Freilichtmuseum Hagen
GEOPOSITIONGoogle Maps OSM | 51.745228273865200 (NS), 8.712327182292938 (EW) (exakt)


INFORMATIONDie Dampfmaschine war die erste Entwicklung des modernen Industriezeitalters, die keine mittelalterlichen Vorbilder hatte. Im Jahr 1690 erfand Denis Papin (1647-1712) das Prinzip der atmosphärischen Dampfmaschine und gut 20 Jahre später gelang Thomas Newcomen (1663-1729) deren erste praktische Verwirklichung. Nach dem Prinzip von Papin ließ Newcomen in einem Zylinder bewegliche Kolben über die Kolbenstange und eine Kette auf den Waagebalken (Balancier) tätig werden. Der Dampf wurde außerhalb des Zylinders - eine Erfindung Thomas Saverys (1650-1715) - in einem eigenen Dampfkessel erzeugt. Die zur Kondensation des Dampfes im Zylinder notwendige schnelle Abkühlung geschah durch Wasser, das von oben auf den Kolben, später zusätzlich direkt in den Dampfraum gespritzt wurde. Die Weiterentwicklung dieser atmosphärischen Dampfmaschine, deren Arbeitsleistung von bis zu 15 Hüben pro Minute für damalige Verhältnisse vollkommen ausreichte, verhinderte der starke Wärmeverlust an den Zylinderwänden, der einen enorm hohen Kohleverbrauch nach sich zog.

Erst James Watt (1736-1814) konstruierte mit seiner Niederdruckdampfmaschine 60 Jahre später die heutige Form der Dampfmaschine. Watt erfand den Kondensator, ein Gefäß, in dem der Dampf außerhalb des Zylinders kondensierte. Da dieser nun immer heiß war, während der Kondensator kalt blieb, konnte der Kohleverbrauch erheblich gesenkt werden. Zusätzlich ließ Watt nicht mehr den Luftdruck, sondern den Dampfdruck direkt auf die Kolben wirken und schloß den Zylinder gegenüber der Atmosphäre vollständig ab. Zusammen mit dem Unternehmer Matthew Boulton (1728-1809) gründete Watt in Soho bei Birmingham 1775 die erste Dampfmaschinenfabrik der Welt. Hier gelang es, aus der ursprünglichen Maschine zum Heben von Wasser und zum Antrieb von Blasebälgen eine allgemeine Antriebsmaschine zu entwickeln, die universell einsetzbar war. Mit seinem Ingenieur William Murdock (1754-1839) konstruierte Watt ein Planetengetriebe zum Antrieb des Schwungrades. Zudem erfand er den doppelt wirkenden Dampfzylinder, bei dem sowohl bei der Abwärts- wie Aufwärtsbewegung des Kolbens Arbeit geleistet wurde. Diese Maschine erreichte bis zu 17 Umdrehungen pro Minute. Nachdem Watt mit einer Parallelogrammführung eine neuartige Verbindung zwischen Kolbenstange und Balancier geschaffen hatte, die die Kolbenstange in jedem Moment ihrer Auf- und Abbewegung gerade führte und sowohl auf Druck wie auf Zug belastet werden konnte, war die Maschine technisch ausgereift. Nach 1788 wurde die Dampfmaschine in der englischen Textilindustrie und bald auch in Getreidemühlen und Walzwerken eingesetzt, so daß 1800 bereits rund 500 Maschinen in Betrieb waren.

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts begannen auch in Deutschland die ersten Anwendungsversuche mit Dampfmaschinen, die seit 1780 in Friedrich II. von Preußen einen engagierten Förderer fanden. Die ersten importierten Dampfmaschinen wurden 1799 auf der Saline Königsborn und 1801 auf der Steinkohlenzeche Vollmond bei Bochum eingesetzt. Im Bereich des Textilgewerbes wurde die erste Dampfmaschine 1808 in der Baumwollspinnerei Lüdenscheidt und im Eisengewerbe 1812 in der Friedrich-Wilhelmhütte in Gravenhorst in Betrieb genommen.

Um die steigende Nachfrage an Textil- und Dampfmaschinen von englischen Importen unabhängig zu machen, war die Herstellung eigener Maschinen ein wichtiger Schritt auf dem Weg der Industrialisierung in Deutschland. In Preußen entwickelte sich der Dampfmaschinenbau in enger Anlehnung an den Bedarf im Bergbau und Hüttenwesen. Einzelne Maschinenbauer gingen bald von der Reparatur vorhandener Maschinen zur Herstellung eigener über. Gefördert wurden diese Unternehmungen durch den Leiter der Abteilung Handel und Gewerbe des preußischen Finanzministeriums, Christian Wilhelm Peter Beuth, der sich zunächst um die Einfuhr englischer Maschinen zwecks Nachbau bemühte. Verstärkt setzte er sich aber dann für die Herstellung von Dampfmaschinen in Preußen ein, wobei zunächst technische Mängel auf dem Gebiet des Maschinenbaus und das Fehlen deutscher Fachkräfte ein wesentliches Hindernis darstellten.

In Rheinland-Westfalen gelang es Franz Dinnendahl 1801, eine selbstgebaute Dampfmaschine auf der Zeche Wohlgemuth in Essen in Betrieb zu setzen. Diese Maschine zog weitere Aufträge nach sich, die Dinnendahl veranlaßten, eine komplett ausgerüstete Maschinenwerkstatt in Essen zu errichten. Als diese 1820 abbrannte, verlegte er die Produktion nach Huttrup bei Steele. Nach dem Tod Dinnendahls 1826 übernahmen zwei seiner stärksten Konkurrenten - Gottlob Julius Jacobi auf der Gutehoffnungshütte in Essen und Friedrich Harkort in der "Mechanischen Werkstätte" in Wetter - sein Erbe auf dem Markt. Bereits Anfang der 20er Jahre baute Harkort n Wetter zehn verschiedene Dampfmaschinentypen von 4 bis 22 PS und von 12,5 bis 26 Zoll Zylinderdurchmesser. Er nahm für sich in Anspruch, einer der ersten in Deutschland gewesen zu sein, der eine Maschine von mehr als 100 PS konstruierte. Im Jahr 1823 lieferte Harkort dem Bergwerk Sältzer und Neuack eine 120 PS-Maschine, für die er 23.700 Taler verlangte.

Die Dominanz des englischen Maschinenbaus blieb noch etwa bis 1850 bestehen, vor allem da die Sicherheitsbestimmungen in Preußen an diesem orientiert waren. Nach 1850 setzte sich der deutsche Maschinenbau im rheinisch-westfälischen Gebiet gegen alle technischen Probleme und Widerstände von seiten der Unternehmer und Arbeiter durch. Die Dampfmaschine - Symbol auch des deutschen Industrialisierungsprozesses - wurde nach dem Bergbau und der Textilindustrie hauptsächlich in der Eisen- und Stahlverarbeitung eingesetzt, wobei die Entwicklungen in den 40er Jahren auf dem Gebiet des Eisenbahn- und Dampfschiffbaus eine bedeutende Vorreiterrolle spielten.


TECHNIKFoto
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OBJEKT-PROVENIENZHagen, Westfälisches Freilichtmuseum
FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/J. Klem


QUELLE    Killing, Anke | Friedrich Harkort | Dia 03, S. 16-18
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit3.8   1850-1899
Ort1.4   Hagen, Stadt <Kreisfr. Stadt>
Sachgebiet10.14   Montanindustrie
15.11   Museen, Sammlungen, Ausstellungen
DATUM AUFNAHME2004-02-24
AUFRUFE GESAMT1644
AUFRUFE IM MONAT34