TEXT | In den Spinnereien werden vorwiegend weibliche Arbeiter beschäftigt, die meistens aus Ostpreußen und Böhmen stammen. Auch die einheimische Bielefelderin geht in die Fabrik, aber nicht in die schmutzigen Spinnereien, die sie den Fremden überläßt, sondern in die Webereien, wo die Löhne zwar etwas niedriger, wo aber auch die Arbeit dafür reinlicher ist. Man kann, zumal am Sonntag in den Tanzlokalen, sehr genau beobachten, welche gesellschaftliche Kluft zwischen Spinnerin und Weberin herrscht und mit welchem Standesdünkel die Weberin auf die Spinnerin, von ihr 'Bramser' genannt, herabsieht. Nie wird sich eine Weberin gefallen lassen, daß sich eine Spinnerin zu ihr an denselben Tisch setzt. Woran aber dieses unglückliche Geschöpf sogleich von der Weberin erkannt wird? An dem penetranten Leimgeruch, den ein 'Bramser' ausströmt, und der sich durch alle Wohlgerüche Arabiens nicht verdrängen läßt. Wie die Weberin über dem Bramser, so wieder - immer Hand in Hand mit dem aus seinem rohen Urzustand in den Zustand der Veredelung übergehenden Flachsfaser - die Jungfrau aus den Wäschefabriken über der Weberin. |