QUELLE

DATUM1924-02-28   Suche   Suche DWUD
TITEL/REGESTBericht über die Uraufführung des Spielfilms "Die Hermannschlacht", Zeitungsartikel in: Lippischer Allgemeiner Anzeiger vom 28.02.1924
TEXTDetmold, 28. Februar. (Uraufführung des Hermannsfilms.)

Gestern nachmittag nun ging es vor sich, das große Ereignis, von dem schon seit Wochen im Lipperland und über dessen Grenzen hinaus Groß und Klein, freudiger Erwartung voll, redete. Von weit her waren die Gäste zu dieser ersten Detmolder Film-Uraufführung in unsere Stadt geeilt. Die großstädtische Presse und die Filmwelt hatten so zahlreiche Vertreter entsandt, daß alle die vielen, vielen anderen Schaufreudigen kaum Platz im Landestheater fanden.

Der Vorführung des Films ging die von dem verstärkten Orchester schwungvoll gespielte Festouvertüre von Leutner voran. Dann trat Paul Warnke, der als Verfasser vieler packender, vaterländischer Gedichte berühmt gewordene Chefredakteur des "Kladderadatsch" vor den Vorhang und sprach unter reichem Beifall den von ihm für die Uraufführung des Hermannsfilms verfaßten glänzenden Prolog. Damit war die rechte Stimmung geschaffen für die Handlung, die nun in Bildern von unerhörter Stärke und unvergeßlicher Eindruckskraft über die Leinwand rollte. Der Film ist wohl das Stärkste, was man seit dem Friedricus-Film auf der lebenden Leinwand gesehen hat. Dr. Leo König, der ehemalige Düsseldorfer Oberregisseur, hat - ohne sich an die vorhandenen Hermannschlacht-Dramen irgendwie anzulehnen, aus dem Geist des Films heraus eine, die geschichtlichen Vorgänge, die Figur Hermanns und seine einende und befreiende Tat zu einer fabelhaft dramatischen und künstlerisch geschlossenen Handlung zusammengeballt. Die meisterliche Berücksichtigung der Filmerfordernisse wirkte sich vor allem in der großartigen Bildhaftigkeit der meisten Szenen aus. Die landschaftlichen Schönheiten des Teutoburger Waldes mit ihren felsigen Höhen und waldigen Schluchten sind in die Handlung des Filmes eindrucksvoll einbezogen. Auf gleicher künstlerischer Höhe, wie Manuskript und Inszenierung, steht auch die Darstellung im Einzelnen. Der Hermann Georg Schmieters, der Segimer Adolf Bassermanns, der Marobod Hans Mühlhofers, die Gunthild der Mia Pankau, die Thusnelda der Annemarie Wisser und die vielen anderen Rollen, die fast durchweg von ersten Künstlern besetzt sind, bieten schauspielerische Höhepunkte, die im Verein mit dieser Handlung mit unvergeßlicher Eindruckskraft ans Herz des Zuschauers greifen.

Die dramatische Wirkung des Films wurde stark unterstützt durch die ungemein geschickt von Dr. Fritz Chlodwig Lange zusammengestellte und den Handlungsvorgängen angepaßte Begleitmusik. Stellen, wie Segimers Bestattung oder die Schlachten-Szenen wirkten wie szenisch-musikalische Einheiten und nicht, als ob die Musik nachträglich zu den Szenen zusammengestellt wäre.

Das Publikum war so begeistert wie nur je bei Vorführungen des Friedricus-Films, und mehrfach erhob sich stürmischer Beifall bei "offener Szene". An den Aktschlüssen wollte das Beifallklatschen kein Ende nehmen und am Ende sangen alle stehend das Deutschlandlied. Alles in allem gestaltete sich die Uraufführung dieses wahrhaft vaterländischen Films zu einem großen Erfolge, der die Klio-Gesellschaft, die Darsteller und all die vielen Helfer, die als Römer oder Germanen mitwirkten, für die Mühe und Arbeit reichlich entschädigte.


SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ1.3   Einzelquelle (in Volltext/Regestenform)
165   Presseveröffentlichung (Zeitungsartikel)
Zeit1.6.1   Varusschlacht / Rezeption
3.9   1900-1949
Ort2.5.5   Detmold, Stadt
Sachgebiet14.14   Film, Kino
DATUM AUFNAHME2004-09-17
AUFRUFE GESAMT2708
AUFRUFE IM MONAT293