"Am alten, herrlichen Rathsgebäude der Stadt Münster ist die Hand mit dem Schwerte ausgestreckt zum Zeichen, daß der Send begonnen hat. Im Beginn der Sendwoche sieht man vom Markte bis zum Dome sich eine kleine Stadt von Buden erheben, in welche nach und nach der Handelsgeist Erzeugnisse und Fabrikate von fern und nah zum Kauf ausstellt, wohin dann später Kauflustige und Nichtkauflustige hinpilgern in lustigem Gewimmel und vollem Gedränge...

Ein Strumpf- und Wollgarnladen, eine Ausstellung musikalischer Instrumente, ...bilden die linke Seite, an deren Ende eine Liqueur- und Branntweinbude sich breit macht, umgeben von lechzenden Zungen, die ihren Durst und oft mehr als diesen stillen...

Und zum Schlusse folgen einige Kattunladen, ein Zinnkram, Pfeifen- und Kuchenboutiken, eine Bude mit Zweisilbergroschenwaaren, eine Waffelbude mit rauchendem Schlot, und endlich einige Tische mit Schnapsflaschen und Branntweingläsern, einer Schüssel mit Würsten und geschmierten Butterbröden zur Labung und Erquickung der Wanderer durch das Budenlabyrinth:

Hinter der einen der Budenketten finden sich in christlicher Demuth und bescheidener Ergebung Holzwaaren jeder Art auf dem Boden ausgelegt, und irdene Gefäße und Geschirre in allen Formen zum Gebrauch der Küchendamen aufgestapelt auf unbedeckter Erde, wovon sie genommen, resp. woraus sie gemacht sind, still und harmlos. Aber hinter der anderen Budenreihe ist's minder still und ruhig. Dort kreiset von Morgen bis Abend, fleißig heimgesucht von der kleinen Welt, ein Caroussel...

Von hier führt der Weg nach der anderen Seite des Domhofs, wo Viehmarkt gehalten wird. Um Pferde und Füllen, Ochsen, Kühe, Kälber handelt sich's hier; das Branntweinglas kreist vor den aufgeschlagenen Marketenderbüdchen von Hand zu Hand, während die Bauern handeln, die Blicke funkeln, die Köpfe wackeln, die Zungen arbeiten und die Fäuste ineinander schmettern und knallen zum Zeichen, daß man Handels einig geworden. Also treibt man's auf dem Sende zu Münster."