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(104 KB)   Herdwand im Haupthaus Große-Endebrock des Osnabrücker Hofes im Westfälischen Freilichtmuseum Detmold / Detmold, Westfälisches Freilichtmuseum / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/J. Klem   Herdwand im Haupthaus Große-Endebrock des Osnabrücker Hofes im Westfälischen Freilichtmuseum Detmold / Detmold, Westfälisches Freilichtmuseum / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/J. Klem
TITELHerdwand im Haupthaus Große-Endebrock des Osnabrücker Hofes im Westfälischen Freilichtmuseum Detmold


INFORMATIONDieser Platz hinter dem Feuer ist der von Justus Möser so sehr zur zentralen Position des Hauses hochstilisierte Aufenthaltsort der Hausfrau, von wo aus sie die große Halle überblicken konnte (siehe Bild 1  Medien). Möser wird nicht müde, die Vorzüge dieser Lage dem Leser vor Augen zu führen:
"Der Platz bey dem Herde ist der schönste unter allen. Und wer den Herd der Feuersgefahr halber von der Aussicht auf die Diele absondert, beraubt sich unendlicher Vortheile. Er kann sodann nicht sehen, was der Knecht schneidet und die Magd futtert. Er hört die Stimme seines Viehs nicht mehr. Die Einfahrt wird ein Schleichloch des Gesindes, seine ganze Aussicht vom Stuhle hinter dem Bade am Feuer geht verloren... "
Um der Sauberkeit seines Modelles willen übertreibt Möser hier. Ohne Frage hat die Bauersfrau ihr Leben nicht hinter dem Feuer am Spinnrad verbracht; es galt, das Vieh zu füttern, den Garten zu besorgen, sich um die Kinder zu kümmern - oder wenigstens gelegentlich nach dem Rechten auf dem Hofe zu sehen. Immerhin: Der große Überblick, den das großräumige Hallenhaus verschafft, konnte durch eine klug gewählte Bettposition auch während der Nacht erhalten bleiben. Im Mindenschen befanden sich die Wandbetten des Hofbesitzerpaares oft neben dem Feuer, in der Herdwand. Hier auf dem Hof aus dem Osnabrücker Land steht das große Doppelbett so im halberhöhten Saal, daß Bauer oder Bäuerin durch ein Fenster, das zu öffnen war, überwachen und anordnen konnten. Bei Möser liegt die Bäuerin am Fenster:
"Ihre Schlafstelle ist hinter dem Feuer, und sie behält aus derselben eben diese große Aussicht, sieht ihr Gesinde zur Arbeit aufstehen und sich niederlegen, das Feuer anbrennen und verlöschen und alle Thüre auf- und zugehen, höret ihr Vieh fressen, die Weberin schlagen und beobachtet wiederum Keller, Boden und Kammer. Wenn sie im Kindbette liegt, kann sie noch einen Theil dieser häuslichen Pflichten aus dieser ihrer Schlafstelle wahrnehmen."
In der Überbetonung des Kontrollelementes ist Mösers Schilderung unbeabsichtigt ein wertvolles Dokument zum Verhältnis von Herrschaft und Gesinde. Er beschreibt nicht die vertrauliche Nähe eines familiären Beieinander, sondern klare Aufgabenteilung und ebensolche soziale Distanz - der Bauer ist der Herr. Das Gesinde gehört zwar zur Familie, gewiß, aber diese Familie ist eben Produktionsgemeinschaft mit starkem hierarchischem Gefälle.


TECHNIKFoto
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OBJEKT-PROVENIENZDetmold, Westfälisches Freilichtmuseum
FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/J. Klem


QUELLE    Könenkamp, Wolf-Dieter | Bauernfamilie und Gesinde | Dia 06, S. 25
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Ort2.5.5   Detmold, Stadt
Sachgebiet6.9   Ehe, Partnerschaft, Familie, Familienleben
9.3   Wohnen, Wohnungsausstattung
10.10   Landwirtschaft, Landwirtin/Landwirt
15.11   Museen, Sammlungen, Ausstellungen
DATUM AUFNAHME2004-02-24
AUFRUFE GESAMT412
AUFRUFE IM MONAT8