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(126 KB)   Haus Velmede, nordöstlich von Dortmund, im damaligen Ksp. Methler, um 1853 / Privatbesitz / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/O. Mahlstedt   Haus Velmede, nordöstlich von Dortmund, im damaligen Ksp. Methler, um 1853 / Privatbesitz / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/O. Mahlstedt
TITELHaus Velmede, nordöstlich von Dortmund, im damaligen Ksp. Methler, um 1853
DATIERUNG1853 [um]


INFORMATIONAuf Haus Velmede, das im 17. Jahrhundert von der Familie Bodelschwingh erworben worden war, verbrachte Friedrichs Vater seine Kindheit. Die alte Wasserburg Velmede, die lange Zeit unbewohnt gewesen war, wurde 1820 abgerissen, so daß die Familie bei ihren Aufenthalten notdürftig in einer alten Wagenremise leben mußte. Erst aufgrund der revolutionären Ereignisse von 1848 erfolgte die endgültige Rückkehr der Familie auf den Stammsitz. Sie machte es notwendig, einen Neubau zu schaffen. Ernst von Bodelschwingh ließ durch einen Berliner Architekten ein typisches preußisches Landhaus konzipieren und dazu einen Blumen- und Obstgarten anlegen.

Für Friedrich, der in dieser Zeit das Gymnasium in Dortmund besuchte, waren die regelmäßigen Sonntagsbesuche in Velmede besondere Ereignisse. "Dabei begegnete es mir einmal", erinnerte er sich später,
"als das Elternhaus in der Ferne winkte, daß ich mich wiederholt umblickte, weil es mir vorkam, als ob ein Reiter auf dem schmalen Fußpfade hinter mir her galoppierte, bis ich erkannte, daß es mein eigenes Herz war, welches so laut vor Freude und Wonne klopfte beim Anblick des geliebten Vaterhauses." [1]

Der hier erkennbare erweckliche Sprachstil ist geradezu typisch für ihn und wurde zeit seines Lebens weitgehend beibehalten.

Nach dem Ablegen des Abiturs im März 1849 wollte Friedrich zunächst das Bergfach studieren, doch nach einer Hospitation in einer Dortmunder Schachtanlage ließ er dieses Berufsziel wieder fallen. Auch das Studium der Philosophie in Berlin gab er nach kurzer Zeit auf, um eine Ausbildung in der Landwirtschaft anzutreten. Im Spätsommer 1849 begann er seine Lehrzeit auf der Domäne Kienitz im Oderbruch. Sein Lehrherr Johann-Gottfried Koppe zählte zu den wenigen ostelbischen Großgrundbesitzern, die die damals noch übliche Prügelstrafe ablehnten und eine menschenwürdige Behandlung der Landarbeiter einforderten. Aus dieser Zeit berichtete Friedrich über die Rübenernte.
"Vierzehn Wochen habe ich so ununterbrochen meistens von morgens bis abends 8 Uhr aushalten müssen, ohne mittags nach Hause kommen zu dürfen. Mein Mittagbrot kriegte ich in einem kleinen Körbchen an irgendeinen Straßenrand hinausgeschickt. So eintönig diese Arbeit scheint, so hat sie doch große Freude gemacht, und das Eintönige derselben erleichterte ich mir dadurch, daß ich in der Frühstücks- und Mittagszeit meinen armen Rübenackerinnen schöne Geschichten vorlas." [2]

Die Lehrzeit betrachtete er als Vorbereitung nicht nur für sein eigenes Leben, sondern er stilisierte das Arbeiten in der Landwirtschaft allgemein als für jedermann nützlich. Noch ganz unter den Eindrücken der Revolution von 1848 stehend, wertete er einen Rückzug auf das Land als Möglichkeit, hier Frieden und Ruhe zu finden. Seinem Vater schrieb er 1853:
"Meine landwirtschaftliche Lehrzeit ist unzweifelhaft die reichste Zeit meines Lebens gewesen und wird mir auch wahrscheinlich immer die angenehmste Erinnerung bleiben, so daß ich dieselbe um keinen Preis missen möchte, sollte ich auch jede beliebige andere Karriere ergriffen haben. Wenn Zeit und Mittel es gestatten, ... so will ich einem jeden unbedingt anraten, dem Juristen sowohl wie dem Forstmann und Bergmann, vor allem aber dem zukünftigen Soldaten, daß er durch solch ein landwirtschaftliches Lehrjahr für sein ganzes Leben neben den großen Vorteilen, die reichlich daraus erwachsen, einen Zufluchtsort sichert, der wenigstens noch für Geld zu kaufen ist, wenn Ruhe, Friede und Unabhängigkeit im öffentlichen Leben nicht mehr für Geld zu haben sind." [3]

Zwischenzeitlich meldete sich Friedrich von Bodelschwingh im Frühjahr 1851 freiwillig zum Militärdienst. Sein Kompaniechef im Kaiser-Franz-Grenadier-Regiment in Berlin war sein Vetter August von Witzleben, der ihn vergeblich dazu drängte, Offizier zu werden. Nach einer schweren Lungen- und Rippenfellentzündung schrieb ihn der Regimentsarzt dienstuntauglich. Am 14.01.1852 wurde er - wie es hieß - "wegen chronischer Engbrüstigkeit als nicht anspruchsberechtigter Halbinvalide" und als "unbrauchbar zur Disposition der Ersatzbehörde" entlassen. [4]

Anfang 1852 trat er als landwirtschaftlicher Inspektor in den Dienst des Gutsherrn Ernst Freiherr Senfft von Pilsach, der mit seinem Vater befreundet war und im hinterpommerschen Gramenz (Kreis Neustettin) ein Landgut von 17.000 Morgen besaß.


[1] Zit. nach Gustav von Bodelschwingh, Friedrich von Bodelschwingh. Leben und Lebenswerk. 2. Aufl., Berlin 1923, S. 31.
[2] Zit. nach Martin Gerhardt, Friedrich von Bodelschwingh. Ein Lebensbild aus der
deutschen Kirchengeschichte, Bd. 1, Bethel 1950, S. 93f.
[3] Friedrich von Bodelschwingh, Briefwechsel Bd. 1, S. 10.
[4] Vgl. Manfred Hellmann, "Es geht kein Mensch über die Erde, den Gott nicht liebt", a.a.O., S. 26.


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OBJEKT-PROVENIENZPrivatbesitz
FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/O. Mahlstedt


QUELLE    Bernard, Johannes | Friedrich von Bodelschwingh | Dia 02, S. 15-17
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit3.8   1850-1899
Sachgebiet9.3   Wohnen, Wohnungsausstattung
DATUM AUFNAHME2004-02-24
DATUM ÄNDERUNG2013-11-13
AUFRUFE GESAMT1759
AUFRUFE IM MONAT25