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(143 KB)   Die Kindergräber der Famile von Bodelschwingh in Dellwig, um 1995 / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/O. Mahlstedt   Die Kindergräber der Famile von Bodelschwingh in Dellwig, um 1995 / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/O. Mahlstedt
TITELDie Kindergräber der Famile von Bodelschwingh in Dellwig, um 1995
DATIERUNG1995 [um]


INFORMATIONIn Dellwig bekamen die Bodelschwinghs noch drei weitere Kinder. Neben dem 1863 in Paris geborenen Sohn Ernst wurden hier 1864 die Tochter Elisabeth und 1866 und 1867 die Söhne Friedrich und Karl geboren. Doch Ende 1868 suchte eine "Stickhusten-Epidemie" die kleine Gemeinde heim. Im Januar 1869 starben diese vier kleinen Kinder im Alter von zwei bis fünf Jahren innerhalb von dreizehn Tagen an Keuchhusten. In seinen Erinnerungen schrieb Bodelschwingh rockblickend: "Damals, als unsere vier Kinder gestorben waren, merkte ich erst, wie hart Gott gegen Menschen sein kann, aber darüber bin ich barmherzig geworden gegen andere." [1]

Unter dem Titel "Von dem Leben und Sterben vier seliger Kinder" veröffentlichte Bodelschwingh im "Westfälischen Hausfreund" einen Bericht, der geprägt ist vom Auferstehungsglauben und vom Weg des Christenmenschen, der auch Gehorsam, Demut und die Bejahung des Todesweges seiner Kinder verlangt. In diesem Bericht, der im Februar 1869 abgefaßt wurde, bezeichnete er das Sterben seiner Kinder als Prüfung, die zu einer Stärkung des Glaubens führen könne.
"Es treibt mich aber auch die Dankbarkeit gegen den Herrn, der uns zwar mit Tränenbrot gespeist und uns mit einem reichen Maß an Tränen getränkt hat, der uns aber auch mit seinen Tröstungen aufgerichtet und gerade auch aus dem Munde unserer sterbenden Kindlein uns eine Macht zugerichtet hat, gegen unsere Feinde, gegen Unglauben und Verzweiflung." [2]

Die Eltern, die später noch vier weitere Kinder - drei Söhne und eine Tochter bekamen, blieben bis Ende 1871 in Dellwig. In der Gemeinde war Bodelschwingh nicht nur wegen seiner rigorosen pietistischen Einstellung umstritten. Bei einer Pfarrerwahl bekam er nur 18 von insgesamt 31 Stimmen. In einer konservativen Position verharrend, lehnte es Bodelschwingh zum Beispiel ab, in seiner Gemeinde neue Gesangbücher einzuführen. Sein Antrag an die Provinzialgemeinde, die alten Gesangbücher weiterzuführen, wurde abgelehnt. Er selbst benutzte weiterhin die alten Bücher.

Im November 1871 entschloß sich Bodelschwingh, die Anstalt für epileptisch Kranke und die sich im Aufbau befindliche Diakonissenanstalt in Bielefeld zu übernehmen, nachdem der erste Anstaltsleiter Friedrich Simon eine Pastorenstelle in Bielefeld angenommen hatte.

Die "Rheinisch-Westfälische Anstalt für Epileptische" war von einem Kreis evangelischer Kaufleute um den Fabrikanten Gottfried Bansi und von Geistlichen der Minden-Ravensberger Erweckungsbewegung 1867 in Bielefeld gegründet worden. Als Vorbild dieser Anstalt diente eine von John Bost 1848 in Frankreich eingerichtete Kommunität für Epilepsiekranke. Der evangelische Pastor John Bost (1817-1881) wandte sich frühzeitig gegen Vorurteile der Epilepsie-Krankheit und eine abgesonderte Behandlung der Kranken in geschlossenen Anstalten. Dem rheinisch-westfälischen Provinzialausschuß für Innere Mission in Langenberg machte Bost Mut, eine Einrichtung für epilepsiekranke Kinder zu gründen: "Einen Kranken beruhigen und trösten, heißt das nicht schon, ihm die Heilung ankündigen, ... eine Kirche hat nicht das Recht zu existieren, wenn sie ihre Pforten den kranken Schafen verschließt. " [3]

Die Aufnahme zeigt die Kindergräber auf dem Friedhof in Dellwig heute.


[1] Zit. nach Manfred Heilmann, "Es geht kein Mensch über die Erde, den Gott nicht liebt", a.a.O., S. 75.
[2] Friedrich von Bodelschwingh, Ausgewählte Schriften I, a.a.0., S. 477.
[3] Zit. nach Manfred Hellmann, "Es geht kein Mensch über die Erde, den Gott nicht liebt", a.a.O., S. 89.


TECHNIKFoto
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FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/O. Mahlstedt


QUELLE    Bernard, Johannes | Friedrich von Bodelschwingh | Dia 06, S. 28f.
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit3.8   1850-1899
Ort1.12.3   Fröndenberg, Stadt
Sachgebiet6.9   Ehe, Partnerschaft, Familie, Familienleben
6.10.3   Tod, Witwenschaft, Witwerschaft
DATUM AUFNAHME2004-02-24
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