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(90 KB)   Die westfälische Presse im Kulturkampf - Titelköpfe einiger Zeitungen, 1873 / 1879 / Münster, Verlag Aschendorff / Münster, Landesarchiv NRW / Staatsarchiv Münster / Münster, Landesmedienzentrum für Westfalen/E. Tschich   Die westfälische Presse im Kulturkampf - Titelköpfe einiger Zeitungen, 1873 / 1879 / Münster, Verlag Aschendorff / Münster, Landesarchiv NRW / Staatsarchiv Münster / Münster, Landesmedienzentrum für Westfalen/E. Tschich
TITELDie westfälische Presse im Kulturkampf - Titelköpfe einiger Zeitungen, 1873 / 1879
DATIERUNG1873 / 1879
GEOPOSITIONGoogle Maps OSM | 51.745228273865200 (NS), 8.712327182292938 (EW) (exakt)


INFORMATIONNach dem Attentat auf Bismarck richteten sich die Staatsmaßnahmen besonders gegen die katholische Presse. In Westfalen traten die Zensurmaßnahmen vor allem den "Münsterischen Anzeiger", - neben dem "Westfälischen Merkur" - eine der verbreitetsten Tageszeitungen auf katholischer Seite. Für die nebenstehende Abbildung wurden die wechselnden Kopfzeilen aus dem Jahre 1873 zusammengestellt. Sie veranschaulichen eindrucksvoll die Sanktionen, denen sich die Zeitung ausgesetzt sah. Im Oktober wurde dem "Münsterischen Anzeiger" auf Anweisung des Oberpräsidiums wegen "staatsfeindlicher Haltung" die Eigenschaft als Kreisblatt entzogen. Von seiten der Zeitung reagierte man sofort und änderte den Titel in "früheres Kreisblatt für die Kreise Münster, Ahaus und Beckum". Wie zu erwarten, führte dies zu weiteren Strafen. Ende November blieb deswegen die Kopfzeile ganz frei, da man, wie der Verlag in derselben Ausgabe ironisch kommentierte, "kein Bedürfnis zu überflüssigen Geld-Ausgaben empfand". Seit Dezember erschien dann die Zeitung in Anlehnung an den Wahlspruch des Zentrums unter dem provokativen Titel "Für Wahrheit, Recht und Freiheit gegen Lüge und Heuchelei". Dieser Affront gegen die Staatsbehörden löste natürlich weitere Geld-, aber auch Haftstrafen aus.

Aus dem Fond zur Subvention patriotischer Zeitungen wurde ab Anfang Oktober 1873 auf besonderes Betreiben des westfälischen Oberpräsidenten die "Westfälische Provinzialzeitung" finanziert; ein Regierungsblatt, das sich zum Ziel gesetzt hatte, die "nationale und patriotische Gesinnung in den von der ultramontanen Presse beherrschten katholischen Landesteilen der Provinz Westfalen, ... zu nähren und zu pflegen." [1]

Von Beginn an galt die "Westfälische Provinzialzeitung" als religionsfeindlich und altkatholisch. Die Resonanz in der überwiegend katholischen Bevölkerung war deshalb gering. Da das Blatt das Wappen der Provinz - das springende Sachsenroß - im Kopf führte, wurde es im Volksmund schnell als "Pferdeblättchen" verspottet. Zur Rettung der Zeitung erschienen seit 1875 alle amtlichen Bekanntmachungen ausschließlich in dem Regierungsorgan. Dies sollte zu neuen Abonnenten führen. Trotz solcher Maßnahmen war der Niedergang der Provinzialzeitung nicht aufzuhalten. Besonders seit dem Stimmungsumschwung in Preußen ab 1879 flossen die Subventionen immer spärlicher. Genau nach neun Jahren - am 01.10.1882 - stellte diese von der Regierung mit allen Mitteln gehaltene Zeitung ihr Erscheinen ein.


[1] Bericht des münsterischen Regierungspräsidenten Delius an das Innenministerium vom 15.07.1875, zitiert nach Albert Wand: Die "Westfälische Provinzialzeitung" (1873-1882), in: Dortmunder Beiträge zur Zeitungsforschung 2 (1958), S. 61-70, hier S. 63.


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OBJEKT-PROVENIENZMünster, Verlag Aschendorff / Münster, Landesarchiv NRW / Staatsarchiv Münster
FOTO-PROVENIENZMünster, Landesmedienzentrum für Westfalen/E. Tschich


QUELLE    Roerkohl, Anne | Der Kulturkampf in Westfalen | Dia 09, S. 31
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Zeit3.8   1850-1899
3.8.4   Kulturkampf <1871-1887>
Ort2.30.37   Westfalen, Provinz (Preußen) <1815-22.08.1946>
DATUM AUFNAHME2004-02-04
AUFRUFE GESAMT506
AUFRUFE IM MONAT145