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(91 KB)   Die Teuerung der wichtigsten Nahrungsmittel in Westfalen während des Ersten Weltkrieges 1914-1918 / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/E. Uthmann   Die Teuerung der wichtigsten Nahrungsmittel in Westfalen während des Ersten Weltkrieges 1914-1918 / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/E. Uthmann
TITELDie Teuerung der wichtigsten Nahrungsmittel in Westfalen während des Ersten Weltkrieges 1914-1918


INFORMATIONMit Kriegsbeginn stiegen alle Lebensmittelpreise mehr oder weniger an. Weil die Preisbewegung in den ersten Kriegsmonaten dem freien Marktverkehr überlassen blieb, war besonders im September und Oktober eine sprunghafte Bewegung nach oben zu verzeichnen. Dies war zum größten Teil auf das spekulative Verhalten der Produzenten zurückzuführen, die die gesteigerte Nachfrage ausnützten. Ein weiterer Grund war die Futtermittelnot Da die Gerstenimporte völlig versiegten, wurde in stärkerem Maße als Ersatz Roggen verfüttert, so daß auch hier die Preise anzogen.

Nach längerem Zögern entschloß sich der Bundesrat im November, für das gesamte Deutsche Reich zentrale Höchstpreise zu normieren. Zuerst für Brotgetreide und Mehl, folgten im Laufe des zweiten Kriegsjahres Preisfestsetzungen für fast alle wichtigen Nahrungsmittel. Aber auch diese Höchstpreise wurden bald überschritten und mußten im weiteren Verlauf des Krieges wiederholt heraufgesetzt werden. Man war gezwungen für die ländlichen Erzeuger einen Produktionsanreiz zu schaffen, der im Widerspruch zu dem Interesse der Verbraucher an Niedrigpreisen stand. Da die westlichen Reichsgebiete und mit ihnen die Provinz Westfalen, durch den Wegfall der Einfuhrmöglichkeiten zum größten Teil aus den östlichen Überschußprovinzen versorgt wurden, kam es zur Bildung von Staffeltarifen im Großhandel. So nahmen die Preise vom Osten nach dem Westen und Süden zu. In Westfalen und dem Rheinland waren sie am höchsten. Auf den Kleinhandel in den Städten und Landgemeinden hatte die Festsetzung der Großhandelspreise keinen Einfluß; hier stiegen die Preise auch weiterhin stark an und trieben die Lebenshaltungskosten im Bereich der Nahrungsmittelversorgung in die Höhe.

In dem Diagramm ist die Entwicklung der Durchschnittspreise ausgewählter Nahrungsmittel in elf westfälischen Städten zu verfolgen. Betrachtet man den zeitlichen Verlauf der Preisentwicklung, so ist bei allen Waren von 1914 bis 1915 ein Anstieg zu beobachten; erst 1916 kam es bei Brot und Kartoffeln zu einer Stagnation bzw. einem Rückgang. Die Kleinhandelspreise der anderen Produkte hingegen kletterten nach oben. Das Kriegsjahr 1917 stand ganz im Zeichen der katastrophalen Kartoffelernte, die den berühmt berüchtigten "Kohlrübenwinter" verursachte. Die Brotpreise mußten mit Rücksicht auf die gewaltige Kartoffelteuerung niedrig gehalten werden. Während dieser Zeit stieg der Preis der übrigen Nahrungsmittel noch einmal sprunghaft an und erfaßte schließlich 1918 alle Waren.

Vergleicht man die prozentuale Teuerung der Nahrungsmittel bis Kriegsende untereinander, so ergeben sich zwei Hauptgruppen. Der größte Preisanstieg fiel auf tierische Produkte. Als nächstes folgte Reis als ausschließliches Importgut. Die zweite Gruppe bildeten die Grundnahrungsmittel Brot und Kartoffeln, deren Preise im Verhältnis zu 1914 am niedrigsten blieben. Das hohe Preisniveau bei den tierischen Erzeugnissen war durch den Einfuhrrückgang bedingt. Bei Schweineschmalz, Butter und Eiern reichte die inländische Produktion für den Bedarf bei weitem nicht aus. Diese Nahrungsmittel entwickelten sich immer mehr zu Mangelwaren und zu bevorzugten Handelsobjekten des Schwarzen Marktes. Da das Deutsche Reich einer der führenden Zuckerrübenproduzenten war, konnten die Zuckerpreise bis zum letzten Kriegsjahr relativ niedrig gehalten werden. Erst dann machte sich auch hier eine Teuerung bemerkbar.

Die Eckpfeiler des Ernährungssystems bildeten für den größten Teil der Bevölkerung Brot und Kartoffeln. Sie spielten im privaten Haushalt eine zentrale Rolle, und jede Preisverteuerung führte zu heftigen Protesten der Verbraucher.


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FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/E. Uthmann


QUELLE    Roerkohl, Anne | Der Erste Weltkrieg in Westfalen | Dia 05, S. 28-30
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ95   Grafik, Schaubild, Diagramm
Zeit3.9   1900-1949
Ort2.30.37   Westfalen, Provinz (Preußen) <1815-22.08.1946>
Sachgebiet9.4   Konsum, Nahrung
DATUM AUFNAHME2004-02-25
AUFRUFE GESAMT4032
AUFRUFE IM MONAT265