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(96 KB)   "Kalkulators beim Gartenbau": Zeitgenössische Karikatur aus: Simplizissimus, 22. Jg., Nr. 15, München 1917 / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/E. Uthmann   "Kalkulators beim Gartenbau": Zeitgenössische Karikatur aus: Simplizissimus, 22. Jg., Nr. 15, München 1917 / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/E. Uthmann
TITEL"Kalkulators beim Gartenbau": Zeitgenössische Karikatur aus: Simplizissimus, 22. Jg., Nr. 15, München 1917
DATIERUNG1917


INFORMATIONDie dargestellte Karikatur spielt darauf an, daß nicht jeder, der in der Kriegszeit den verständlichen Wunsch verspürte einen eigenen Garten zu bewirtschaften, auch die Fähigkeiten hierzu mitbrachte. In den Städten wandten sich viele Menschen dem Gartenbau zu, die niemals zuvor einen Spaten oder eine Hacke in der Hand hielten. Gartenhandbücher und andere theoretische Abhandlungen mußten fehlende Erfahrungen ersetzen. Für viele Familien bildeten Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten eine willkommene Bereicherung der täglichen Kriegskost.

Auch einzelne Stadtverwaltungen sahen in der Förderung des Kleingartenwesens ein wirksames Mittel zur Linderung der wirtschaftlichen und sozialen Not des Krieges. Die Gemeinden nahmen entweder die Organisation selbst in die Hand, oder sie überließen sie gemeinnützigen Vereinen, die sie durch die Bereitstellung von brachliegenden Ländereien, finanziellen Zuschüssen und Beihilfen unterstützten. Gleichzeitig war eine Unterweisung der neuen Kleingärtner durch Sachverständige, Veröffentlichungen in Zeitschriften und Gartenfibeln notwendig, da die Kenntnisse wohl in den wenigsten Fällen ausreichten, einen erfolgreichen Anbau zu garantieren.

Die Ausdehnung des Kleingartenwesens fand auch auf staatlicher Ebene Unterstützung durch die im Februar 1916 erfolgte Gründung der "Zentralstelle für den Gemüsebau im Kleingarten", die Kontakt zu den einzelnen Städten unterhielt und verschiedene Flugblätter und Broschüren über die Grundregeln des Gartenbaus herausgab. Auf einem Flugblatt jener Zeit wird einleitend die Bedeutung des eigenen Gartens für das Durchhalten der Heimatfront herausgestellt:
"Noch mehr Kriegsgemüse im Sommer 1916!
Grundbesitzer! Gebt auch das letzte Stück geeignetes Brachland her zum Kartoffel- und Gemüsebau!
Heimkämpfer! Helft alle zum endgültigen Siege mit.
Dem vorjährigen Aufrufe sind Zehntausende von Familien nachgekommen, Millionen Quadratmeter vorheriges Brachland wurden mit Erfolg bebaut.
Im zweiten Kriegsjahr ist das Durchhalten aber schwerer wie im ersten.
Deshalb müssen die großen Erfolge des Kriegsgemüsebaues in diesem Jahr noch überboten werden.
Ihr Heimkämpfer, nützt die bisher gemachten Erfahrungen aus:
Schließt Euch zum gemeinsamen Bezug von Saatgut und Düngemitteln zusammen,
Laßt Euch von Sachverständigen beraten und anleiten,
Vergeudet nicht Mühe und Geld auf ungeeignetem, schlechtem oder totem Boden,
Beschränkt Euch auf Kriegsgemüse, die satt machen und Erfolg versprechen und überlaßt feinere Gemüse dem Berufsgärtner,
Beherzigt die Anleitungen dieses Flugblattes!" [1]

Die dann folgenden Anleitungen beziehen sich auf den Anbau bestimmter Gemüsesorten; aber auch Maßnahmen im Kampf gegen Gemüseschädlinge werden angesprochen.

Um die Kleingartenbestrebungen in der Provinz Westfalen zusammenzufassen und produktiver zu gestalten, bildete sich am 16.11.1916 ein "Westfälischer Fachausschuß für Kleingartenbau". In einem Rundschreiben des Ausschusses an alle größeren westfälischen Städte und Gemeinden im Februar 1917 wurden diese aufgefordert, Sorge für eine sparsame Verwendung des wertvollen Saatgutes zu tragen, für eine Ausdehnung des Kleingartenbaus zu werben und geeignetes Gelände hierfür zur Verfügung zu stellen. Neben den angesprochenen Städten förderten vor allem Dortmund und Münster in ihrem Stadtgebiet die private Gartenhaltung.


[1] Staatsarchiv Detmold, Regierung Minden, M 1 III Nr. 489.


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FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/E. Uthmann


QUELLE    Roerkohl, Anne | Der Erste Weltkrieg in Westfalen | Dia 08, S. 36f.
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
120   Karikatur
165   Presseveröffentlichung (Zeitungsartikel)
Zeit3.9   1900-1949
Sachgebiet9.4   Konsum, Nahrung
14.11   Karikatur
DATUM AUFNAHME2004-02-25
AUFRUFE GESAMT3451
AUFRUFE IM MONAT185