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(51 KB)   Traditionelle Kreuztracht zu Ostern in Menden / Menden, J. Friedrich / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/E. Tschich   Traditionelle Kreuztracht zu Ostern in Menden / Menden, J. Friedrich / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/E. Tschich
TITELTraditionelle Kreuztracht zu Ostern in Menden
GEOPOSITIONGoogle Maps OSM | 51.745228273865200 (NS), 8.712327182292938 (EW) (exakt)


INFORMATIONKarfreitag: Im sauerländischen Menden wird der Kreuzweg durch die Straßen der Stadt nachvollzogen. Der Christusdarsteller trägt eine weiße Tunika, darüber eine scharlachrote Toga. Hinter ihm, ebenfalls im historischen Kostüm, der Darsteller des Simon von Cyrene, gekleidet in einer braunen Tunika. Die Prozession wird von einer größeren Menschenmenge begleitet. Auch in anderen westfälischen Städten wie Delbrück, Wiedenbrück und Sundern bei Stockum hat sich die Tradition der Kreuztracht erhalten.

Die Kreuztracht entstand während der Gegenreformation - als Mittel der Volksmission. Ihre demonstrativen Züge erhielt sie in Zeiten von Unheil, Not und Verfolgung; nach dem Dreißigjährigen Krieg, zuletzt im Kulturkampf vor 120 Jahren - aber auch wieder neu nach den Verboten im Dritten Reich. Die Prozession der Katholiken wurde zu einer öffentlichen Kundgebung, eine Demonstration traditioneller Volksfrömmigkeit und ebenso traditionellem Geltungsanspruch. Während des Kulturkampfes wurden Prozessionen zum Politikum, ja zum Straftatbestand. Der Staat sah in ihnen einen "römischen Kultus" mit dem man "agitatorischen Mißbrauch" trieb.

Der diskriminierende Druck von außen förderte die innere Stabilisierung. Aus dem Kulturkampf ging deshalb nicht nur der politische Katholizismus gestärkt hervor, sondern auch traditionelle Volksfrömmigkeitsformen erfuhren eine restaurative Erneuerung und Ausweitung. Um der fortschreitenden "Verwilderung" der menschlichen Gesellschaft entgegenzuwirken, setzte Pius IX auf eine verstärkte Heiligsprechung. Das Beispiel der Heiligen sollte helfen, alle Härten bei der Verteidigung des Glaubens standhaft zu ertragen:
"Da in diesen höchst stürmischen und schweren Zeiten ... gegen diesen Heiligen Apostolischen Stuhl so vielfaches Unrecht geübt, die Kirche so vielfach verwundet wird, wo man die Freiheit, die Rechte und die Lehre der Kirche in beklagenswerther Weise verletzt und bekämpft,... wünschen Wir gar sehr, neue Fürsprecher bei Gott zu haben." [1]

Ebenso wurden während seiner Amtszeit neue Frömmigkeitsformen eingeführt: der Schutzengelkult, die Devotion der Heiligen Familie - im Zentrum der Handwerksmann Josef, die Immaculata-Verehrung, das Antonius-Brot, die Maiandacht und vor allem aber der Herz-Jesu-Kult. Die Mehrzahl dieser Andachts- und Kultformen waren zwar regional nicht gänzlich neu, bekamen aber jetzt eine "gesamtkirchliche" Ausrichtung. Sie sollten die religiöse und politische Ideologie in den Verständnis- und Orientierungshorizont der Bevölkerung übertragen. Damit wurde die traditionelle Volksfrömmigkeit während des Kulturkampfes auf neue symbolische und rituelle Inhalte gebracht und geriet immer mehr unter das Diktat der Kirche. Diese relativ
"geschlossene katholische Bewußtseins- und Lebenswelt bewahrte ihre wesentlichen Konturen bis weit nach dem 2. Weltkrieg. Über eine Zeitdauer von fast 100 Jahren bestimmten die im Kulturkampf formierten Frömmigkeitsformen das Bild des deutschen Katholizismus." [2]


[1] Zitiert nach Clemens Schrader: Der Papst und die modernen Ideen, Wien 1865, Bd. 2, S. 21.
[2] G. Korff: Kulturkampf und Volksfrömmigkeit, Göttingen 1986, S. 151.


TECHNIKFoto
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OBJEKT-PROVENIENZMenden, J. Friedrich
FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/E. Tschich


QUELLE    Roerkohl, Anne | Der Kulturkampf in Westfalen | Dia 11, S. 34f.
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Ort1.8.10   Menden Sauerland, Stadt
DATUM AUFNAHME2004-02-04
AUFRUFE GESAMT238
AUFRUFE IM MONAT45