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(127 KB)   Biermann, Gottlieb, Berlin: Kinder der Familie Herbers, 1884 / Iserlohn, Stadtarchiv / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen   Biermann, Gottlieb, Berlin: Kinder der Familie Herbers, 1884 / Iserlohn, Stadtarchiv / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen
TITELKinder der Familie Herbers, 1884
URHEBER OBJEKTBiermann, Gottlieb, Berlin
DATIERUNG1884


INFORMATIONDargestellt sind v.l.n.r.: Auguste, gen. Asta, (1878-1964), verh. (1907) mit Julius Berninghaus; Louise, gen. Lily, (1876-1944), verh. (1906) mit Dr. Fritz Thomée; Hermann (1881-1953); Dorothea, gen. Thea, (1875-1947), verh. (1909) mit Dr. Carl Peters.

Dieses aufwendige Kinderbild wurde ebenfalls von dem Berliner Portraitmaler Prof. Gottlieb Biermann gemalt. Es entstand kurz vor der Geburt des Sohnes Carl. Wie das Portrait des Iserlohner Kommerzienrats war es für den großen Festsaal bestimmt. Die Wiedergabe seiner Frau Margarete Herbers, als Pendant gemalt, ist heute verschollen. Es liegt lediglich eine fotografische Reproduktion im Nachlaß vor. Das Kinderbild ist in vielerlei Hinsicht aufschlußreich. Zunächst fällt der über 40 cm breite Rahmen mit dem üppigen Blattwerk ins Auge. Gekrönt wird das Bild durch eine Zierkartusche mit den Initialen der Namen der Eltern, in der Anordnung und in der Gestaltung einem adeligen Wappen ähnlich. Auch dieses Bild erinnert dem Aufbau und der Größe nach an ein höfisches Repräsentationsbild. Der Maler versetzt die vier Kinder, die in natürlicher Größe dargestellt sind, in den Park der Villa. Die ganze Darstellung wirkt inszeniert. Die Kinder werden bis auf das jüngste, den Sohn Hermann, in Festtagskleidern dargestellt. Drei der Kinder sitzen auf einer steinernen Parkbank, während die älteste Tochter Dorothea sich stehend an diese Bank lehnt und dabei den kleinen Bruder zu stützen scheint.

Betrachtet man die Blickrichtungen der Dargestellten, so entsteht der Eindruck, daß Distanz und eine gewisse Beziehungslosigkeit untereinander vorherrschen. Ein Blickkontakt zum Betrachter wird ebenfalls vermieden. Nur durch die Komposition der Figurengruppe werden die vier Geschwister als zusammengehörig erkennbar. Auf den ersten Blick ist eine Hierarchisierung nicht zu erkennen, die Bildmitte bleibt frei. Sie wird durch die Bank und durch Pflanzen bestimmt. Betrachtet man jedoch die Bildkomposition und die gestalterischen Merkmale genauer, so wird neben der inneren Geschlossenheit auch die Heraushebung einzelner Dargestellter erkennbar. Eine diagonale Beinlinie verbindet zunächst die beiden jüngsten Kinder, Auguste und Hermann, eine weitere Kopflinie die beiden genannten Geschwister mit der rechtsstehenden älteren Schwester Dorothea. Hervorgehoben wird schließlich durch die Plazierung im Vordergrund, auf der Armlehne sitzend, der Sohn Hermann als Stammhalter. Die Lehne dient dabei gleichzeitig als Postament. Sie ist mit einer Sphinx aus Bronze, einem Herrschersymbol des Altertums, verziert. Hermanns Rang wird durch weitere Mittel betont: Er unterscheidet sich durch leichtere Bekleidung, durch die hellere Farbgebung und durch seine Barfüßigkeit von seinen Schwestern. Desweiteren wird seine Position innerhalb der Geschwistergruppe dadurch unterstrichen, daß der Maler den kleineren Bruder in den Schnittpunkt zweier Kopflinien plaziert. Der Verweis auf den besonderen Rang wird durch ein weiteres gestalterisches Merkmal abgerundet, indem der Maler das Kind die vorderste Position im Bild einnehmen läßt. In diesem Zusammenhang ist auch der Verweis des Malers auf die Villa, die fast schemenhaft als räumlich tiefster Punkt dargestellt wird, zu beachten.

Die Kinder werden nicht im Spiel oder in der Geborgenheit des Hauses im Kreis der Familie dargestellt. Der Maler löst die Familie durch diese getrennte Darstellung in drei Teilbereiche auf: Vater, Mutter, Kinder. Die einzigen "Bezugspersonen" für die Kinder sind die dargestellten Haustiere. In ihren Händen halten die Kinder auch keine Gegenstände, die einen Rückschluß auf individuelle Neigungen und Vorlieben zuließen, zu erkennen sind lediglich Beigaben mit symbolhaftem Hintergrund: Auguste umfaßt mit ihrem rechten Arm einen kleinen weißen Schoßhund; bei Personendarstellungen gilt der Hund als Metapher der Treue. Auf der Bank neben Auguste sind Früchte zu erkennen, sie stehen häufig für Fruchtbarkeit und Leben. Hermann hält in seinem rechten Arm einen Hasen. Wegen seiner Fruchtbarkeit ist auch er ein Symbol des Lebens. Die Blumen, von Dorothea im linken Arm gehalten, gelten als Sinnbild des Wachstums und der Schönheit.

Die Aufgabe der Kinder ist es, den Wohlstand und die gesellschaftliche Stellung der Eltern zu dokumentieren und den Fortbestand der Familie zu sichern.


MATERIALÖl auf Leinwand
FORMATjpg
MASZE185 x 220 cm (o. Rahmen), 260 x 320 cm (m. Rahmen)


OBJEKT-PROVENIENZIserlohn, Stadtarchiv
FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen


QUELLE    Bettge, Götz | Kommerzienrat Friedrich Hermann Herbers | Dia 08, S. 45-47
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit3.8   1850-1899
Ort1.8.6   Iserlohn, Stadt
Sachgebiet6.9   Ehe, Partnerschaft, Familie, Familienleben
DATUM AUFNAHME2004-02-25
AUFRUFE GESAMT188
AUFRUFE IM MONAT17