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(88 KB)   Erzieherin und Kinder bei Bastelarbeiten im Kindergarten Am Inselbogen in Münster, 1997 / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/S. Sagurna   Erzieherin und Kinder bei Bastelarbeiten im Kindergarten Am Inselbogen in Münster, 1997 / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/S. Sagurna
TITELErzieherin und Kinder bei Bastelarbeiten im Kindergarten Am Inselbogen in Münster, 1997
DATIERUNG1997


INFORMATIONUngeachtet der erweiterten Berufschancen entscheiden sich viele Frauen nach wie vor für einen sogenannten typischen Frauenberuf. Es handelt sich dabei um die klassischen Tätigkeitsfelder im Dienstleistungssektor, vor allem um erziehende und pflegende Berufe. [1] Der Berufsbildungsbericht der Bundesregierung belegt, daß sich 1993 mehr als die Hälfte aller weiblichen Auszubildenden für nur zehn verschiedene Berufe entschied. Der Frauenanteil in den Berufsfeldern Gesundheit und Soziales bewegt sich zwischen 71,1 % (Krankenschwester) und 100 % (Zahnarzthelferin). Der Beruf der Erzieherin ist mit einem Frauenanteil von mehr als 90 % eine weibliche Domäne [2]

Das Bild zeigt eine Erzieherin im städtischen Kindergarten Am Inselbogen in Münster, die mit Kindern bastelt. Es handelte sich um ein Beschäftigungsangebot während einer "afrikanischen Woche", in der den Kindern das Leben auf dem südlichen Kontinent nähergebracht werden sollte. Diese konkreten Angebote sind nur ein Aspekt der täglichen Arbeit der Erzieherinnen. Stand früher in den Kindergärten die Vorbereitung auf die Schule im Vordergrund der Kindergartenarbeit, legen die Erzieherinnen heute besonderen Wert auf die Ausbildung sozialer Kompetenz und früher Eigenverantwortlichkeit. Anders als noch vor einigen Jahren, als die Erzieherinnen den Tagesablauf der Kinder durch festgelegte Arbeitspläne maßgeblich bestimmten, wird in dem modernen Konzept des Kindergartens Am Inselbogen den Interessen und Bedürfnissen der Kinder mehr Raum gewährt. Die Kinder können frei zwischen verschiedenen Angeboten, zum Beispiel Bastelarbeiten, dem Spiel in der Puppen- oder Bauecke, wählen. Jeweils eine Erzieherin betreut ein Angebot und steht den Kindern als Ansprechpartner zur Verfügung. Feste Zuständigkeiten haben die Kindergärtnerinnen nicht. Im vorliegenden Bild erklärt die Erzieherin drei interessierten Kindern eine Bastelarbeit im Rahmen der Projektwoche "Afrika". Die dazu notwendigen Utensilien sind auf dem Tisch im Bildvordergrund zu sehen. Das Gespräch mit den Kindern beim Basteln bietet die Gelegenheit, auf Fragen einzugehen und Zusammenhänge spielerisch zu erklären. Neben der Entscheidungsfreiheit lernen die Kinder aber auch, sich den Regeln einer Gruppe anzupassen. So ist das Aufräumen nach dem Spiel den Kindern ebenso vertraut wie die Ruhezeit während der Mittagspause.

Die Erzieherinnen nehmen mit ihrer Arbeit auf die Entwicklung der Kinder großen Einfluß. Während ihrer Ausbildung besuchen sie für zwei Jahre eine Fachoberschule. Zum Abschluß absolvieren die Kindergärtnerinnen ein "Anerkennungsjahr", in dem sie praktische Erfahrungen im Umgang mit Kindern sammeln.

Der schulische Ausbildungsweg wird von Frauen deutlich häufiger gewählt als von Männern, die meist betriebliche Ausbildungsformen bevorzugen. [3] Die Ursachen für die Entscheidung vieler Frauen für die "klassischen" Frauenberufe sind noch immer in der Sozialisation zu suchen. Die Zuständigkeit der Frau für Familie und Kindererziehung, die Beschreibung von Helfen, Pflegen und Erziehen als "weibliche Tugenden" wirkt sich nach wie vor auf die Berufswahl vieler Mädchen aus. Die Mädchen tragen mit ihrer Entscheidung auch der Situation auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt Rechnung. "Sie verabschieden sich von Wunschberufen und konzentrieren sich auf die, in denen sie eine Ausbildungschance haben; zugleich lernen sie sich als zweitrangige Arbeitskraft zu begreifen." [4] Nicht zuletzt die Furcht vor beruflicher Benachteiligung in typischen Männerberufen hält die Mädchen von einer Ausbildung in diesen Branchen ab.

Diese Konzentration auf wenige Ausbildungsberufe schwächt die Position der Frauen auf dem Arbeitsmarkt. In den Verwaltungen, im Handel, vielen Dienstleistungsbereichen und den "frauentypischen" Industriezweigen werden seit Jahren immer weniger Ausbildungsplätze zur Verfügung gestellt. Angesichts der immer rarer werdenden Lehrstellen wird der Konkurrenzdruck zwischen Jungen und Mädchen immer stärker. Oft haben Mädchen - auch wegen der unterstellten Familienorientierung - in dieser Auseinandersetzung das Nachsehen. [5] Die traditionelle Benachteiligung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt in wirtschaftlichen Krisenzeiten zeigt sich auch am Ende des 20. Jahrhundert noch - wenngleich in deutlich abgeschwächter Form.


[1] IW-Dossier: Frauen in der Arbeitswelt, S. 1.
[2] Vgl. Landesarbeitsamt Nordrhein-Westfalen: Frauen und Arbeitsmarkt 1995, S. 23, Tabelle 7.
[3] Ebd., S. 70.
[4] Zit. nach: Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.): Frauen in Deutschland, S. 23.
[5] Ebd.


TECHNIKFoto
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FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/S. Sagurna


QUELLE    Kurzweg, Martina | Frauenerwerbsarbeit im Wandel | Dia 10, S. 42-44
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit3.10   1950-1999
Ort3.5   Münster, Stadt <Kreisfr. Stadt>
Sachgebiet6.8.8   Frauen
10.9.2   Arbeitswelt
DATUM AUFNAHME2004-02-25
AUFRUFE GESAMT225
AUFRUFE IM MONAT74