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(152 KB)   Werkzeugherstellung in der Steinzeit: Feuersteinbeil (Jungsteinzeit, Holzschaft Nachbildung), Fundort: unbekannt / Münster, Westfälisches Museum für Archäologie   Werkzeugherstellung in der Steinzeit: Feuersteinbeil (Jungsteinzeit, Holzschaft Nachbildung), Fundort: unbekannt / Münster, Westfälisches Museum für Archäologie
TITELWerkzeugherstellung in der Steinzeit: Feuersteinbeil (Jungsteinzeit, Holzschaft Nachbildung), Fundort: unbekannt


INFORMATIONDie Beilklingen der Jungsteinzeit erforderten eine aufwendige Holzschäftung, da sie keine Durchlochung zur Aufnahme eines Stiels besitzen. Von Fundplätzen aus Dänemark [1] und der Schweiz [2] sind zahlreiche vollständig erhaltene jungsteinzeitliche Holzschäfte mit eingesetzten Beilklingen bekannt, die Hinweise auf die verschiedenen Schäftungsmöglichkeiten geben. Die Abbildung zeigt die Schäftung eines dünnackigen geschliffenen Feuersteinbeils, die nach einem dänischen Moorfund angefertigt wurde. Der ca. 55 cm lange Holzschaft umschließt die recht große, flache Feuersteinklinge, so daß sie sicher in dem leicht keulenförmig verstärkten Ende des Schafts gehalten wird. Die sorgfältig gearbeitete Klingenrast ist so angelegt, daß das Nackenende der Klinge frei herausragt. Am Holmende ist die von jungsteinzeitlichen Vorbildern bekannte Handrast zu erkennen, die die Handhabung des Beils verbessert.

Schäftungen dieser Art erfordern ausgesuchtes Rohmaterial, das der hohen Beanspruchung widersteht. Bevorzugt wurde vor allem Eschenholz, ein zähes, parallelfaseriges und gegen Biegung widerstandsfähiges Holz. Nur durch entsprechende Materialqualität kann die Spaltwirkung der bei der Benutzung des Beils durch den Schlag zurückgetriebenen Klinge vermindert werden. Um eine Spaltung des Holzschafts zu verhindern, wurde bei kleineren Beilen die Klinge oftmals auch nicht direkt in den Holzschaft eingesetzt, sondern in ein Zwischenfutter aus elastischem Hirschgeweih eingepaßt. [3] Jungsteinzeitliche Funde aus der Schweiz belegen Holzschäfte mit einem sogenannten Flügelkopf (vgl. Abb. 2). Sie wurden aus dem Unterende eines Eschenstamms gefertigt, wobei zugleich ein Wurzelansatz in den Schaft einbezogen wurde, der den gebogenen Flügelkopf bildete. [4] Auch bei dieser Schäftungsart sollte durch den Verlauf der Holzfaser, Qualität und Stärke des Materials ein Spalten des Schafts durch die eingesetzte Klinge verhindert werden.

Mit diesen aufwendig angefertigten Beilen verfügte der jungsteinzeitliche Benutzer über ein hervorragendes und bei sachgerechtem Gebrauch haltbares Arbeitsgerät, das zum Fällen, Ausasten und Zerteilen von Bäumen sicherlich gut geeignet war. Nach längerem Gebrauch mußte, wie bei heutigen stählernen Äxten auch, gelegentlich die Flintklinge nachgeschliffen werden.


[1] Vgl. Johannes Brønsted, Danmarks Oldtid. Stenalderen, Kopenhagen 1938, S. 135-139.
[2] Vgl. Hansjürgen Mütter-Beck, Seeberg, Burgäschisee-Süd; Holzgeräte und Holzbearbeitung. Acta Bernensia II, Teil 5, Bern 1965, S. 13ff.
[3] Ebd., S. 25.
[4] Ebd., S. 16ff.


TECHNIKFoto
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OBJEKT-PROVENIENZMünster, Westfälisches Museum für Archäologie


QUELLE    Wiechers-Weidner, Renate | Werkzeugherstellung in der Steinzeit | Dia 08, S. 22f.
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit1.3   Jungsteinzeit (Neolithikum)
DATUM AUFNAHME2004-02-25
AUFRUFE GESAMT155
AUFRUFE IM MONAT33