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(123 KB)   Porta Westfalica: Inschrift am Kaiser-Wilhelm-Denkmal / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/O. Mahlstedt   Porta Westfalica: Inschrift am Kaiser-Wilhelm-Denkmal / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/O. Mahlstedt
TITELPorta Westfalica: Inschrift am Kaiser-Wilhelm-Denkmal
DATIERUNG1994 [um]
DATIERUNG HANDLG.1994


INFORMATION"Der Große? - Das paßt vielleicht nicht ganz: aber ein Ritter war er, ein Held." (Otto von Bismarck) [1]

Die Inschrift, die sich in dem Wappenfeld unterhalb der Hochterrasse, zwischen den beiden Treppenaufgängen befindet, lautet:
"Wilhelm dem Großen
Die Provinz Westfalen"

Sie wird eingerahmt von zwei Kaiserkronen mit Kronenbändern, von denen ein Strahlennimbus ausgeht.

Um diese Inschrift hat es ebenfalls einen heftigen Konflikt zwischen Schmitz und der Provinzialverwaltung gegeben. Der Architekt hatte ursprünglich in diesem Wappenfeld eine reichhaltige, ornamentale Ausschmückung vorgesehen. Da auch dies der Provinzialverwaltung zu teuer war, setzte sie gegen den Willen von Schmitz eine Widmungsinschrift anstelle der Wappen durch. Über die Formulierung der Inschrift kam es dann erneut zu einer Auseinandersetzung. Schmitz schlug im November 1893 folgenden Wortlaut vor:
"Wilhelm l.
dem Gründer des Reiches.
Das Westfälische Volk."

Der Provinzialausschuß einigte sich im Dezember dagegen auf die Version:
"Wilhelm I.
dem Siegreichen.
Die dankbare Provinz Westfalen."

Schmitz lehnte diese Fassung mit deutlichen Worten ab. Den Ausdruck "dem Siegreichen" bezeichnete er als "eine Erfindung des Byzantinismus" [2] und kritisierte ihn damit als Ausdruck von Kriecherei und unwürdiger Schmeichelei gegenüber den Hohenzollern. Das "dankbar" hielt er für "servil und geschmacklos", und der Begriff "Provinz" sei lediglich eine verwaltungstechnische Bezeichnung. Trotz dieser Einwände beharrte die Provinzialverwaltung auf ihrer Version.

Als man im Sommer 1896 daran ging, die Inschrift an dem Denkmal anzubringen, stellte sich heraus, daß durch die beiden stilisierten Kaiserkronen links und rechts im Wappenfeld die Version von 1893 nicht mehr in Frage kam. Die letzte Textzeile war zu lang. Daher schlug Schmitz einen Kompromiß vor, der zum Teil seinen Vorstellungen entsprach, der Provinzialverwaltung entgegenkam und darüber hinaus den Wunsch Kaiser Wilhelms II. berücksichtigte, der seinen Großvater mit dem Attribut "der Große" ausgezeichnet sehen wollte. Der vereinbarte Kompromiß ist heute auf dem Wappenfeld abzulesen.

Es ist bemerkenswert, daß die Provinzialverwaltung mit dieser Inschrift das Denkmal als das ihrige reklamierte. Sie sah offensichtlich nur sich als Initiator, Organisator, Finanzier und Erbauer des Denkmals und nicht das westfälische "Volk", das letztlich durch seine Steuern, Abgaben und die freiwilligen Spenden dieses Denkmal erst ermöglicht hatte. Hierin wird ein wichtiger Aspekt des Wilhelminischen Deutschland sichtbar. Die Bürokratie in dieser Zeit empfand sich nicht als Teil der Gesellschaft, sondern als eine der Gesellschaft gegenüber weisungsberechtigte Instanz. In ihrem Selbstverständnis sah sie sich weder dem Volk, noch dem Land in Form des durch Wahlen legitimierten Landtags gegenüber verantwortlich, sondern ausschließlich dem Staat.


[1] Zit. nach: Fischer-Fabian, Siegfried: Herrliche Zeiten. Die Deutschen und ihr Kaiserreich, München 1983, S. 154.
[2] Zit. nach: Engelbert, a. a. 0., S. 339.


TECHNIKFoto
FORMATjpg


FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/O. Mahlstedt


QUELLE    Hebbelmann, Georg | Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal | Dia 06, S. 18f.
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
105   Inschrift
Zeit3.8   1850-1899
3.10   1950-1999
Ort1.5   Deutsches Reich <1871-1918>
2.6.8   Porta Westfalica, Stadt
2.30   Brandenburg/Preußen, KFtm. / KgR. < - 1918>
Sachgebiet3.7.2   Landesherren/-frauen, Präsidenten, Regierungschefs
3.9   Provinzialverbände, Landschaftsverbände
3.9.2   Provinzialverband / Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL)
15.8   Architektur, Baudenkmäler, Architekt/Architektin
15.12.6   Nationalismus / Patriotismus / Landesherren, Denkmäler
15.12.603   Kaiser-Wilhelm-Denkmal, Porta Westfalica
DATUM AUFNAHME2004-02-25
DATUM ÄNDERUNG2010-11-17
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