LITERATUR

VERFASSERGehrke, Alina / Konopka, Christoph / Letmathe, Ina
TITELBombyx mori - Über Versuche der Seidenraupenzucht im nördlichen Teil Ostwestfalens im 19. Jahrhundert
ORTBielefeld (33611)
JAHR2001   Suche
INFORMATIONBeitrag für den "Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten" der Körber-Stiftung, Hamburg

Wettbewerbsjahr/-thema: 2001 Genutzt - geliebt - getötet: Tiere in unserer Geschichte

Inhaltsbeschreibung: Herzstück dieser Arbeit zum Seidenraupenzuchtversuch im nördlichen Ostwestfalen in preußischer Zeit ist eine zehnseitige Ereignischronik und der Erfahrungsbericht eines Lehrers an seinen Landrat aus dem Jahre 1857. Der Bericht liegt der Arbeit als Reproduktion und in transkribierter Fassung bei. Die Arbeit leitet mit ausgedehnten naturkundlich-technischen Darlegungen zur Seidenraupenzucht und zum Maulbeerbaum als der einzigen Ernährungsgrundlage der Raupe ein (bis S. 28). Anschließend gehen die Verf. auf die Zuchtversuche im nördlichen Westfalen (in Dielingen, Levern, Sundern, Groß-Kannitz, Heepen, Bünde, Kirchlegern, Wiederbrück und Brackwede) ein. Erste Regelungen bezüglich des Seidenbaus in Preußen gehen auf Friedrich den Großen zurück (1740). Kern der Zuchtbemühungen war, dass Schullehrer diese Zucht quasi in Regie ausübten und sich mittels der Schülerarbeit so einen Nebenverdienst erwirtschaften. Auf den S. 50-53 untermauern die Sch. diesen Aspekt, indem sie die Art der Lehrerbesoldung (u.a. abhängig von der Anzahl der Schüler) und den Zusatzertrag durch die Seidengewinnung in einen Zusammenhang stellen. Die dem Zuchtprojekt zugemessene Bedeutung kann auch daran abgelesen werden, dass es ein "Vereins-Blatt des westphälisch-rheinischen Vereins für Bienenzucht und Seidenbau" gab (Abb. S. 33). Dieses Blatt stellt auch die Informationsgrundlage für die Beschreibung der regionalen Zucht (S. 34-44) dar. Der uneinlösbare Anspruch an das Zuchtprojekt und die bescheidenen Erträge werden als Gründe für das Scheitern erkannt. Hierzu dienen zwei Fallbeispiele (S. 45 ff.), die anhand der Berichte der an der Zucht beteiligten Lehrer rekonstruiert werden und die aufzeigen, dass deren Bemühungen letztlich auch an der preußischen Bürokratie scheiterten. Bei dieser hinsichtlich der regionalen Wirtschafts- und Schulgeschichte interessanten Arbeit steht ein Mensch-Tier-Verhältnis nicht im Mittelpunkt, da Seidenraupen keine Lebewesen sind, mit denen sich der Mensch aktiv in eine Kommunikation begibt - so die Verf. Seidenraupen, dem Menschen an sich als Blattschädlinge bekannt, sind bei der Zucht reine Nutztiere, das Verhältnis des Menschen ist statisch. Als Produzent der Rohseide, die aus dem Cocon des Lebewesens hergestellt wird, macht sich der Mensch aber den Schädlingscharakter der Raupe zu Eigen - diesbezüglich liegt ein ambivalentes Mensch-Tier-Verhältnis vor. Die Sch. fassen zusammen (S. 59 f.), dass die Seidenraupe in Preußen nie in der Weise verehrt wurde wie in China - man verband mit ihr nicht die Hoffnung auf den Wohlstand, der aus ihr zu gewinnen war. Die Frage, ob die Seidenraupen bei ihrer Tötung, d.h. der Auflösung im warmen Wasser, Schmerzen empfinden, können die Sch. abschließend nicht bewerten.

Quellen: Staatsarchiv Detmold, zeitgenöss. Fachliteratur, schulgeschichtliche Literatur, Sachliteratur, Internet.

Umfang: 67 S., ms., ill. mit Quellenabb., Krt., Fotos; eine Chronologie über 10 S., graf. unterlegt

Schule/Klasse: 13. Klasse, Marienschule der Ursulinen, Gymnasium, 33611 Bielefeld. - Tutor: Dr. Heinz-Ulrich Kammeier

Preis: Förderpreis

Bestell-Nr.: Körber-Stiftung, 2001-0939
PROJEKT    Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten
SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ180.1   Körber-Stiftung
Ort1.4   Ostwestfalen-Lippe
DATUM AUFNAHME2004-07-14
AUFRUFE GESAMT981
AUFRUFE IM MONAT126