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(164 KB)   Karikatur: "Kunst-Bildhauerei mit Dampfbetrieb", aus: Simplicissimus, 1903
 / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/O. Mahlstedt   Karikatur: "Kunst-Bildhauerei mit Dampfbetrieb", aus: Simplicissimus, 1903
 / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/O. Mahlstedt
TITELKarikatur: "Kunst-Bildhauerei mit Dampfbetrieb", aus: Simplicissimus, 1903
DATIERUNG1903
DATIERUNG HANDLG.1903


INFORMATION
"Ganz Deutschland ist übersät mit den allerlangweiligsten Königen, Generalen, Kirchenfürsten, Staatsmännern, Dichtern, Gelehrten und Künstlern, um die sich im Grund von dem Augenblick an, in dem die Bildsäule enthüllt ist, kein Mensch mehr kümmert. ... Die Nation hat wie ein Fürst gewirtschaftet, der mit seinen Orden oder Titeln zu freigebig ist, sie hat ihre Ehrungen im Wert heruntergebracht." [1]

Das Zitat stammt aus dem Jahr 1899 und steht für die Ablehnung, die viele angesichts der "Denkmalwelle" empfanden, die zu dieser Zeit über das Deutsche Reich hinweg rollte. Einige sprachen gar von einer "Denkmalwut" oder "Denkmalpest", welche im Kaiserreich ausgebrochen sei. Unverständlich war diese Ansicht nicht, hatten doch in den Jahren 1896 und 1897 vier große Denkmaleinweihungen stattgefunden. Nach dem Denkmal an der Porta Westfalica folgten 1897 das Kaiser-Wilhelm-Denkmal der Rheinprovinz am Deutschen Eck in Koblenz, das Denkmal der deutschen Kriegervereine auf dem Kyffhäuser in Thüringen und schließlich das offizielle "Nationaldenkmal" für Kaiser Wilhelm I. in Berlin. Der Architekt der beiden ersten Denkmäler war Bruno Schmitz, der ja auch das Porta-Denkmal geschaffen hatte. Das "Nationaldenkmal" stammte von Reinhold Begas. Insgesamt sind 300 bis 400 Denkmäler zu Ehren Wilhelms I. in der Zeit von 1888 bis 1914 errichtet worden.

Die "Denkmalflut" ist auch häufig Gegenstand der Karikaturisten gewesen. Hier hat sich Olaf Gulbransson 1903 im "Simplicissimus" des Themas angenommen. Dargestellt ist der Inhaber einer "Kunst-Bildhauerei mit Dampfbetrieb", der eine telefonische Denkmalbestellung annimmt. Im Atelier des Künstlers lagern in Reihen viele Kopien von Statuen Wilhelms I. und Friedrich lll., auf einem Modellierblock sieht man den Entwurf zu einem Denkmal Friedrichs des Großen, auch der Reichsadler fehlt nicht. Auf den fragwürdigen Charakter des modernen und - wie manche meinten - zur Dutzendware herabgesunkenen Denkmals verweist nicht nur die geschilderte Situation, die die Auftragserteilung an den Künstler als einen per Telefon zu erledigenden, rein geschäftsmäßigen Vorgang erscheinen läßt. Die Charakterisierung der "Ware" selbst als ein abholbereiter Massenartikel und die Bezeichnung des Ateliers als einen "Dampf-Betrieb" deutet ebenfalls daraufhin. In diesem Fall scheint Gulbransson an einen ganz bestimmten Bildhauer gedacht zu haben die Gesichtszüge des telefonierenden Künstlers erinnern an Reinhold Begas, der von Wilhelm lI. geschätzt und durch viele Denkmalaufträge für Berlin ausgezeichnet wurde.


[1] Gurlitt, Cornelius: Die deutsche Kunst des 19. Jahrhunderts, Berlin 1899, S. 406f.


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FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/O. Mahlstedt


QUELLE    Hebbelmann, Georg | Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal | Dia 11, S. 28f.
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
120   Karikatur
Zeit3.8   1850-1899
3.9   1900-1949
Ort1.5   Deutsches Reich <1871-1918>
2.6.8   Porta Westfalica, Stadt
2.30   Brandenburg/Preußen, KFtm. / KgR. < - 1918>
Sachgebiet3.7.2   Landesherren/-frauen, Präsidenten, Regierungschefs
3.9   Provinzialverbände, Landschaftsverbände
3.9.2   Provinzialverband / Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL)
14.11   Karikatur
15.8   Architektur, Baudenkmäler, Architekt/Architektin
15.12.6   Nationalismus / Patriotismus / Landesherren, Denkmäler
15.12.603   Kaiser-Wilhelm-Denkmal, Porta Westfalica
DATUM AUFNAHME2004-02-25
DATUM ÄNDERUNG2010-11-17
AUFRUFE GESAMT507
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