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(125 KB)   Iburg: Sächsische Volks- und Fluchtburg und die sächsische Siedlung bei Warendorf (Modell) / Münster, Archäologisches Museum (u) / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/S. Sagurna   Iburg: Sächsische Volks- und Fluchtburg und die sächsische Siedlung bei Warendorf (Modell) / Münster, Archäologisches Museum (u) / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/S. Sagurna
TITELIburg: Sächsische Volks- und Fluchtburg und die sächsische Siedlung bei Warendorf (Modell)


INFORMATIONNach Aussage des englischen Kirchenhistorikers Beda Venerabilis (um 730) über die Stammesverfassung hatten die Altsachsen keinen König, sondern viele "satrapae" an der Spitze ihres Stammes (gens). Aus deren Mitte bestimmten sie bei Ausbruch eines Krieges durch Loswurf einen Heerführer (dux), dem sie sich für die Kriegsdauer unterordneten. Innerhalb der drei großen Heerschaften der Westfalen, Engere und Ostfalen lag die politische Macht bei den "Satrapen". Einmal im Jahr wurde eine allgemeine Versammlung mitten in Sachsen an der Weser bei dem Ort Marklö abgehalten. Marklô war Sakral-, Gerichts- und Versammlungsstätte, seine genaue Lage ist umstritten. [1] Trotz der demokratisch-genossenschaftlich anmutenden Züge ihrer Stammesverfassung war die altsächsische Sozialordnung aristokratisch geprägt. Sie sah eine ständische Dreiteilung der rechtsfähigen Personen in Adlige (nobiles), Freie (libri) und Liten/"Minderfreie" (lati) vor. Gerade von den unteren beiden Ständen ging der Widerstand gegen die Christianisierung aus. Dem ersten Stand gehörte Widukind an, doch statt wie viele seiner Standesgenossen mit den Franken zu kooperieren, stellte er sich an die Spitze des Volkswiderstandes. Dies machte ihn populär und begründete seinen Mythos als Volks- und Freiheitshelden.

Die schriftlichen Quellen der Sachsenkriege berichten von einer ganzen Reihe von Befestigungen und Burganlagen, deren Besitz für den Fortgang der Feldzüge von großer Bedeutung war. Hierzu gehören die abgebildete Iburg und die hart umkämpfte Eresburg in Obermarsberg, aber auch die Hohensyburg oberhalb der Ruhr. Sie bildeten den Rückhalt des sächsischen Widerstandes. Nach ihrer Eroberung dienten sie zeitweise dem fränkischen König als Herrschaftssitz. Sobald aber Karl der Große das sächsische Gebiet verließ und sich mit seinem Heer nach Süden wandte, entzündeten sich in Sachsen neue Aufstände und die Burgen wurden zurückerobert. Zu den zahlreichen sächsischen "Volks- und Fluchtburgen" zählten auch die Herlingsburg bei Detmold, in deren Nähe die letzte entscheidende Schlacht der Sachsenkriege stattfand, und die "Babilonie" bei Lübbecke im Wiehengebirge, die sagenhafte Burg Widukinds.

Die Iburg wurde 753 zum erstenmal erwähnt. Sie lag südwestlich von Bad Driburg auf einem hohen Bergvorsprung des Eggegebirges. Wegen ihrer strategisch günstigen Lage spielte sie in den Sachsenkriegen eine wichtige Rolle. Nach erbitterten Kämpfen zerstörte Karl der Große 772 die Burg und gründete auf der Wallanlage eine Petruskirche. Auf Bitten des Papstes Leo III. schenkte er 799 die lburg der Paderborner Kirche. Die Paderborner Bischöfe errichteten eine neue Burganlage. In ihrem Besitz blieb die Iburg bis zu ihrer endgültigen Zerstörung durch den Herzog von Braunschweig 1444. Archäologische Ausgrabungen zeigen heute die verschiedenen Bauphasen, wobei auch die vorkarolingischen Fundamente ausgegraben und zum Teil rekonstruiert wurden.

Bei Warendorf konnte 1951 bis 1959 eine bedeutende sächsische Siedlung aus dem 6. Jahrhundert ausgegraben werden, die bis etwa 800 bestanden hat. Das abgebildete Modell, das heute im Archäologischen Museum in Münster steht, bietet eine anschauliche Vorstellung von einem sächsischen Anwesen; es bestand aus einem großen Hofgebäude mit ausgedehnter Wohnhalle, Wirtschaftsräumen, Scheunen, Ställen, Grubenhäusern, Wirtschaftsgebäuden und einer Schmiede. Die sächsische Siedlung war ausschließlich agrarisch bestimmt. Nahrungsgrundlage einer bäuerlichen Familie bildeten der Getreideanbau und die Haltung von Schweinen, Schafen und Rindern. Besondere Bedeutung hatte der Wald. Er wurde nicht nur zu Jagd genutzt, sondern lieferte auch Bauholz und Brennmaterial.

Die Warendorfer Siedlung wurde vermutlich gegen Ende der Sachsenkriege aufgelöst, als die fränkischen Eroberer zahlreiche Deportationen durchführten. Nach den Schriftquellen galt dies vor allem für den Dreingau, zu dem auch der Warendorfer Siedlungsbereich gehörte. [2]


[1] Einen Forschungsüberblick gibt Freise (1983), S. 283.
[2] Vgl. Kaldewei (1987), S. 21.


TECHNIKFoto
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OBJEKT-PROVENIENZMünster, Archäologisches Museum (u)
FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/S. Sagurna


QUELLE    Roerkohl, Anne | Widukind | Dia 02, S. 17-19
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ140   Modell
Ort3.8.13   Warendorf, Stadt
DATUM AUFNAHME2004-02-25
AUFRUFE GESAMT1809
AUFRUFE IM MONAT183