MEDIEN

(146 KB)   Einweihung des Widukind-Denkmals 1903 in Enger und das heutige Widukind-Denkmal in Herford / Enger, Widukind-Museum (links) / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/S. Sagurna (rechts)   Einweihung des Widukind-Denkmals 1903 in Enger und das heutige Widukind-Denkmal in Herford / Enger, Widukind-Museum (links) / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/S. Sagurna (rechts)
TITELEinweihung des Widukind-Denkmals 1903 in Enger und das heutige Widukind-Denkmal in Herford
DATIERUNG1903


INFORMATIONEnde des 19. Jahrhunderts entschloß sich die Stadt Enger zu einem eigenen Widukind-Denkmal. Da die Nachbarstadt Herford bereits eine Reiterstatue des Sachsenherzogs besaß, sah sich die eigentliche Widukind-Stadt in Zugzwang. 1896 richtete sie einen "Aufruf an alle Westfalen zur Errichtung eines Wittekind-Denkmals in Enger!" Dem Zeitgeist entsprechend wurde Widukind als westfälischer Held und "gewaltiger Recke" von echtem "kernhaften westfälischen Wesen" gepriesen und auf die jahrhundertealte Widukind-Tradition in Enger hingewiesen:
"Nicht die Geschichte allein meldet uns, daß Wittekind in Enger gelebt, gar manches Denkmal aus grauer Vorzeit beweist es und Enger ist's, das durch Jahrhunderte bis auf diesen Tag am 6. Januar den Helden ehrt und feiert! ... Vor mehr als 1100 Jahren hat er sein tapferes Schwert für die Freiheit seines Landes und seines Volkes geschwungen, hat er gekämpft für seine Götter und ihre heiligen Haine. Bezwungen, nicht von Karls des Großen Uebermacht, sondern allein von dem Gotte der Liebe hat er seinen Gau die Segnungen einer friedlichen Regierung empfinden lassen und dadurch sich Verehrung und Liebe zu erringen gewußt, die Jahrhunderte überdauerte, flößen uns doch heute noch seine Thaten und seine Persönlichkeit Bewunderung ein!

Darum ergeht an alle Freunde und Stammesgenossen die Bitte, daß Jeder nach seinem Vermögen beisteuern wolle zur Errichtung eines Wittekind-Denkmals Enger, dem alten Sitze von Westfalens größtem Helden!" [1]

Mit dem Denkmal beauftragt wurde der Herforder Bildhauer Heinrich Wefing [2], der auch schon das Reiterstandbild seiner Heimatstadt entworfen hatte. Sein erster Entwurf zeigte Widukind als christlichen König, friedlich auf einem Sockel sitzend über das Land schauend. Die Jahreszahl "785" verwies auf das Jahr seiner Taufe. Doch erst Wefings zweiter Entwurf gefiel den Engeranern und wurde ausgeführt: Widukind als mythischheldenhafter Streiter in aufrechter Haltung, den Speer kampfbereit emporgestreckt. Eine Erklärung für diese Wahl bot die Inschrift auf dem Steinsockel des Denkmals: "Den tapferen Stammesgenossen des ruhmvollen Herzogs Wittekind, die im Kampfe für König und Vaterland den Heldentod starben".

Das Denkmal erinnerte damit gleichzeitig an die deutschen Einigungskriege 1864, 1866 und 1870/71, die die deutsche Reichsgründung ermöglichten. Als ein Kriegerdenkmal spiegelte es die national-konservative und kaisertreue Gesinnung der Engeraner Bürgerschaft wider. Von dem sächsischen Freiheitshelden Widukind blieben Rüstung und Flügelheim, ansonsten entsprach das Denkmal den imperialen Nationaldenkmälern der Kaiserzeit. Die Abbildung zeigt die Denkmalseinweihung im Jahre 1903.

Bis zum Zweiten Weltkrieg stand das Denkmal auf dem südlichen Teil des Kirchplatzes. 1942 wurde es zu Kriegszwecken eingeschmolzen. Ähnlich erging es dem Herforder Wittekind-Denkmal, das jedoch 1959 wieder aufgerichtet wurde. Der Denkmalverein "Wittekind" hatte den Bildhauer Walter Kruse beauftragt, nach der Vorlage Heinrich Wefings ein Abbild des alten Denkmals zu erstellen. Zu der Aufstellung des Denkmals in alter Form gab es viel Kritik; künstlerischer Wert und die Aussage des Denkmals wurden stark in Zweifel gezogen, ging es doch weniger um das Andenken Widukinds, als vielmehr um eine in Monumentalität verherrlichte Kaiserzeit.


[1] Aufruf vom Frühjahr 1896, Widukind-Museum Enger.
[2] Heinrich Wefing wurde 1854 in Eickum bei Herford geboren. Sein Kunststudium absolvierte er an der Berliner Akademie der Künste. Seit 1887 lehrte er als städtischer Fachlehrer für Modellieren und Kunstgewerbe in Berlin. 1907 wurde er zum Professor ernannt.
[3] Zur Denkmalsgeschichte nach 1959 vgl. Balz (1983), S. 25.


TECHNIKFoto
FORMATjpg


OBJEKT-PROVENIENZEnger, Widukind-Museum (links)
FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/S. Sagurna (rechts)


QUELLE    Roerkohl, Anne | Widukind | Dia 06, S. 26-28
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Ort2.3.2   Enger, Stadt
2.3.3   Herford, Stadt
Sachgebiet15.12.6   Nationalismus / Patriotismus / Landesherren, Denkmäler
DATUM AUFNAHME2004-02-25
AUFRUFE GESAMT1107
AUFRUFE IM MONAT220