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(132 KB)   Verden an der Aller: Widukind-Denkmal (links) und Sachsenhain (rechts) / Verden, Historisches Museum / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/S. Sagurna (rechts)   Verden an der Aller: Widukind-Denkmal (links) und Sachsenhain (rechts) / Verden, Historisches Museum / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/S. Sagurna (rechts)
TITELVerden an der Aller: Widukind-Denkmal (links) und Sachsenhain (rechts)


INFORMATIONBei ihrer Suche nach "historischen" Bezugspunkten für den "völkischen Befreiungskampf" und ihrem "Ringen gegen Unterdrückung und Fremdherrschaft", war es nur eine Frage der Zeit, wann die Nationalsozialisten Verden an der Aller für ihre ideologischen Ziele vereinnahmten. Mittelalterlichen Quellen zufolge war hier der Schauplatz des 782 stattgefundenen Massakers Karls des Großen an 4.500 aufständischen Sachsen. An den sächsischen Freiheitskampf unter der Führung Widukinds sollte mit einem monumentalen Denkmal erinnert werden. Modellpläne des Verdener Stadtmuseums vermitteln einen Eindruck von dessen gigantischen Ausmaßen. Beauftragt wurde der Münchner Bildhauer Fritz Müller-Kamphausen, der eine gewaltige, aus Stein gehauene Architekturanlage geplant hat: Über pyramidenartig zulaufenden Treppen lag eine offene Grabkammer, die Ruhestätte Widukinds. Darüber erhob sich eine das sächsische Volk darstellende Figurengruppe, flankiert von zwei Pferden als Symbol für Kraft und Freiheitswillen mit dem Hakenkreuz in ihrer Mitte.

Das gigantische Denkmal sollte vom Südhang des Burgberges weit ins Land hinein sichtbar sein. Für Reisende, die von Süden die Weser entlang kamen, wäre dies der erste Eindruck von der Stadt gewesen. Mit einer Gesamthöhe von über 70 Metern hätte das Denkmal sogar den Verdener Dom überragt.

Aus verschiedenen Gründen wurde dieser Plan jedoch fallengelassen und ein anderes Projekt favorisiert, das an Monumentalität dem Widukind-Denkmal in nichts nachstand. In seiner Rede auf dem Niedersachsentag am 23.06.1934 in Verden verkündete Alfred Rosenberg die neuen Pläne:
"... (es) soll auf dem Blutacker an der roten Beeke ein Ehrenhain gepflanzt werden als Umfriedung einer Wiese, auf der das kommende Deutschland sich zu Gedenkstunden und Kampfspielen versammeln soll. 4500 Findlinge sollen von Bauern aus allen Höfen Niedersachsens herangetragen werden, jeder ein Denkmal für einen der in Verden vor über 1000 Jahren erschlagenen Sachsen. Heute Nacht legen wir den ersten Findling nieder. Er soll sagen, daß kein Opfer vergebens war und kein Kampf umsonst gewesen ist für das ewige Deutschland. Wie Adolf Hitler vor der Feldherrnhalle zu den Gefallenen, kann man auch vor den hingemordeten Niedersachsen sagen: `Und ihr habt doch gesiegt!'" [1]

Zur Weihe des Platzes wurde noch am selben Abend eine Grabkammer aus Findlingen mit den beiden Jahreszahlen "782" und "1934" errichtet. Rund um eine große Freifläche wurden die 4500 Findlinge aufgestellt. Die so eingefaßte Fläche konnte für Aufmärsche und Sonnenwendfeiern genutzt werden. Vervollständigt wurde die Gesamtanlage durch die Aufrichtung dreier alter niedersächsischer Bauernhäuser, die an anderer Stelle abgebrochen worden waren. Sie dienten nicht nur als SS-Weihe- und Schulungsstätten, sondern sollten auch die Bodenständigkeit und Verbindung zur "germanischen" Rasse beleben. Am Südende der umgrenzten Fläche befanden sich zwei von Steinen eingefaßte Ausbuchtungen, die sogenannten "Kanzeln" oder "Führerstände". Vor der Hauptkanzel war nördlich des Halsebaches ein kleinerer Steinkreis für die Aufnahme des Sonnenwendfeuers angelegt worden. Bereits 1935 fand auf dem Platz die erste Sonnenwendfeier statt.

Bis auf das Findlingsgrab ist der Sachsenhain in seiner ursprünglichen Gestaltung erhalten geblieben. Das Gelände gehört heute der evangelischen Kirche, die auf der ehemaligen "Thingstätte" einen Jugendhof eingerichtet hat. Justus H. Ulbricht ist in seinem Erstaunen zuzustimmen, "daß es bis heute eine Grundschule am Sachsenhain und eine Straße Zum Thingplatz' gibt, so als sei der Sachsenhain ein realer Ort germanischer Vor- und Frühgeschichte und nicht vielmehr eine "Weihe"-Stätte nationalsozialistischer Blut- und Boden-Ideologie sowie radikal antichristlicher, völkischer Religiösität gewesen. An eine derartige Funktion jedoch sollte man nicht bewußtlos erinnern." [2]


[1] Zitiert nach Ulbricht (1995), S. 121.
[2] Ulbricht (1995), S. 71.


TECHNIKFoto
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OBJEKT-PROVENIENZVerden, Historisches Museum
FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/S. Sagurna (rechts)


QUELLE    Roerkohl, Anne | Widukind | Dia 08, S. 32-34
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit3.9   1900-1949
Ort2.38   Sachsen, Hztm. < -1180>
Sachgebiet15.12.4   Nationalsozialismus, Gedenkstätten / Denkmäler
15.12.6   Nationalismus / Patriotismus / Landesherren, Denkmäler
DATUM AUFNAHME2004-02-25
AUFRUFE GESAMT1050
AUFRUFE IM MONAT363