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(75 KB)   Einweihung der Widukind-Gedächtnisstätte in Enger 1939 / Enger, Widukind-Museum   Einweihung der Widukind-Gedächtnisstätte in Enger 1939 / Enger, Widukind-Museum
TITELEinweihung der Widukind-Gedächtnisstätte in Enger 1939
DATIERUNG1939


INFORMATION
"Dieses 1716 errichtete Haus ist im Jahre 1938, in welchem Adolf Hitler gegen den Willen einer feindlichen Welt das Großdeutsche Reich schuf, zur Widukind Gedächtnisstätte ausgestaltet worden. Allen Deutschen soll diese Stätte Kunde geben vom Heldentum des sächsischen Freiheitskämpfers und Volksführers."

Mit dieser Inschrift im Torbogen wurde die Widukind-Gedächtnisstätte in Enger am 08.06.1939 eröffnet. SS-Männer hielten beiderseits des Eingangs Ehrenwache; über der Tür die SS-Fahne mit Hakenkreuz. Neben führenden Vertretern der SS waren bei der Einweihungsfeier der Engeraner Bürgermeister Brune und Landrat Hartmann anwesend. Dieser formulierte in seiner Ansprache den martialischen Anspruch der Gedächtnisstätte:
"Auch heute noch wirkt der Name Widukind als Fanal und Kampfansage. ... Der Geist Widukinds soll durch diese Stätte und alle, die sich zu ihr bekennen, hineingetragen werden in die deutsche Zukunft, die ebenso groß und kämpferisch sein wird wie das Erbe des großen Sachsenherzogs, das wir übernommen haben..." [1]

Die Gedächtnisstätte stand unter der besonderen Schirmherrschaft Alfred Rosenbergs, Heinrich Himmlers und der von ihnen unterstützten Forschungs- und Lehrgemeinschaft "Deutsches Ahnenerbe". Zweck dieser Organisation war es, die Geschichte durch pseudo-wissenschaftliche Bezüge im Sinne der nationalsozialistischen "Blut- und Bodenideologie" umzuschreiben.

Durch die mit Runen verzierte Eingangstür betraten die Besucher den "Weiheraum" der Gedächtnisstätte. Dort stand die Widukind-Büste der Bildhauerin Paula Münter von 1935. Die kantigen Gesichtszüge entsprachen der Vorstellung eines "germanischen Kämpfers" und "Volkshelden". Mit ernstem Gesicht, die Hände auf das Schwert gestützt, erinnert seine Haltung an mittelalterliche Rolanddarstellungen, die Treue und Freiheit symbolisieren, ebenso wie der markige Sinnspruch an der Wand über der Büste: "Solange noch ein einziger Deutscher lebt, stirbt WIDUKIND nicht."

Gut ein Jahr vor Beginn des Zweiten Weltkrieges diente die Widukind-Gedächtnisstätte aber auch der psychologischen Kriegsvorbereitung der Bevölkerung. Im Ehrenraum für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges lautete der von Runen eingerahmte Wandspruch:" Wer seinem Volke so die Treue hielt, soll selbst in Treue nie vergessen sein. Adolf Hitler."

Auf einem Pult lag aufgeschlagen ein Buch mit den Namen der im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten. Gerade ihr Kriegstod galt den Initiatoren der Gedächtnisstätte als Beweis für das besondere "Kämpfertum" der Deutschen:
"Und diesem Kämpfertum ... soll die Widukind-Gedächtnisstätte gewidmet sein. Diesem Kämpfertum, das in jedem echten Deutschen weiterlebt und das die für das Vaterland Gefallenen mit ihrem Tode bekräftigt haben. Diesen gefallenen Kämpfern gebührt daher auch in dieser Stätte ein besonderer Ehrenraum." [2]

Durch die Eingliederung des Ehrenraums in die Widukind-Gedächtnisstätte wurde im Hinblick auf den "Überlebenskampf des Deutschen Volkes" eine Kontinuitätslinie von den Sachsenkriegen bis zum Ersten Weltkrieg gezogen, und darüber hinaus wurden ganz unverhohlen die Ziele für die nähere Zukunft propagiert. "Immer bereit sein zum Kampf und zum Opfer, wenn es um das Volk, die Art, das Blut, wenn es um Deutschland geht." [3]


[1] Krogel (1995), S. 39.
[2] Krogel (1995), S. 42.
[3] Balz (1983), S. 33.


TECHNIKFoto
FORMATjpg


OBJEKT-PROVENIENZEnger, Widukind-Museum


QUELLE    Roerkohl, Anne | Widukind | Dia 09, S. 35-37
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit3.9   1900-1949
Ort2.3.2   Enger, Stadt
Sachgebiet15.12.4   Nationalsozialismus, Gedenkstätten / Denkmäler
15.12.6   Nationalismus / Patriotismus / Landesherren, Denkmäler
DATUM AUFNAHME2004-02-25
DATUM ÄNDERUNG2019-12-16
AUFRUFE GESAMT1118
AUFRUFE IM MONAT298