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(87 KB)   Enger: Begräbniszeremonie der Sattelmeier / Enger, Widukind-Museum   Enger: Begräbniszeremonie der Sattelmeier / Enger, Widukind-Museum
TITELEnger: Begräbniszeremonie der Sattelmeier


INFORMATIONIn und um Enger existieren heute noch sieben Sattelmeierhöfe. Unter den als Sattelmeier, Sadelhovers, Sadelhöfe oder auch als Saalhöfe bezeichneten Bauernstellen in Westfalen nehmen sie eine Sonderstellung ein. Die Sattelmeierhöfe waren als Einzelhofsiedlungen außerhalb eines Dorfkerns angelegt worden. Ursprünglich umgaben sie Gräften oder sie lagen an Teichen. Sage und Volksdichtung überliefern die Besitzer dieser Höfe als Nachfahren der berittenen Begleiter Widukinds. Die schlechte Quellenlage läßt aber gesicherte Aussagen über Ursprung und Alter der Höfe nicht zu.

Als "Sattelmeier" werden die Vertreter dieser großbäuerlichen Schicht erst in den Akten des 17. Jahrhunderts bezeichnet. Sie besaßen die Pflicht, dem Lehnsherrn ständig ein Sattelpferd verfügbar zu halten - mit einem vollgerüsteten Knecht im Kriegsfall und für Boten- und sonstige Dienste im Frieden.

Der für Angehörige einer Sattelmeierfamilie typische Beerdigungsbrauch bildete sich erst im 19. Jahrhundert voll aus. Die letzte Beerdigung nach dieser Tradition erfolgte im Juli 1942, als der Besitzer des Ringsthofes verstarb. Von dieser Beerdigung stammen auch die abgebildeten Fotos. Die Totenfeierlichkeiten wurden immer so vollzogen, als würde der Sachsenherzog selbst bestattet. In der Zeit zwischen Tod und Begräbnis läuteten täglich in der "Königsstunde" zwischen 12 und 13 Uhr die Glocken der nahen Stiftskirche. Eindrucksvollstes Element bei allen Totenfeiern war die Mitwirkung eines gesattelten Pferdes - das Lieblingspferd des Verstorbenen. Das Sattelpferd blickte durch das offene Deelentor auf den Aufgebahrten und folgte dann unmittelbar dem sechsspännig zur Kirche gefahrenen Toten. Auf der linken Abbildung verläßt der Leichenzug gerade den Ringsthof, während das rechte Bild das gesattelte Pferd vor der geöffneten Kirchentür zeigt.

"Erst das Roß, dann der Troß", so die volkstümliche Erzählung.
"War man bei der Stiftskirche angekommen, so wurde der Sarg von den Meierköttern unter Geläut vom Wagen gehoben und einmal um die Kirche getragen und dann neben der Tumba von Wittekind auf dem Chore der Kirche abgesetzt, als wolle sich der Verstorbene zum letztenmal von seinem Herzog verabschieden. Das Sattelpferd schaute durch die offene Kirchentür zu und hustete, wenn es dämpfig war. Mancher hörte dann bei der Predigt in sich hinein und stellte befriedigt fest: 'Hei lewet noch!'" [1]

Durch den sagenhaften Bezug auf Widukind erinnert die Begräbniszeremonie auch an die alljährliche Gedächtnisfeier zum Todestag des sächsischen Adligen, die Wittekind-Spende oder auch volkstümlich Timpken-Fest genannt wird.


[1] Möllering (1993), S. 31f.


TECHNIKFoto
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OBJEKT-PROVENIENZEnger, Widukind-Museum


QUELLE    Roerkohl, Anne | Widukind | Dia 11, S. 40
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Ort2.3.2   Enger, Stadt
DATUM AUFNAHME2004-02-25
AUFRUFE GESAMT1038
AUFRUFE IM MONAT327