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(130 KB)   "Die Elektrizität", Leipzig (5. Auflage) 1902 / Recklinghausen, RWE Westfalen-Weser-Ems AG, Archiv   "Die Elektrizität", Leipzig (5. Auflage) 1902 / Recklinghausen, RWE Westfalen-Weser-Ems AG, Archiv
TITEL"Die Elektrizität", Leipzig (5. Auflage) 1902
DATIERUNG1902


INFORMATIONElektrizität war im Jahre 1902 für die meisten Menschen - auch für den potentiellen, gebildeten Leserkreis des vorliegenden Buches - ein völlig neues, technisches Phänomen, das es nicht nur zu erklären, sondern auch bildlich darzustellen galt. Dies war und ist schwierig, denn Elektrizität kann man nicht sehen. Das Bild zeigt die gestalterische Lösung, die ein Grafiker im Jahre 1902 gewählt hat, um mit einer bildlichen Darstellung des Themas Elektrizität auch den Verkauf des Buches zu fördern.

Im Zentrum der Darstellung ist eine Frauengestalt zu sehen, die nur mit einem dünnen Gewand bekleidet ist, das die Körperformen durchscheinen läßt und die Brust ganz freigibt. Die geöffneten langen Haare der Frau bilden eine regelrechte "Mähne" und fallen fast bis auf Kniehöhe herab. Sie hat beide Arme erhoben und schaut den Betrachter frontal an. Über ihr hängt, etwas gedrängt, eine große Bogenlampe, deren hell strahlendes Licht mit Hilfe von mehreren dicken, weißen Strahlenbündeln abgebildet ist. Die erhobenen Hände der Frau haben offensichtlich die Funktion, die Elektrokabel zu halten, mit denen die Bogenlampe gespeist wird.

Die verschiedenen Kabel entspringen einem Stromgenerator, der hinter der Frau, im Mittelgrund des Bildes, symbolisch dargestellt ist. Von dort werden die Kabel über kleine Transformatoren zu den Händen der Frauengestalt weitergeleitet, sie hat sozusagen "alle Fäden in der Hand". Die Kabel versorgen nicht nur die schon genannte, zentral dargestellte Bogenlampe, sondern auch weitere Abnehmer, die links und rechts postiert sind: Kohlenzechen und Industriebetriebe, eine elektrische Straßenbahn sowie Straßen- und Stadtbeleuchtung.

Die Frauengestalt ist ein Sinnbild für "die Elektrizität", so wie ja auch der Titel des Buches lautet. Diese Wahl des Sinnbildes erklärt sich folgendermaßen: Um die Jahrhundertwende war einem humanistisch gebildeten Leser, an den sich das vorliegende Werk ja wandte, die Welt der germanischen, ägyptischen und griechischen Götter wohlvertraut, gleichzeitig war ein symbolisches Denken in diesen Kreisen sehr modern, wie es sich etwa an der Malerei aus dieser Zeit ablesen läßt. Substantive, die sprachlich im Femininum stehen (wie z.B. die Elektrizität), wurden in dieser Zeit häufig als Frauengestalt dargestellt. So bekam die neue Energie die Gestalt einer griechischen Göttin: Ihre "entfesselte" Haarpracht mag als zusätzlicher Hinweis auf das große Kraftpotential der neuen Energie gedeutet werden. Die Haare sowie das Gewand der Frau wirken im Kontrast zum Hintergrund sehr bewegt, dynamisch und fließend, so wie ja auch elektrischer Strom als "fließend" beschrieben wurde und wird.

Dem vorher Gesagten widerspricht es nicht, wenn man weiterhin vermutet, daß außerdem auch schon ein Buchverleger des Jahres 1902 um die verkaufsfördernde Wirkung einer nur spärlich bekleideten Dame auf der Schauseite eines Bucheinbandes wußte.

Die Darstellung veranschaulicht außerdem noch zwei weitere wichtige Aspekte der Elektrifizierung: Die elektrische Beleuchtung - dargestellt durch die große Bogenlampe - war zunächst und für einige Zeit lang die vorherrschende Anwendungsform der neuen Energie. Außerdem ist zu erkennen, daß in der Frühzeit in den größeren Städten vor allem auch der Betrieb von Straßenbahnen die Elektrifizierung vorangebracht hat. Es ist erwiesen, daß in einigen Städten wie z.B. Münster die ersten Elektrizitätswerke zunächst dem einen Zweck dienten, nämlich um die Straßenbahn mit Strom versorgen zu können. [1]


[1] Vgl. Krabbe, Wolfgang R.: Die Stadt als "Unternehmer" - Münsters Entwicklung zum kommunalen Dienstleistungszentrum, in: Jakobi, Franz-Josef: Geschichte der Stadt Münster, Bd. 2. Münster 1993, S. 600.


MATERIALPapier
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OBJEKT-PROVENIENZRecklinghausen, RWE Westfalen-Weser-Ems AG, Archiv


QUELLE    Bolle, Rainer | "Als das Licht kam..." | Dia 01, S. 11-13
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit3.9   1900-1949
Sachgebiet7.4   Infrastruktur, Infrastrukturpolitik
7.5   Energieerzeugung, Energieversorgung
DATUM AUFNAHME2004-02-25
AUFRUFE GESAMT284
AUFRUFE IM MONAT42