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(100 KB)   Bochum-Langendreer: Bahnhof / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen   Bochum-Langendreer: Bahnhof / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen
TITELBochum-Langendreer: Bahnhof
URHEBER ABBILDUNGKlem, Josef
DATIERUNG1907-1908


INFORMATIONDas Bild zeigt den 1907/1908 erbauten, am 01.04.1908 in Betrieb genommenen Bahnhof Bochum-Langendreer. Der Bahnhof war früher einer der größten Verschiebebahnhöfe des Ruhrgebietes und seinerzeit mit 14 Bahngleisen Deutschlands größter Umsteigebahnhof. Er zählt architektonisch zu den interessantesten erhaltenen Bauwerken der späten Wilhelminischen Epoche. Die im modifizierten Jugendstil mit historistischer und neurenaissancehafter Bauweise errichteten Gebäude waren in den siebziger Jahren renovierungsbedürftig.

Das Bahnhofsgebäude besteht aus drei Baukörpern mit Wölbdächern, die durch Backstein und Putzflächen gegliedert sind. In der Gebäudemitte liegt die ehemalige Empfangshalle mit den Schaltern. Links davon schließt sich der Gaststättenflügel mit den großen Fenstern im Vorbau an. Rechts vom Empfangsgebäude steht das zweigeschossige Dienstgebäude mit der Mansarde. Insgesamt unterscheidet sich das Bahnhofsgebäude in Langendreer von den übrigen Gebäuden in Bochum.

Die Eisenbahngeschichte Langendreers beginnt jedoch lange vor dem Bau dieses Bahnhofs. Schon 1860 baute die Märkisch-Bergische Eisenbahngesellschaft eine Strecke von Langendreer nach Witten. Den in der Ortsmitte Bochums gelegenen Bahnhof umschloß bald ein Ring von Bergwerken, deren Zechengleise den Grundstock des späteren Rangierbahnhofes legten. Auch die 1874 gebaute rheinische Linie Düsseldorf - Bochum - Dortmund tangierte Langendreer. Ein weiterer angelegter Bahnhof bedeutete im relativ kleinen Langendreer ein Kuriosum deutscher Eisenbahngeschichte: der Ort verfügte über zwei Hauptbahnhöfe.

Nach der Verstaatlichung der privaten Bahngesellschaften 1878 unter der Direktion der Königlich-Preußischen Eisenbahn entwickelte sich der Rangierbahnhof zwischen den beiden Hauptbahnhöfen. Gegen die Proteste der Bevölkerung wurden beide Personalbahnhöfe 1908 im "neuen" rheinischen Bahnhof vereinigt. Der Bahnhof Langendreer gilt nach wie vor als der "neue" Bahnhof, während die Bahnhofstraße am alten Märkisch-Bergischen Bahnhof vorbeiführt, der heutigen Zentrale des Güterbahnhofs.

Planung und Realisierung der neuen S-Bahn stellte den Ursprungszustand von 1860 wieder her. Wieder erhob sich Protest, da der Bahnhof Langendreer durch die Anbindung an die S-Bahn überflüssig wurde, denn die neue Trasse führte am Ortskern vorbei. Am 25.09.1983 verlor der Bahnhof schließlich seine Funktion.

Schon im Juli 1983 schrieben die Autoren Peter Roos und Ulrike Hassauer an die Bundesbahn, um den Bahnhof mit Hinweis auf den Denkmalschutz zu erhalten. Sie betonten, der Denkmalschutz beginne "nicht erst bei barocken Klosterkirchen" im Allgäu. Falls das Gebäude falle, sei Bochum um ein Baudenkmal ärmer und eine Bausünde reicher. Roos argumentierte, falls die Bahn den Bahnhof aus finanziellen Gründen nicht erhalten könne, sei der Erhalt Aufgabe der Stadt.

Bei Eröffnung der neuen S-Bahn hatte sich schon eine Bürgerinitiative gebildet, die den Abriß des Bahnhofs über Nacht fürchtete. Nach einem Bericht der "Ortszeitung Ruhr" schürte der Pressesprecher der Bundesbahndirektion Essen die Befürchtungen: "Wir sind ein Wirtschaftsunternehmen, das spitz rechnen muß. Die Stadt kann das Gebäude ja kaufen." Der Wille der Stadt Bochum war dazu durchaus vorhanden. Aber die Stadt scheute die Instandsetzungskosten von einer halben Million DM und die jährlichen Folgekosten. Die Bezirksvertretung Bochum-Ost befürchtete dennoch wie die Bürger den Abriß und schlug die Umnutzung des Bahnhofs als Kommunikationszentrum vor. Das Vorbild für die sozialkulturelle Umnutzung von lndustriebauten hatte die Stadt Bochum mit dem Kommunikationszentrum "Zeche" an der Prinzregentenstraße selbst geliefert.

Das Westfälische Amt für Denkmalpflege des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe stellte beim Regierungspräsidenten in Arnsberg den Antrag auf Eintragung in die Denkmalliste. Da es sich beim Bahnhof Langendreer um Bundeseigentum handelt, fällt die denkmalpflegerische Zuständigkeit in die Hände des Regierungspräsidenten.

Der Bahnhof Langendreer wird als Baudenkmal gemäß § 2 Abs. 1 DSchG definiert, da er für die Entwicklung der Arbeits- und Produktionsverhältnisse bedeutend und Zeugnis der wesentlichen Stadtentwicklungsphase Bochums sowie Identifikationsmerkmal der Bewohner ist. Der Antrag des Westfälischen Amtes für Denkmalpflege galt auch für die "anschließende stützende Architektur des Bahndammes".

Im Rahmen der Anhörung nach § 28 Verwaltungsverfahrensgesetz erklärte der Regierungspräsident Arnsberg der Bundesbahndirektion Essen seine Absicht der Eintragung des Bahnhofs Langendreer in die Denkmalliste der Stadt Bochum. Anfang 1984 erbat die Oberste Denkmalbehörde einen Bericht über den Verfahrensstand. Der Minister für Landes- und Stadtentwicklung wies den Regierungspräsidenten unter der Voraussetzung anerkannter Denkmaleigenschaft zum Eintrag in die Denkmalliste an.

Die Bundesbahn berief sich jedoch auf die eigene Zuständigkeit. Sie drohte gegen eine Unterschutzstellung Widerspruch und gegebenenfalls Klage an. Hinsichtlich der Rechtmäßigkeit von Unterschutzstellungen bei planfestgestelltem Bundesbahn-Eigentum führte die Bahn einen Musterprozeß, in dem das Verwaltungsgericht Düsseldorf den Abbruch des Bahnhofs Wuppertal-Elberfeld-Ottbruch untersagt hatte. Das Oberverwaltungsgericht bekräftigte die Entscheidung. Sobald diese rechtskräftig sei, teilte der Regierungspräsident der Stadt Bochum mit, solle der Bahnhof Langendreer unter Schutz gestellt werden.

1985 entwickelte sich für den Erhalt des Bahnhofs vieles zum Guten. Die Umnutzung als Kultur- und Kommunikationszentrum wurde vorangetrieben. Bereits seit September 1985 arbeiteten einige Kräfte im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Sozial- und Kulturarbeit im Bahnhof Langendreer. Gegen alle Umbauten zur Umnutzung erhob das Westfälische Amt für Denkmalpflege im wesentlichen keine Bedenken. Über strittige Detailfragen am 9. Mai 1986 stellte der Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Amt für Denkmalpflege, das Benehmen für die Unterschutzstellung des Bahnhofs Langendreer her.

Der ehemalige Bahnhof wird nun von der "Initiative Bahnhof Langendreer" selbstverwaltet. Der sich aus einigen kulturellen und sozialen Initiativen zusammensetzende, gemeinnützig anerkannte Verein soll die Betriebskosten weitgehend selbst erwirtschaften. Die Stadt Bochum sagte Festeinstellungen von Sozialarbeitern und Arbeitskräften für die Kneipe zu. Auch AB-Stellen sollen eingerichtet werden.

Die offizielle Eröffnung des Bahnhofs Langendreer als Kultur- und Kommunikationszentrum fand am 19.12. und 20.12.1986 statt.

Standort:
Ehemaliger Bahnhof Langendreer
Wallbaumweg 108
4630 Bochum


TECHNIKFoto
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FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen


QUELLE    Klaukien, Jürgen | Technische Kulturdenkmäler im Ruhrgebiet | Dia 07, S. 39-41
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit3.9   1900-1949
Ort1.1   Bochum, Stadt <Kreisfr. Stadt>
Sachgebiet10.13   Industrie, Manufaktur
11.5.1   Eisenbahn
DATUM AUFNAHME2004-02-25
AUFRUFE GESAMT2108
AUFRUFE IM MONAT278