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(82 KB)   Das Wasserkraftwerk in Hamm, erbaut 1913 / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/O. Mahlstedt   Das Wasserkraftwerk in Hamm, erbaut 1913 / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/O. Mahlstedt
TITELDas Wasserkraftwerk in Hamm, erbaut 1913
DATIERUNG1913


INFORMATIONDie äußere Gestalt des Gebäudes läßt zunächst nicht unbedingt an ein Kraftwerk denken: Vielmehr könnte es sich z.B. um ein Gartenschlößchen oder auch um ein kleines Verwaltungsgebäude aus der Zeit des Klassizismus handeln. Die Grundrißform ist streng rechteckig, die Außenwände sind gegliedert durch ein rundum ausgebildetes System von Sockel, aufstrebenden Pilastern und einem abschließenden Dachgebälk. Das aus Schieferplatten gebildete Mansardendach (benannt nach dem französischen Architekten J .H. Mansart 1648-1708) verweist auf viel barocke und klassizistische Vorbilder. Lediglich die aus kleinen Glasbausteinen gebildeten Fensterfronten sowie das große, eiserne Eingangstor sprechen eine andere, modernere Sprache. Diese Elemente sind übrigens dafür verantwortlich, daß das Gebäude nicht unter Denkmalschutz steht.

Die Errichtung eines Wasserkraftwerkes zur Erzeugung von elektrischer Energie war 1913 eine in technischer Hinsicht sehr moderne Aufgabe. Die bauliche Außenhaut dieser Anlage greift jedoch auf bekannte, historisierende Bauformen zurück. In dieser Hinsicht korrespondieren Innen und Außen nicht, sind Funktion und Form nicht aufeinander bezogen: Eine neue technische Funktion wurde mit einem "alten Kleid" versehen.

In der Zeit des Historismus (ca. 1860 bis 1914) war dies kein ungewöhnliches Verfahren: Unzählige Bahnhöfe, Poststationen, Industriebetriebe, Kraftwerke usw. - alles dies waren durch den technischen Fortschritt neu entstandene Bauaufgaben - wurden mit historisierenden Bauformen gestaltet: Neoromanik, -gotik, - renaissance, -barock waren dabei die wichtigsten Stilvarianten.

Das Hammer Kraftwerk entspricht in der äußeren Gestaltung dem, was nach damaligem Geschmacksurteil als "schön" anerkannt war. Modernste Technik und traditionelle Baugestalt schienen zu dieser Zeit noch selbstverständlich zusammenzugehören, oder wie es der Direktor des Dortmunder E-Werkes anläßlich der Einweihung im Jahre 1896 formulierte: "... zu schönen Maschinen gehören auch schöne Räume ..." [1]

Der uns heute vertraute Gedanke, daß das "natürliche" Gegenstück eines funktionalen Maschinenensembles ein ebenso funktionales, seine Konstruktion offen zur Schau stellendes Gebäude sein kann, war zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der Bauplanung der Elektrizitätsversorgung nicht verbreitet. Die vor und nach dem 1. Weltkrieg entstandenen Gebäude dieser Gattung scheinen insgesamt wenig zur Herausbildung der modernen Architektur beigetragen zu haben. Vielmehr orientierten sich die beteiligten Bauherren und Architekten an dem gerade vorherrschenden, historistischen Zeitgeschmack (siehe auch das oben genannte Dortmunder E-Werk von 1896).


[1] Zitiert nach Horstmann, Theo (Hrsg.): Elektrifizierung in Westfalen, S. 50.


TECHNIKFoto
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FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/O. Mahlstedt


QUELLE    Bolle, Rainer | "Als das Licht kam..." | Dia 03, S. 19f.
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit3.9   1900-1949
Ort1.5   Hamm, Stadt <Kreisfr. Stadt>
Sachgebiet7.4   Infrastruktur, Infrastrukturpolitik
7.5   Energieerzeugung, Energieversorgung
DATUM AUFNAHME2004-02-25
AUFRUFE GESAMT185
AUFRUFE IM MONAT56