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(90 KB)   Das Wasserkraftwerk in Finnentrop-Bamenohl, erbaut 1923 / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/O. Mahlstedt   Das Wasserkraftwerk in Finnentrop-Bamenohl, erbaut 1923 / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/O. Mahlstedt
TITELDas Wasserkraftwerk in Finnentrop-Bamenohl, erbaut 1923
DATIERUNG1923


INFORMATIONIm Bildzentrum steht einer von zwei Drehstrom-Synchron-Generatoren aus dem Jahre 1923. Die Anlage wird noch heute weitestgehend mit Bauteilen aus der Originalzeit betrieben. Im Bamenohler Kraftwerk kann sehr plastisch die Funktionsweise eines Wasserkraftwerkes und allgemein die Erzeugung elektrischen Stroms mit Hilfe von Wasser nachvollzogen werden.

Das rotgestrichene Laufrad (der Anker) ist besetzt mit Elektromagneten, die an den im Gehäuse untergebrachten Spulen vorbeilaufen und so den elektrischen Strom erzeugen. Angetrieben wird der Generator über eine Welle (im Hintergrund zu sehen) von einer Turbine, die jenseits der ca. 1,20 m dicken Mauer liegt. Über der Turbine steht das Wasser in einer Höhe von ca. 6 m, d.h. bis knapp unter die Fensteröffnungen. Der Druck dieser Wassersäule von oben setzt das Laufrad der sogenannten Francisturbine in Bewegung. Sie hat einen Wasserdurchfluß von 6,3 Kubikmetern pro Sekunde. Um die Höhe der Wassersäule und so den entsprechenden Druck zu erreichen, wird die Lenne schon einige hundert Meter vor dem Kraftwerk aufgestaut.

Einige Bergzüge und verhältnismäßig viele Flußläufe schaffen im Sauerland günstige Bedingungen für eine intensive Nutzung der Wasserkraft. Der Typ des Laufwasserkraftwerks ist typisch für das Sauerland wie auch für andere Mittelgebirgsregionen, die viel Wasser führen. Er wurde bei geringem Gefälle und großer Wassermenge häufig eingesetzt.

Stromerzeugung durch Wasserkraft begann bereits im 19. Jahrhundert, denn in viele kleine Wassermühlen konnte ohne großen technischen Aufwand ein Generator eingebaut werden. So entwickelte sich in vielen Mittelgebirgsregionen Deutschlands - so auch im Sauer- und Siegerland sowie entlang der Ems - bald ein dichtes Netz von Kleinerzeugern, die mitunter nur die eigenen Gebäude und Anlagen oder noch die der Nachbarn mit elektrischem Strom versorgten. Viele dieser Kleinerzeuger schlossen sich dann in Genossenschaften zusammen und stellten so die Stromversorgung kleinerer Regionen sicher. [1]

Bis in die 60er Jahre dieses Jahrhunderts hinein übernahmen insgesamt 61 dieser Elektrizitätsgenossenschaften die Energieversorgung der ländlichen Gebiete des Märkischen Sauerlandes. Danach übernahm der heutige Betreiber, die Luster- und Lennekraftwerke GmbH (LLK) im Verbund mit dem Ruhrverband die Versorgung der Region. Der Bauherr des 1923 errichteten Kraftwerkes Bamenohl war der Ruhrtalsperrenverein, dessen erstes großes Projekt, die Listertalsperre, den Strombedarf nach 1918 nicht mehr hatte decken können.

Der große Vorteil eines Laufwasserkraftwerkes ist der unablässige Wasserfluß sowie die einfache, kaum störanfällige Technologie. Es kann ohne Unterbrechung, sauber, preisgünstig und zuverlässig elektrische Energie gewonnen werden. Die Nachteile liegen in der jahreszeitlich schwankenden Wassermenge des Flusses begründet. Bei Hoch- und Niedrigwasser sowie bei Eisgang ist die Wasserkraft nicht einsetzbar. Deswegen wurde und wird das Kraftwerk in Bamenohl immer im Verbund mit einem Dampfkraftwerk betrieben, das die niedrigen Leistungen oder sogar Ausfälle kompensieren kann.

Die durchschnittliche Jahresleistung des Kraftwerkes Bamenohl beträgt 2,2 Millionen Kilowattstunden (kwh). Dies ist eine große Zahl, doch was bedeutet sie konkret? Mit 2,2 Mio. kwh könnte man 1.000 Glühbirnen zu 100 Watt 925 Tage lang, also über 2 1/2 Jahre ununterbrochen leuchten lassen! Dennoch. Im Rahmen der von den LLK noch heute betriebenen 12 Wasserkraftwerken liefert dasjenige in Bamenohl gerade 1,51 % der Gesamtleistung. Und schon 1951 betrug der Anteil der Wasserkraft an der gesamten Stromerzeugung in Westfalen bereits nur noch 1 %. Kohlekraftwerke und seit den 60er Jahren auch zunehmend Atomkraftwerke erzeugten in Deutschland den größten Teil des elektrischen Stroms.


[1] Vgl. Döring, Peter: Stationen der Technikentwicklung von Elektrizitätserzeugung und -verteilung in Westfalen 1897 -1950, in: Horstmann, Theo (Hrsg.): Elektrifizierung in Westfalen, S. 40-48.


TECHNIKFoto
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FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/O. Mahlstedt


QUELLE    Bolle, Rainer | "Als das Licht kam..." | Dia 04, S. 21-23
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit3.9   1900-1949
Ort1.9.3   Finnentrop, Gemeinde
Sachgebiet7.4   Infrastruktur, Infrastrukturpolitik
7.5   Energieerzeugung, Energieversorgung
DATUM AUFNAHME2004-02-25
AUFRUFE GESAMT803
AUFRUFE IM MONAT192