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(68 KB)   Die Aufstellung eines 110-kV-Leitungsmastes, um 1928 / Recklinghausen, RWE Westfalen-Weser-Ems AG, Archiv   Die Aufstellung eines 110-kV-Leitungsmastes, um 1928 / Recklinghausen, RWE Westfalen-Weser-Ems AG, Archiv
TITELDie Aufstellung eines 110-kV-Leitungsmastes, um 1928
DATIERUNG1928 [um]


INFORMATIONDas Bild veranschaulicht, mit welcher Methode die neuen, jetzt sehr hohen Strommasten in der Landschaft aufgerichtet wurden. Im Vordergrund ist ein Holzgerüst zu erkennen, das aus zwei langen Holzmasten mit einigen Querverstrebungen besteht. Dieses Holzgerüst, das nicht ganz die Höhe des eisernen Strommastes erreicht, ist über ein festes Tau mit dem mittleren Schwerpunkt des zuvor auf dem Boden liegenden Mastes verbunden. Die Spitze des Holzgestells wird nun im nächsten Arbeitsgang von einem oder mehreren Pferden oder von einem Automobil nach unten gezogen, so daß gleichzeitig der Strommast seine volle Höhe erreichen kann. Durch mehrere nach allen Richtungen gespannte Seile wird sichergestellt, daß der Mast einigermaßen stabil steht, bis die Basis des Stahlmastes sicher am Fundament befestigt ist.

Der Mast ist Teil einer Überlandversorgung der VEW mit 110-Kilovolt-Leitungen, mit deren Bau 1922 begonnen wurde. Das Elektrizitätswerk Dortmund hatte schon im Jahr 1912 mit einer weiträumigen Stromverteilung im Münsterland, Sauerland und in Ostwestfalen im Rahmen von 50-kV-Leitungen begonnen. Für diese Zwecke wurden nunmehr ausschließlich Eisenmasten verwendet.

Freileitungen wurden bei der Stromverteilung schon früh den Erdkabeln vorgezogen, da sie kostengünstiger und natürlich einfacher zu warten waren. Allerdings mußten in Städten wegen der erhöhten öffentlichen Gefährdung und aus Platzmangel auch viele Erdkabel verlegt werden.

Die großen Stahlgittermasten der Freileitungen waren speziell für ausschließlich eine Anwendung entwickelte Neukonstruktionen, deren Funktion von jedem Betrachter sofort erkannt werden konnte. Insofern waren sie augenfällige Sinnbilder des technischen Fortschritts, die das Landschaftsbild schnell und nachhaltig veränderten.

Schon früh regten sich Proteste gegen die angebliche Verunstaltung der Städte durch Freileitungen sowie gegen die für ihren Bau auf dem flachen Land notwendigen Eingriffe in die Natur. Bereits die erste errichtete Wechselstromleitung - im Jahre 1891 von Lauffen/Neckar bis Frankfurt/Main - hatte die Beschneidung umfangreicher Wald- und Forstgebiete erfordert. Die Reaktion der Stromversorger auf Proteste bestand oft darin, daß zuerst auf die unabweisbare Notwendigkeit der Anlagen an sich hingewiesen wurde und dann eine "Verschönerung" der Anlagen, also eine Anpassung an das Bild von Stadt und Land angestrebt wurde (siehe auch Erläuterung zu Bild 4  Medien).

Die Konstruktion von Stahlgittermasten dient der klar definierten Aufgabe, die Seile - mit Kupfer als Stromleiter - zu tragen und bei Wind und Eis ein Zusammenschlagen der Seile ebenso zu vermeiden wie eine Überspannung oder gar einen Riß aufgrund eines temperaturbedingten Zusammenziehens des Metalls. Deswegen ist der richtige Abstand der Seile, aber auch der der Masten untereinander sehr wichtig.

Bei älteren Holzmasten lagen die drei Seile eines Stromkreises jeweils untereinander, doch ein Zusammenschlagen der Kabel konnte besser mit einer Dreiecksanordnung vermieden werden, jeweils ein Seil oben und zwei darunter. Die theoretisch günstigste Lösung, nämlich alle sechs Seife nebeneinander zu hängen, wurde selten verwirklicht, weil es zu teuer gewesen wäre: Für den unter den Leitungen auf dem Acker einzurichtenden Schutzstreifen hatten die Bauern Anspruch auf Entschädigungszahlungen auf der Grundlage der jeweils beanspruchten Bodenfläche. Erst später wurden die Masten noch höher gebaut, so daß keine Sicherheitsbedenken mehr dagegen sprachen, die darunterliegende Ackerfläche zu bearbeiten.

Bereits um 1930 gab es im Versorgungsgebiet der VEW einige hundert Kilometer Freileitungen. Bei einem durchschnittlichen Einsatz von vier Masten pro Kilometer wird ersichtlich, daß die Produktion von Strommasten zu einem einträglichen Geschäft für die regional ansässigen Stahlwerke geworden war. [1]


[1] Vgl. Fischer, Manfred: Stahlkonstruktionen und Stahlbauten für elektrotechnische Anlagen, in: Horstmann, Theo (Hrsg.): Elektrifizierung in Westfalen, S. 59ff.


TECHNIKFoto
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OBJEKT-PROVENIENZRecklinghausen, RWE Westfalen-Weser-Ems AG, Archiv


QUELLE    Bolle, Rainer | "Als das Licht kam..." | Dia 06, S. 26-28
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit3.9   1900-1949
Sachgebiet7.4   Infrastruktur, Infrastrukturpolitik
7.5   Energieerzeugung, Energieversorgung
DATUM AUFNAHME2004-02-25
AUFRUFE GESAMT349
AUFRUFE IM MONAT72