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TITEL | Werbeplakat der Firma Miele: "Wenn Vater waschen müßte ... kaufte er noch heute eine Miele Elektro-Waschmaschine", 1938 | ||||||||||||||||||||||
DATIERUNG | 1938 | ||||||||||||||||||||||
INFORMATION | "Wenn Vater waschen müßte, kaufte er noch heute eine Miele Elektro-Waschmaschine." Diese den drei abgebildeten Kindern in den Mund gelegte Werbebotschaft verweist auf die zeittypische, innerfamiliäre Rollenaufteilung sowie auf den erhofften Fortschritt durch die Elektrifizierung in der Waschküche:
Die versteckte Botschaft lautet also etwa: "Vater, sei nett, gönn' doch der Mutter eine elektrische Waschmaschine!" Immerhin, als relativ fortschrittlich ist es wohl zu werten, daß der Rollentausch bereits denkbar und sogar darstellbar war. Die elektrische Waschmaschine gehört nicht zu den Elektrogeräten, die in den Familienhaushalten zuerst angeschafft wurden. Hier wären vielmehr das Bügeleisen und vielleicht noch der Staubsauger zu nennen. Elektrische Waschmaschinen waren vergleichsweise teuer und in ihrem Funktionsumfang zunächst überhaupt nicht mit heutigen Modellen vergleichbar. Die "große Wäsche", der Waschtag, stellte regelmäßig eine große körperliche Anstrengung dar. U.a. mußte das Wasser herangetragen, die Wäsche gestampft, gewrungen und aufgehängt werden. Die ersten elektrischen Modelle (seit ca. 1910) waren nur Hilfsapparate, die lediglich das Wäschestampfen übernahmen. Andere schwere Arbeitsgänge blieben bestehen, so daß die Hausfrau weiterhin ihre ganze Kraft für die Waschtage aufwenden mußte. Dies galt auch noch in den dreißiger Jahren, vor allem auch deshalb, weil die Erwartungen an Reinlichkeit und Hygiene inzwischen erheblich gestiegen waren. Im Wissen um die im Schmutz steckenden Krankheitskeime wurde wesentlich mehr gewaschen - entweder wuchs der Wäscheberg oder es wurden mehr Waschtage eingelegt. Trotz der Elektrifizierung wuchs also das Arbeitspensum zunächst. Erst nach 1950 konnten elektrische Waschmaschinen den Arbeitsaufwand im Haushalt wesentlich verringern. Noch zur Entstehungszeit des vorliegenden Werbeplakats, ca. 1938, war elektrischer Strom kein alltägliches Gebrauchsgut, sondern Luxus. Zahlen aus der ehemaligen Reichshauptstadt Berlin, die zu dieser Zeit Vorreiterin für modernes Leben war, belegen dies: 1927 war ca. die Hälfte aller Berliner Haushalte an die Stromversorgung angeschlossen. 54 % der Haushalte besaßen elektrisches Licht, 55,9 % verfügten immerhin bereits über ein elektrisches Bügeleisen (Staubsauger 27,5 %, Waschmaschinen 0,5 %). [1] Neben dem elektrischen Licht fand also vor dem 2. Weltkrieg lediglich das elektrische Bügeleisen eine wirklich massenhafte Verbreitung. Dies lag nicht etwa daran, daß die Anwendungen für Elektrizität im Haushalt noch nicht entwickelt waren, ganz im Gegenteil. Die Anschaffungskosten für die Geräte waren einfach lange Zeit zu hoch. Wer über entsprechende Mittel verfügte, konnte sogar schon vor 1914 auf ein respektables Angebot von elektrischen Herdplatten, Kaffeeröstern, "Vacuum-Entstaubungsanlagen" oder Waschmaschinen zugreifen. Die Industrie stellte von Beginn an eine große Vielfalt von Geräten bereit und rührte auf großen und kleinen Gewerbeausstellungen, in Zeitungen, auf Plakaten usw. kräftig die Werbetrommel: Dennoch blieb der Absatz zunächst nur schleppend. Auch wenn viele Elektrogeräte erst in den 50er und 60er Jahren dieses Jahrhunderts wirklich zu Alltagsgegenständen wurden, so hat doch die früh einsetzende und permanente Entwicklung und Bereitstellung immer neuer Anwendungsmöglichkeiten für den Haushalt maßgeblich zu einer Akzeptanz der neuen Energieform in der Bevölkerung beigetragen. Dies gilt auch, wenn man an die frühen elektrotechnischen "Flops" denkt, die heute längst wieder vergessen sind: Apfelschäler, Elektrisierapparate, Badetuchwärmer, Fliegenfänger, Messerputzmaschinen, Pfeifenanzünder, Rosinenentkerner usw. [1] Vgl. Böth, Gitta: Prestigezeichen und Luxusgut. Strom im Privatleben, in: Böth, Gitta; Cornelius, Steffi; Döring, Peter und Horstmann, Theo (Hrsg.): Der Weg ins Licht - Zur Geschichte der Elektrifizierung des märkischen Sauerlandes. Ausstellung im Westfälischen Freilichtmuseum Hagen. Hagen 1989, S. 111ff. | ||||||||||||||||||||||
MATERIAL | Papier | ||||||||||||||||||||||
FORMAT | jpg | ||||||||||||||||||||||
OBJEKT-PROVENIENZ | Recklinghausen, RWE Westfalen-Weser-Ems AG, Archiv | ||||||||||||||||||||||
QUELLE | Bolle, Rainer | "Als das Licht kam..." | Dia 09, S. 36-38 | ||||||||||||||||||||||
PROJEKT | Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule) | ||||||||||||||||||||||
SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN |
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DATUM AUFNAHME | 2004-02-25 | ||||||||||||||||||||||
AUFRUFE GESAMT | 1321 | ||||||||||||||||||||||
AUFRUFE IM MONAT | 27 | ||||||||||||||||||||||
Seiten-URL: http://www.westfaelische-geschichte.de/med368 | |||||||||||||||||||||||
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