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(87 KB)   Elektromotoren in einer Schleiferei, Menden 1913 / Recklinghausen, RWE Westfalen-Weser-Ems AG, Archiv   Elektromotoren in einer Schleiferei, Menden 1913 / Recklinghausen, RWE Westfalen-Weser-Ems AG, Archiv
TITELElektromotoren in einer Schleiferei, Menden 1913
DATIERUNG1913


INFORMATIONDie historische Fotografie zeigt sehr deutlich, warum die Erfindung und der Einsatz des Elektromotors eine solch wichtige Innovation für die Arbeitswelt und insbesondere für kleinere Betriebe darstellte. Die Schleifmaschinen, vor denen die Arbeiter sitzen, wurden jeweils von einem eigenen kleinen Elektromotor direkt angetrieben. Die Motoren hatten ein geringes Gewicht und konnten deswegen platzsparend an der Wand aufgehängt werden. Die Bedienung des Elektromotors war sehr einfach, mit den weiter unten an der Wand angebrachten Kurbeln wurde er in Aktion gesetzt. Jede Arbeitsmaschine hatte ihren eigenen Antrieb, der individuell ein- oder ausgeschaltet sein konnte, so daß etwa bei einem nicht besetzten Arbeitsplatz zusätzlich Energie gespart wurde. [1]

Vor 1900 waren nur wenige große Betriebe mit Dampfmaschinen ausgerüstet. Kleinere und Kleinstbetriebe verwendeten, soweit überhaupt mechanische und nicht ausschließlich tierische, menschliche oder andere natürliche Kräfte genutzt wurden, vor allem Gasmotoren.

Eine Dampfmaschine war zunächst einmal in der Anschaffung sehr teuer. Ein weiterer Nachteil war, daß sie an einem festen Standort installiert war und von dort aus alle Arbeitsmaschinen eines Betriebes gespeist werden mußten. Hierzu war die Anbringung eines komplizierten Systems von Rädern, Wellen und Transmissionsriemen notwendig, das den ganzen Betrieb durchzog und auf historischen Fotografien oft wie ein völlig undurchdringliches Gewirr erscheint. Diese weitverzweigten Anlagen erforderten eine umfangreiche Wartung. Außerdem bargen sie eine hohe Unfallgefahr, beeinträchtigten die Lichteinstrahlung innerhalb der Gebäude und produzierten außerdem noch laute Betriebsgeräusche.

Für kleinere Betriebe war lange Zeit der Gasmotor eine attraktive Antriebsform. Er war 1860 von dem Franzosen Lenoir zum Patent angemeldet worden und hatte sich rasch auf dem Markt durchgesetzt, da er die Lücke zwischen einerseits den natürlichen Antriebskräften und andererseits der teuren, aufwendigen Dampfmaschine schließen konnte. Lange Zeit stellte er - im Gegensatz etwa zu Petroleummotoren, die einen unangenehmen Geruch verbreiteten - eine ernsthafte Konkurrenz zum Elektromotor dar. Der Gasmotor wurde in dem Maße von der elektrischen Variante abgelöst, wie neben die seit den 1850er Jahren in Deutschland bestehende zentrale Gasversorgung auch ein dichtes Netz von Elektrizitätswerken trat.

Schon in den 1830er Jahren waren die Grundlagen für den Bau von Elektromotoren erarbeitet worden, doch erst mit der Entdeckung des dynamoelektrischen Prinzips in den 1860er Jahren begann die entscheidende Entwicklungsphase: Ein Elektromotor ist vereinfacht gesagt nichts anderes als die Umkehrung einer Dynamomaschine: Die zugeführte elektrische Energie wird in mechanische Energie umgewandelt. In den 1880er Jahren begann - mit dem Ausbau des Stromnetzes - die Serienproduktion und die massenhafte Verbreitung des Elektromotors in Handwerk und Kleingewerbe.

Die neue Antriebsform senkte die Kosten, war flexibel einsetzbar und erhöhte Arbeitssicherheit und -effektivität. Entsprechend wurde sie im Kleingewerbe begrüßt: "Einer anderen Kategorie deutscher Produzenten, die durch das riesige Anwachsen der Großindustrie und der Massenfabrikation in Bedrängnis geraten ist, ist durch den Elektromotor ein neuer Lebensimpuls verliehen, indem ihr dadurch ein Mittel an die Hand gegeben ist, den Konkurrenzkampf mit der Großindustrie bis zu gewissen Grenzen wieder aufzunehmen. Es ist unser Kleingewerbe, unser Handwerk. [2]


[1] Vgl. zur Entwicklung des Elektromotors Cornelius, Steffi: "Licht und Kraft für Handwerk und Gewerbe" in: Böth, Gitta; Cornelius, Steffi; Döring, Peter und Horstmann, Theo (Hrsg.): Der Weg ins Licht - Zur Geschichte der Elektrifizierung des märkischen Sauerlandes. Ausstellung im Westfälischen Freilichtmuseum Hagen. Hagen 1989, S. 95ff.
[2] Zitiert nach ebd., S. 95.


TECHNIKFoto
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OBJEKT-PROVENIENZRecklinghausen, RWE Westfalen-Weser-Ems AG, Archiv


QUELLE    Bolle, Rainer | "Als das Licht kam..." | Dia 10, S. 39-41
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit3.9   1900-1949
Ort1.8.10   Menden Sauerland, Stadt
Sachgebiet7.4   Infrastruktur, Infrastrukturpolitik
7.5   Energieerzeugung, Energieversorgung
DATUM AUFNAHME2004-02-25
AUFRUFE GESAMT393
AUFRUFE IM MONAT89