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(132 KB)   Elektrisch angetriebene Dreschmaschine im Kreis Soest, 1954 / Recklinghausen, RWE Westfalen-Weser-Ems AG, Archiv   Elektrisch angetriebene Dreschmaschine im Kreis Soest, 1954 / Recklinghausen, RWE Westfalen-Weser-Ems AG, Archiv
TITELElektrisch angetriebene Dreschmaschine im Kreis Soest, 1954
DATIERUNG1954


INFORMATIONÜber Transmissionsriemen wird die große Maschine von einem im Innern des Gebäudes befindlichen Elektromotor angetrieben. Oben wird das Getreide eingefüllt, links werden die Säcke mit Korn abgefüllt, rechts schließlich wird das übriggebliebene Stroh gepreßt und abgepackt.

Das Bildbeispiel von 1954 zeigt eine zu dieser Zeit weit verbreitete Anwendung der Elektrizität im bäuerlichen Bereich. Schon vor dem 1. Weltkrieg war die Elektrizität in der Regel auf dem Lande verfügbar, doch eine etwas intensivere Nutzung erfolgte erst in den zwanziger und dreißiger Jahren und dann besonders nach 1945. [1] Die Nutzung der neuen Energie wurde als Mittel gegen die "Leutenot", also den Arbeitskräftemangel auf dem Lande gesehen. Maschinen sollten die fehlenden Arbeitskräfte ersetzen und dazu beitragen, gegenüber billig importiertem Auslandsgetreide konkurrenzfähig zu bleiben.

Neben der Dreschmaschine gab es eine Reihe anderer Anwendungsmöglichkeiten für Elektrizität auf dem Land: Bereits 1911 boten die Siemens-Schuckert-Werke elektrisch betriebene Futterzubereitungs- und Reinigungsmaschinen, Schrotmühlen, Milchzentrifugen und Melkmaschinen, Sägen und Jauchepumpen an. Die Entwicklung von elektrischen Bodenbearbeitungsmaschinen wie Egge, Grubbe, Walze und Pflug wurde dagegen bald eingestellt, weil sie sich als unrentabel herausstellte. Ein Elektromotor war immer an die Stromleitung gebunden und somit für die Bearbeitung eines weiträumigen Ackers ungeeignet.

Insgesamt ging die Elektrifizierung des flachen Landes und der Landwirtschaft wesentlich langsamer vonstatten als die der Städte. Hierfür gibt es mehrere Gründe: Viele Bauern scheuten die Anschaffung der zunächst noch teuren Anlagen, die hohe Zinsen und Abschreibungen mit sich brachten. Verbreitet war auch eine gewisse Skepsis, weniger gegenüber der Elektrizität als neuer Energie allgemein, als vielmehr gegenüber der Stromversorgung durch ortsfremde, große Gesellschaften, die man nicht kannte und nicht einschätzen konnte. In einer Meldung der "lsar-Amper-Werke" von 1914 heißt es beispielsweise: "Wir haben Berichte, wonach Gründungsmitglieder unseres jungen Unternehmens für ihre stundenlangen Bemühungen, eine Ortschaft zum Anschluß an das eben errichtete Leitungsnetz zu gewinnen, nur eisiges Schweigen der versammelten Bauern ernteten." [2]

Mühlen- und Sägewerksbesitzer waren seit etwa 1890 auf dem Lande Pioniere der Elektrizitätserzeugung gewesen. Sie rüsteten ihre vorhandenen Anlagen - Wasserräder, Wellen usw. - auf, indem sie einen Generator zur Stromerzeugung hinzusetzten. So konnten sie zumindest ihr eigenes Anwesen und vielleicht noch das der Nachbarn beleuchten, denn auch auf dem Land ging es zunächst vor allem um elektrische Beleuchtung.

Es entstanden vielerorts ländliche Elektrizitätsgenossenschaften (1910 waren es ca. 300 in Deutschland, 1929 schon 5.921!), die ihren Strom in kleinem Rahmen selbst produzierten und auch verbrauchten. Die Genossenschaften betrieben z.T. eigene kleine Kraftwerke oder sie waren verbunden mit benachbarten Kleinkraftwerken.

Die Elektrizitätsgenossenschaften begünstigten durch ihre Eigeninitiative zunächst einen erhöhten Stromverbrauch auf dem Lande, doch zur wirklichen Deckung dieses steigenden Bedarfs erwiesen sie sich zunehmend als ungenügend: der elektrotechnische Sachverstand der Bauern war oftmals zu gering und die finanziellen Eigenmittel der Gemeinschaften reichten oft nicht aus, um entsprechend investieren zu können.

So setzte sich die elektrotechnische Industrie mit ihrer Überlandversorgung schließlich auch in ländlichen Gebieten durch, zunächst in Form von "Elektrotechnischen Beratungsstellen", die mit technisch versierten Geschäftsführern besetzt waren. Erst als die Überlandzentralen (Kraftwerke) in einem verhältnismäßig dichten Netz gestreut waren und "die Aufstellung besonderer Dampfmaschinen zum Betrieb des Kraftwerks, das nur die eigene Wirtschaft speiste", [3] überflüssig machten, konnten die Bauern wegen der jetzt verhältnismäßig günstigen Strompreise stärker für die neue Energie gewonnen werden.


[1] Vgl. dazu Böth, Gitta: Elektrischer Strom. "Der Schrecken der Herren Landwirte", in: Böth, Gitta; Cornelius, Steffi; Döring, Peter und Horstmann, Theo (Hrsg.): Der Weg ins Licht - Zur Geschichte der Elektrifizierung des märkischen Sauerlandes. Ausstellung im Westfälischen Freilichtmuseum Hagen. Hagen 1989, S. 143ff.
[2] Zitiert nach Zängl, Wolfgang: Deutschlands Strom, die Politik der Elektrifizierung von 1866 bis heute. Frankfurt und New York 1989.
[3] Zitiert nach Böth, Gitta: Elektrischer Strom. "Der Schrecken der Herren Landwirte", in: Böth, Gitta; Cornelius, Steffi; Döring, Peter und Horstmann, Theo (Hrsg.): Der Weg ins Licht - Zur Geschichte der Elektrifizierung des märkischen Sauerlandes. Ausstellung im Westfälischen Freilichtmuseum Hagen. Hagen 1989, S. 144.


TECHNIKFoto
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OBJEKT-PROVENIENZRecklinghausen, RWE Westfalen-Weser-Ems AG, Archiv


QUELLE    Bolle, Rainer | "Als das Licht kam..." | Dia 11, S. 42-44
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit3.10   1950-1999
Ort1.11   Soest, Kreis
Sachgebiet7.4   Infrastruktur, Infrastrukturpolitik
7.5   Energieerzeugung, Energieversorgung
DATUM AUFNAHME2004-02-25
AUFRUFE GESAMT350
AUFRUFE IM MONAT97