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(70 KB)   Unbenutzter Rückumschlag der KZ-Vewaltung Niederhagen/Wewelsburg / Büren, Kreismuseum Wewelsburg   Unbenutzter Rückumschlag der KZ-Vewaltung Niederhagen/Wewelsburg / Büren, Kreismuseum Wewelsburg
TITELUnbenutzter Rückumschlag der KZ-Vewaltung Niederhagen/Wewelsburg
DATIERUNG1941-11


INFORMATIONDer nichtbenutzte Rückumschlag, der zur Rücksendung von Leichenpässen der Ortspolizeibehörde in Büren bestimmt war, stammt vom 3. oder 4. November 1941, d.h. aus einer wichtigen Phase der Entwicklung des Konzentrationslagers in Wewelsburg. So unscheinbar er ist, sind doch aus ihm zentrale Informationen über die organisatorische Stellung und Entwicklung des Lagers abzuleiten:
  • Die Heraufstufung des Lagers zum selbständigen KZ und die damit verbundene Umbenennung werden durch die unterschiedlichen Bezeichnungen im Absenderstempel und der Anschrift deutlich (die bei einem Rückumschlag eigentlich identisch sein müßten). Im offensichtlich zunächst weiterbenutzten Stempel trägt das Lager noch die Bezeichnung "KL Wewelsburg", wie es als selbständiges KZ vom 01.09.1941 an für kurze Zeit hieß. KL war die offizielle Abkürzung für Konzentrationslager. Die Ernennung zum selbständigen KZ war notwendig geworden, damit das Lager als "staatliches Konzentrationslager" aus dem Budget des Reichsinnenministers, d.h. vom Staat, finanziert werden konnte. Bis dahin hatte die Kosten für die KZ-Bauten und ihre Unterhaltung - ein Symbol SS-eigener "Kulturpflege"! - die SS-"Gesellschaft zur Förderung und Pflege deutscher Kulturdenkmäler e.V. " getragen. Das SS-Wachpersonal allerdings wurde generell seit 1935 aus der Staatskasse entlohnt. Die Umbenennung in KZ Niederhagen scheint auf Himmlers persönlichen Befehl zurückzugehen. Vermutlich wollte er nicht, daß der offenkundige Zusammenhang zwischen Burg und KZ durch die Namensgleichheit über eine beschränkte Öffentlichkeit hinaus bekannt wurde. Am 15.10.1941 bestimmte ein SS-Befehl: "Das Konzentrationslager Wewelsburg erhält die Bezeichnung "Konzentrationslager Niederhagen". Dementsprechend ist die Anschrift des Briefs ausgefüllt.
  • Ein Blick in die Verwaltungsstruktur des Lagers ergibt sich aus der Tatsache, daß als Empfänger der Leichenpässe die "Abteilung ll" genannt wird. Die Personalpapiere der Häftlinge wurden im KZ von dieser Abteilung verwaltet. Bei ihrem Leiter handelte es sich immer um einen Beamten der Geheimen Staatspolizei, der in der Regel auch SS-Mitglied war. Die übrigen Abteilungen waren: I. Kommandantur, III. Schutzhaftlager, IV. Verwaltung, V. Lagerarzt. Zu den im Schutzhaftlager tätigen SS-Leuten gehörten der Schutzhaftlagerführer, der Rapportführer (Kontrolle der Häftlingszahlen u.a.), die Blockführer (für einzelne Baracken zuständig), der Arbeitsdienstführer (Kontrolle des Arbeitseinsatzes) und die Kommandoführer (Kontrolle einzelner Häftlingsarbeitskommandos). Die Mitglieder der Wachtruppe, die der jeweilige" Führer vom Dienst" befehligte, galten als dem Lager nur zugeteilt.
  • Aus dem Stempel läßt sich ferner ersehen, daß die Konzentrationslager eine Einrichtung der Waffen-SS waren. Diese Entwicklung hatte sich erst in dem Jahr vollzogen, in dem der Briefumschlag entstand. Im April 1941 hatte Himmler erstmals die 1939 aufgestellten "Totenkopf-Wachsturmbanne" als Teil der Waffen-SS bezeichnet. Er förderte damit einen personellen Austausch zwischen den sich nur als "bessere Soldaten" gegenüber den Wehrmachtsmitgliedern verstehenden Waffen-SS-Einheiten und den KZ-Wachmannschaften. Dieser Austausch sollte zum einen dem Entstehen militärischen Dünkels in der Waffen-SS entgegenwirken und verdeutlichen, daß der "KZ-Dienst" ein integraler Bestandteil der Aufgaben der Waffen-SS war, er ließ zum anderen jedem SS-Mann, den der KZ-Dienst wirklich belastete, zumindest einen Weg offen: Er konnte sich freiwillig zum Fronteinsatz meiden. Nur sehr wenige machten allerdings Gebrauch davon.


MATERIALPapier
FORMATjpg


OBJEKT-PROVENIENZBüren, Kreismuseum Wewelsburg
OBJEKT-SIGNATUR1774


QUELLE    Hüser, Karl / Brebeck, Wulff E. | Wewelsburg 1933-1945 | Dia 06, S. 36f.
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit3.9   1900-1949
Ort2.7.4   Büren, Stadt
Sachgebiet3.2   Politische Ideologien
DATUM AUFNAHME2004-02-25
AUFRUFE GESAMT462
AUFRUFE IM MONAT111