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(83 KB)   Markt (oben) und Rathaus (unten) der Stadt Paderborn / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/E. Uthmann (o) / J. Klem (u)   Markt (oben) und Rathaus (unten) der Stadt Paderborn / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/E. Uthmann (o) / J. Klem (u)
TITELMarkt (oben) und Rathaus (unten) der Stadt Paderborn


INFORMATIONIst das Rathaus in Paderborn wie in anderen Städten ein historisches Zeugnis wirtschaftlicher Blüte bürgerlichen Gemeinwesens, städtischer "Freiheiten" und Autonomie? Dies traf zumindest für das mittelalterliche Paderborn zu, wo der Auszug der bischöflichen "Stadtherren" im 13. Jahrhundert in das benachbarte Neuhaus eine freie Stadtentwicklung begünstigte. Im Zuge der "Gegenreformation" Anfang des 17. Jahrhunderts, besonders seit dem Triumph des Fürstbischofs 1604 war die "Stadtherrschaft" wiederhergestellt. [1]

Die neuen Machtverhältnisse, die unbeschränkte "Stadtherrschaft" des Bischofs, spiegeln sich auch im Paderborner Rathaus, das in den Jahren 1613 bis 1620 nicht auf bürgerlich-städtische Initiative, sondern im Auftrag des Fürstbischofs Dietrich von Fürstenberg (von Meister Hermann Baumhauer?) neugebaut wurde. Seine Gestaltung im Stil der Weser-Renaissance beruhte auf dem Repräsentationswillen des "Stadtherrn": ein monumentaler Bau, dessen Giebelspiel den senkrechten und waagerechten Linien eines westfälischen Bauernhauses nachempfunden wurde, indem die Hauptfassade, bestehend aus einem großen Giebel, durch zwei Vorbauten auf Säulenhallen, sogenannten "Lauben", analog den Ausluchten eines Bauernhauses, spielerisch gegliedert wurde. [2] Die Anordung der verzierten Giebel und Erker an der Südseite lockern die Front zusätzlich auf. Gesimse, Fensterbänder und -gruppen betonen die Horizontale. Auffallend ist die aufwendige Gestaltung der Fenster in Halbsäulenfassung. Die Eingänge sind wie die Säulenhallen rundbogig gestaltet, - in Zierquadern, teils in Pfeiler gefasst.

Das Rathaus sollte nicht isoliert von dem Ensemble des Marktplatzes betrachtet werden. Dort zieht der wuchtige Turm der ehemaligen Minoritenkirche, seit 1614 Teil des neuerbauten Jesuitenkollegs, alle Aufmerksamkeit auf sich (vgl.  Bild 6). Sicher zog er auch im 17. Jahrhundert die Marktbesucher in seinen Bann "... wie ein Siegesdenkmal des landesherrlichen Fürstenwillens über seine Landeshauptstadt ...". Der Turm beherrschte den Markt. Mit deutlichem Abstand überragte er Rathaus, Jesuitenkirche, Gymnasium und die Bürgerhäuser. Sie erweisen sich als " ... Vortakt für den monumental gestimmten Platz, der in dem Turm seine stärkste Steigerung erhält". [3] Daran haben die späteren baulichen Veränderungen bis zur Gegenwart nichts geändert Die Fotos vermitteln einen Gesamteindruck von den Größenverhältnissen im Marktbereich (oben). Das zweite Bild (unten) zeigt einen Ausschnitt des Paderborner Marktes mit dem Rathaus und dem Turm des Jesuitenkollegs, über dessen Bedeutung - Symbol der fürstlichen Macht oder der geistigen, religiösen Erneuerung - das folgende  Bild 6 Aufschluß gibt.


[1] Der ehemalige Bürgermeister Liborius Wichart wurde grausam hingerichtet: in Gegenwart des Fürstbischofs gevierteilt. Je eines der Körperteile wurde zur Abschreckung an den vier Toren der Stadt aufgehängt. 30 Anhänger Liborius' Wichart wurden ebenso zum Tode verurteilt, jedoch schließlich zu hohen Geldstrafen vom Bischof begnadigt. Diese Maßnahmen zeigen eine Härte, die für die Regierung Dietrichs IV. ungewöhnlich war und insgesamt eine Ausnahme bildete.
[2] Becker, Schloß Neuhaus, S. 71. Vgl. Ludorff, Kunstdenkmäler.
[3] Siehe Kerckerinck zur Borg, Engelbert Freiherr und Richard Klapheck, Das Fürstenbergische Barock, in: Bergenthal, Josef (Hg.), Sonderbares Land - ein Lesebuch von westfälischer Art und Kunst, 3. Aufl., Münster 1960, S. 162f.


TECHNIKFoto
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FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/E. Uthmann (o) / J. Klem (u)


QUELLE    Vogt, Arnold | Die Gegenreformation im Paderborner Land | Dia 05, S. 27-29
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit3.2   1550-1599
Ort2.28   Paderborn, (Fürst-)Bistum < - 1802>
DATUM AUFNAHME2004-02-26
AUFRUFE GESAMT2420
AUFRUFE IM MONAT117