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(109 KB)   Erbstollenausgang des Schlebuscher Erbstollens in Wetter-Oberwengern / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen   Erbstollenausgang des Schlebuscher Erbstollens in Wetter-Oberwengern / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen
TITELErbstollenausgang des Schlebuscher Erbstollens in Wetter-Oberwengern


INFORMATIONDer Bau des Schlebuscher Erbstollens wurde bereits im Jahre 1765 beschlossen. Er sollte den Blumentaler und den Dreikronen-Stollen ablösen. Da er nur etwa 83 m über NN lag, konnten mit ihm alle Grubenbaue entwässert werden, die höher gelegen waren. Die zu erwartende wirtschaftliche Bedeutung ergab sich aus der Möglichkeit, nicht nur die Magerkohlenflöze mit ihrem teils wasserreichen Nebengestein abzubauen, sondern auch alle anderen Gruben bis auf diese Höhe abzuteufen. Der Stollen wurde 1765 beim Grundstück des Samelhauser Kottens begonnen. Nach 15 Jahren Bauzeit war man etwas über 1.000 m vorangekommen. Dies zeigt die Mühseligkeit der Arbeit ebenso wie die Primitivität des Arbeitsgerätes, als auch die technische Schwierigkeit, den Stollen voranzubringen. Später wurde noch ein Stollenmundloch in die Limbecke geführt und eine Materialzufahrt angelegt.

Der Stollen zog sich das Blumental aufwärts und löste das Wasser aller oberhalb gelegenen Grubenfelder. Er war ein Lachter hoch und einen halben Lachter breit [1]. Ein mit Schienen versehener Steg ermöglichte den notwendigen Materialtransport. In Abständen wurden zur Bewetterung im Gestein oder anstehenden Fläzen (Stollen) Lichtlöcher angelegt. Der Bau wurde nur mit Schlägel und Eisen vorgetrieben. Als Unterhaltungsgebühr hatten die anliegenden Zechen ein Neuntel des Fördererlöses zu zahlen.

Der Stollen endete beim Schacht Rudolph der Dreckbänker Gewerkschaft. Hier versprang er und wurde bis zum Bahnhof Schee zur Grube Mühler und Sieper weitergeführt. Bis dort betrug seine Länge rund 13 km, die entwässerte Fläche 40 qkm.

Umgerechnet auf die Löhne und Preise von 1978 dürften die Kosten das Auffahren des Erbstollens rund 17 Millionen DM betragen haben. Gemessen an den damals doch sehr beschränkten Möglichkeiten südlich der Ruhr, das notwendige Kapital aufzubringen, darf man den Bau des Erbstollens auch als eine finanzielle Leistung ersten Ranges ansehen.

So groß der Nutzen des Erbstollens einerseits für die Zechen war, so sahen sich andererseits die landwirtschaftlichen Anlieger und viele Anwesen um ihr Wasser gebracht bzw. sahen den gesicherten Zufluß des Grundwassers erschwert. In der Tat verloren eine Reihe von Wiesen und Ackerflächen ihre notwendige Bodenfeuchtigkeit, auch versiegten eine Reihe von damals lebenswichtigen Hausbrunnen. So wurde die Gewerkschaft Vereinigte Trappe mehrfach in Auseinandersetzungen verwickelt und zu Ersatzleistungen genötigt.

Außer dem vorgenannten Schlebuscher Erbstollen gibt es noch eine ganze Reihe anderer, die entweder direkt in die Ruhr entwässern oder ihr Wasser in deren Nebenbäche schicken. Die Erbstöllner bildeten ursprünglich selbständige Gewerkschaften, die sich ihrer Wichtigkeit wohl bewußt waren. Wegen der verhältnismäßig hohen Abgaben trachteten die Zechen, die Erbstollenanteile möglichst in ihren Besitz zu bringen, um so von den hohen Abgaben herunterzukommen. Dies gelang z.B. im Jahre 1887, als die Zeche Trappe die Besitzrechte am Schlebuscher Erbstollen erwarb.

Der Begriff "Erbstollen" hat eine doppelte Bedeutung: Zum einen vererbten sich die Besitzanteile der Eigentümer, zum anderen wurden, da der Erbstollen der tiefstgelegene Grubenwasserabfluß war, ihm alle anderen Grubenwässer zugeführt, er "erbte" sie.

Das Bild zeigt den sehr gut restaurierten und repräsentativen Ausgang im untersten Blumental. Die ehem. Gerätekammer ist durch ein Gitter gesichert. Rechts ist der Abgang zum eigentlichen Stollen sichtbar. Die Bedeutung der Initialen am Sandsteinportal ist noch ungeklärt.


[1] Ein Lachter entspricht 2.09 m.


TECHNIKFoto
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FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen


QUELLE    Naujoks, Hans-Georg | Spuren des historischen Steinkohlebergbaus | Dia 01, S. 16f.
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Ort1.3.8   Wetter (Ruhr), Stadt
Sachgebiet10.14   Montanindustrie
DATUM AUFNAHME2004-02-26
AUFRUFE GESAMT307
AUFRUFE IM MONAT71