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(74 KB)   Raesfeld im Zweiten Welkrieg: Die Ruine der Synagoge / Raesfeld, I. Böckenhoff / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/E. Tschich   Raesfeld im Zweiten Welkrieg: Die Ruine der Synagoge / Raesfeld, I. Böckenhoff / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/E. Tschich
TITELRaesfeld im Zweiten Welkrieg: Die Ruine der Synagoge
URHEBER ABBILDUNGBöckenhoff, Ignaz (1911-1994)
DATIERUNG1941-12


INFORMATIONSeit Jahrhunderten hatten Juden in Raesfeld gelebt. Als Vieh- und Textilhändler oder als Schlachter waren sie fest in die ländlich-bäuerliche Lebensweit integriert. Mit der nationalsozialistischen Machtübernahme begann sich die Situation der kleinen jüdischen Gemeinde bald zu verschlechtern. Die "völkische Aufklärung" bewirkte, daß die Geschäfte zurückgingen. "Wer mit Juden handelt, treibt Verrat am Volk und an der Nation!" Ende 1933 erfolgte der Ausschluß der jüdischen Frontsoldaten des Ersten Weltkrieges aus dem Kriegerverein. Die gezielten Demütigungen und Ausgrenzungen erreichten im September 1935 mit den sog. "Nürnberger Rassegesetzen", die den noch verbliebenen Juden die bürgerliche Gleichstellung entzogen, einen ersten Höhepunkt.

Wenig später wurde auch in Raesfeld an zentraler Stelle ein "Stürmerkasten" installiert. Unter der Losung "Die Juden sind unser Unglück!" hetzten die Nationalsozialisten hier Woche für Woche aufs neue gegen die jüdischen Mitbürger. Wer sich diesem kollektiven Haß zu entziehen versuchte und weiterhin Kontakte zu jüdischen Nachbarn unterhielt, wurde öffentlich denunziert. So hieß es etwa 1936 in dem antisemitischen Wochenblatt "Der Stürmer". "Der Volksgenosse Heinrich Rickert, wohnhaft in dem Kirchspiel Nr. 120 zu Raesfeld, unterhält sich heute noch mit dem Juden Herz Elkan auf offener Straße." [7]

Das reichsweite Pogrom vom November 1938 machte vor Raesfeld nicht halt. In den frühen Morgenstunden des 10.11.1938 erhielten SA und SS aus Wesel den Befehl zur Zerstörung der Raesfelder Synagoge. Nachdem die Akteure sich mit Gewalt Zugang verschafft und die Thorarollen fortgebracht hatten, legten sie im Inneren des Bethauses Feuer. Die Freiwillige Feuerwehr beschränkte sich weisungsgemäß darauf, ein Übergreifen des Feuers auf die umliegenden Häuser zu verhindern. Als die Synagoge niedergebrannt war, drangen die Täter in die jüdischen Häuser und Wohnungen ein, zerstörten die Einrichtungen und verhafteten die anwesenden Männer.

Die physische Vernichtung der letzten Raesfelder Juden begann im Dezember 1941, als sie zusammen mit 1.000 anderen westfälischen Juden von Münster aus nach Riga und später nach Theresienstadt deportiert wurden. Von dort ist niemand zurückgekehrt.

Während der Pogromaktion hatten die nationalsozialistischen Täter den Fotografen, der das Geschehen mit seiner Kamera im Bild festhalten wollte, davongejagt. Er hat diese Aufnahme, die letzte Erinnerung an die kleine jüdische Gemeinde in Raesfeld, zu einem späteren Zeitpunkt vom Turm der nahen Kirche aus realisiert. Bald darauf wurden die kahlen Reste der Umfassungsmauern abgetragen und das Grundstück planiert.


[7] Adalbert Friedrich, Die jüdische Gemeinde von Raesfeld. Ein Beitrag zur Geschichte der Juden in Westfalen, Raesfeld 1988, S. 137.


TECHNIKFoto
FORMATjpg


OBJEKT-PROVENIENZRaesfeld, I. Böckenhoff
FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/E. Tschich


QUELLE    Jakob, Volker | Raesfeld im Zweiten Weltkrieg | Dia 04, S. 16f.
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit3.9   1900-1949
Ort3.1.10   Raesfeld, Gemeinde
Sachgebiet6.8.10   Juden
16.4   Jüdische Gemeinden
16.6.1   Kirchenbau, Sakralbauten / Kirchenaausstattung
DATUM AUFNAHME2004-02-05
AUFRUFE GESAMT598
AUFRUFE IM MONAT128