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(63 KB)   Rathaus Anholt / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/S. Sagurna   Rathaus Anholt / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/S. Sagurna
TITELRathaus Anholt


INFORMATIONNördlich der Burg, die die Herren von Zuylen im 12. Jahrhundert an der Issel m westlichsten Zipfel des Münsterlandes errichteten, entstand die gleichnamige Siedlung Anholt. Ihr Name ist urkundlich erstmals 1234, die Burg als bestehendes Wasserschloß zum ersten Mal 1313 erwähnt. Im Mai 1347 überließ Stephan von Zuylen in einem Privileg allen Einwohnern Anholts innerhalb der Stadtbefestigung ihre Hofstätten gegen einen jährlichen Erbzins von einem Kapaun und einem Pfund Wachs zu erblichem Eigentum. Zwei Jahre später - 1349 - verlieh sein Sohn Dietrich von Zuylen Anholt ein umfangreiches Stadtrecht, nach dem die Bürger nun auch an der Verwaltung der Stadt mit einem Gremium aus sieben Schöffen, von denen einer zum Bürgermeister ernannt wurde, teilnahmen. Im Zuge der Stadtwerdung erfolgte in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts der Ausbau der bislang aus Palisade und Graben bestehenden Befestigung zu einer Steinmauer mit Wehrtürmen. Im Jahr 1380 kam die um Anholt gebildete Herrschaft durch die Heirat der Erbtochter der Herren von Zuylen an die Herren von Gemen und 1402 durch Teilung an die Herren von Bronckhorst-Batenburg. Diese ließen sich 1431 von Kaiser Sigmund mit Anholt belehnen und verstanden es lange Zeit, ihre Unabhängigkeit gegenüber Geldern und den Generalstaaten zu wahren. Während der Geldernschen Fehde (1538-1643) befand sich Anholt für kurze Zeit im Besitz des Herzogs Karl von Geldern. 1540 verfügte aber ein Erlaß Kaiser Karls V. die uneingeschränkte Rückgabe von Schloß und Stadt an Dietrich III. von Bronckhorst-Batenburg. Schwere Zerstörungen erlitt die Stadt im Spanisch-Niederländischen Krieg (1568-1609) und im spanischen Erbfolgekrieg (1711). Mitte des 17. Jahrhunderts kam die Herrschaft Anholt an die Fürsten zu Salm, die nach dem Verlust ihrer linksrheinischen Besitzungen 1793/1801 Anholt zum Regierungssitz für ihre münsterschen Entschädigungslande wählten. 1810 wurde das Fürstentum Salm von dem französischen Kaiserreich einverleibt und 1815 durch Preußen in die Provinz Westfalen eingegliedert. Ähnlich wie Burgsteinfurt hatte Anholt bis zum Zweiten Weltkrieg den Charakter einer kleinen Residenzstadt, doch wurde die Stadt 1945 fast völlig zerstört.

Im Jahr 1567 errichteten die Bürger Anholts am Marktplatz, an der Stelle eines aus dem 14. Jahrhundert stammenden Gebäudes, ein Rathaus. Der Giebel des nahezu rechteckigen, zweigeschossigen und verputzten Ziegelbaus ist durch sieben runde Fialen auf Konsolen gegliedert. Zugleich sind die Umrisse zwischen den Fialen leicht geschwungen und die Wandfläche durch eiserne Maueranker belebt, die im Giebelfeld die Jahreszahl 1567 zeigen. Im Jahr 1834 wurden die alten Steinkreuzfenster mit Hausteinfassung und Bleiverglasung durch Johann Theodor Uebbing mit Spitzbögen überwölbt und die kleinen äußeren Blendläden entfernt. Bereits 1795 hatte der fürstliche Baumeister Stevens die zunächst einseitige Freitreppe zur Doppeltreppe ausgebaut. Auf dem Treppenvorbau stehen zwei steinerne Löwen von 1570 mit dem Bronckhorstschen Familienwappen und dem Anholter Stadtwappen. Letzteres zeigt das Familienwappen der Herren von Zuylen - drei übereinanderstehende Maueranker -, wobei die Zahl der Maueranker beim Stadtwappen um einen vermindert wurde. Nachdem das Rathaus 1945 stark beschädigt worden war, wurden 1952-1955 bei den Instandsetzungsarbeiten die früher vorhandenen rechteckigen Steinkreuzfenster mit den kleinen Blendläden wiederhergestellt, die nach ihrer Abnahme zur Restaurierung im Jahr 1994 leider noch nicht wiederangebracht worden sind.

lm Erdgeschoß an der Marktseite, dem heutigen Ratskeller, befand sich ursprünglich die Stadtwaage. Dahinter lagen eine Küche sowie Wohn- und Schlafzimmer für die sogenannte Armenküche. Seit 1713 dienten die Hinterzimmer als Spritzenhaus. Das Obergeschoß war über die vordere Freitreppe und vermutlich auch über eine Treppe im Inneren zugänglich. Wahrscheinlich gab es dort seit der Erbauungszeit einen langen Flur, von dem links Verwaltungszimmer und Botenstube, rechts Registratur und Schwurzimmer abgingen. Am Flurende lag der Gerichts- und Sitzungssaal, hinter dem sich noch zwei Räume für Gefangene befanden. Der Gerichtssaal ist 1721 durch den Stukkateur Heinrich Christian Hansche mit einer allegorische Figuren zeigenden Decke und einem Kaminrelief ausgestattet worden, die Symbole der Gerechtigkeit, des Friedens und das Anholter Stadtwappen darstellen.


Literatur

600 Jahre Stadt Anholt
1347-1947, Festschrift, Münster 1947.


TECHNIKFoto
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FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/S. Sagurna


QUELLE    Killing, Anke | Historische Rathäuser in Westfalen | Dia 11, S. 45-47
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Ort3.1.8   Isselburg, Stadt
Sachgebiet3.11   Städte und Gemeinden, Ober-/Bürgermeister/Ober-Bürgermeisterin, Mitarbeiter
15.8   Architektur, Baudenkmäler, Architekt/Architektin
DATUM AUFNAHME2004-02-26
AUFRUFE GESAMT486
AUFRUFE IM MONAT154