MEDIEN

(111 KB)   Rathaus Blomberg / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/O. Mahlstedt   Rathaus Blomberg / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/O. Mahlstedt
TITELRathaus Blomberg


INFORMATIONDie Stadt Blomberg ist wahrscheinlich in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts von dem Edelherrn Bernhard III. zur Lippe auf einem steilen Bergsporn angelegt worden. Ausschlaggebend für die Wahl des Standortes war die Lage an im Mittelalter bedeutenden Handelswegen wie der Frankfurter Straße, die von Kassel über Warburg nach Rinteln führte, der Kölnischen Landstraße, die von Paderborn über Horn nach Hameln verlief, und einer Straße von Osnabrück über Herford, Lemgo in Richtung Höxter. Die Lage an den Fernstraßen, das lippische Stadtrecht, welches eine vom Landesherrn relativ unabhängige Selbstverwaltung und freie Gerichtsbarkeit beinhaltete und der Umstand, daß die Stadt vom 14. bis 16. Jahrhundert bevorzugte Residenz und östliche Landesfestung der lippischen Edelherren war, führten zu einem stetigen wirtschaftlichen Wachstum in den ersten beiden Jahrhunderten nach der Gründung.

Wie bei allen lippischen Gründungsstädten zeigt auch der bis heute weitgehend erhaltene mittelalterliche Grundriß Blombergs das charakteristische Dreistraßenschema, in dessen Mitte sich der Marktplatz mit dem Rathaus und westlich davon die Kirche St. Martini befinden. Während des Mittelalters war Blomberg durch die Lage am Steilhang und entsprechende Verteidigungsanlagen die am stärksten befestigte lippische Stadt. Dennoch wurde die Ansiedlung einschließlich der landesherrlichen Burg während der Soester Fehde 1447 vollständig vernichtet. Doch bereits nach kurzer Zeit war sie wieder aufgebaut und gelangte schnell zu neuem Wohlstand und Ansehen.

Das Rathaus in Blomberg ist bis heute Tagungsort des Rates und seiner Ausschüsse, Anlaufstelle der Bürger und Stätte festlicher Empfänge. Der rechteckige Bau, dessen Traufenseite sich dem Marktplatz zuwendet, wurde 1586/87 unter Einbeziehung eines bereits unter dem westlichen Teil des Gebäudes vorhandenen Gewölbekellers errichtet. Baumeister der zwei steinernen Untergeschosse war der Blomberger Hans Rade, dessen Steinmetzzeichen sich über einem Fenster im Obergeschoß befindet. Die Gestaltung der durch ein Gesims geteilten Fassade ist durch eine gut proportionierte Anordnung farbig gefaßter, zu zweit oder dritt gekoppelter Fenster gekennzeichnet. Die leicht nach links verschobene, rundbogige Eingangstür sowie der Sockel und auch das links neben der Tür leicht nach oben abknickende Gesims sind ebenfalls farbig gestaltet. Rechts über dem Eingang ist ein Inschriftenfries angebracht, über dem sich die Wappen des Landesherrn Simon VI. und der Stadt Blomberg befinden. Letzteres zeigt vor einem grünen Hintergrund eine silberne Burg mit roten Kegeldächern, in deren Toröffnung eine rote Rose als Hinweis auf die lippische Landesherrschaft abgebildet ist.

Um den Dachausbau zur Marktseite in das richtige Verhältnis zum hohen Unterbau zu bringen, richteten die Zimmermeister Henrich und Veit Reckamp in Fachwerkbauweise ein funktionsloses Drempelgeschoß auf, das sie zur Marktseite anstelle eines langen, schmucklosen Daches durch drei kleine Giebel erhöhten. Um auch die Fassade zu beleben und Raum für weitere Inschriften sowie Schnitzwerk zu erhalten, ließen sie Drempelgeschoß und Giebel weit über den Unterbau vorkragen. An der Schmalseite nimmt der Giebel bedingt durch die Dachkonstruktion nicht die ganze Breite der Fassade ein und wirkt daher aufgesetzt. Auch hier haben die Zimmermeister, um die Proportionen auszugleichen, zu einer ungewöhnlichen Lösung gegriffen: Sie versahen die obere Hälfte des Untergeschosses in Breite des Giebels mit einem Fachwerkausbau, dessen untere Begrenzung eine Reihe von Andreaskreuzen bildet.

Die Schwellenbalken und Brustgesimse des mehrfach vorkragenden Fachwerkbaus sind mit zahlreichen Schnitzmustern der Spätrenaissance geschmückt. Zu dieser Zeit wurden im Holzbau Dekorations- und Gliederungsformen nachgeahmt, die gleichzeitig beim Steinbau verwendet wurden, womit der Holzbau in direkte Konkurrenz zum Steinbau trat. Neben Blattranken und Perlstäben ist vor allem an der Giebelseite des Rathauses der Zahnschnitt das beherrschende, in großer Vielfalt auftretende Ornament. Auf der Marktseite ruhen die vorkragenden Balkenköpfe des Drempelgeschosses auf zierlichen Knaggen in Volutenform, und die oberen Hälften der Ständer sind als kannelierte Säulen gearbeitet. Die einzige figürliche Darstellung - ein Löwenkopf mit einem Ring im Maul - befindet sich am südöstlichen Eckständer des Drempelgeschosses. Auf dem Dach sind auf allen fünf Giebeln Wetterfahnen, die noch aus dem 16. Jahrhundert stammen, angebracht. Auf der Spitze des ansonsten schmucklosen Westgiebels steht ein Posaune blasender Engel, auf dem Ostgiebel eine Wächterfigur und die Marktgiebel tragen drei Herolde, die jeweils ein Wappen mit einer Rose oder einem Stern halten.

Im Inneren des Rathauses nehmen im oberen Stockwerk der Ratssaal und das Gerichtszimmer, in dem vermutlich auch die wichtigsten Archivalien der Stadt aufbewahrt wurden, die ganze Breite des Gebäudes ein. Von Beginn an befand sich wahrscheinlich auf der Nordseite des Hauses ein steinerner Treppenaufgang, der schon früh durch einen rückwärtigen Fachwerkanbau ergänzt wurde. Das Rathaus war nicht nur Sitz der städtischen Verwaltung und des Gerichtes, sondern seine Räume wurden auch für Festveranstaltungen genutzt und dienten als Aufbewahrungsort stadteigener Waffen und Feuerschutzgeräte. Im Erdgeschoß befand sich bis 1920 eine Gastwirtschaft. Im rückwärtigen Anbau lagen die Wohn- und Wirtschaftsräume des Wirtes, Gefängniszellen und zusätzliche Verwaltungs- und Lagerräume. Im Jahr 1830 sind die Marktgiebel in schlichter Form erneuert und von 1901 bis 1904 ist der alte Fachwerkanbau durch einen Neubau ersetzt worden. Vermutlich 1909 erhielt das Rathaus erstmals die noch heute vorhandene Bemalung.


Literatur

H.-W. Rolf
Blomberg. Geschichte-Bürger-Bauwerke, Blomberg 1981.

Ders.
400 Jahre Rathaus Blomberg. 1587-1987, Blomberg 1987.


TECHNIKFoto
FORMATjpg


FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/O. Mahlstedt


QUELLE    Killing, Anke | Historische Rathäuser in Westfalen | Dia 16, S. 59-62
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Ort2.5.4   Blomberg, Stadt
Sachgebiet3.11   Städte und Gemeinden, Ober-/Bürgermeister/Ober-Bürgermeisterin, Mitarbeiter
15.8   Architektur, Baudenkmäler, Architekt/Architektin
DATUM AUFNAHME2004-02-26
AUFRUFE GESAMT850
AUFRUFE IM MONAT65