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(94 KB)   Raesfeld im Zweiten Welkrieg: Heimaturlaub eines Soldaten, mit Frau und Kind / Raesfeld, I. Böckenhoff / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/E. Tschich   Raesfeld im Zweiten Welkrieg: Heimaturlaub eines Soldaten, mit Frau und Kind / Raesfeld, I. Böckenhoff / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/E. Tschich
TITELRaesfeld im Zweiten Welkrieg: Heimaturlaub eines Soldaten, mit Frau und Kind
URHEBER ABBILDUNGBöckenhoff, Ignaz (1911-1994)
DATIERUNG[1939-1945]
DATIERUNG HANDLG.[1939-1945]
GEOPOSITIONGoogle Maps OSM | 51.745228273865200 (NS), 8.712327182292938 (EW) (exakt)


INFORMATIONDörfliches Leben war seit alters her patriarchalisch geprägt. Gleichgültig, ob in der Kirche, in der Politik oder in den zahlreichen Vereinen: Männer gaben auch in Raesfeld den Ton an. Ihre Frauen, an Haus oder Hof gebunden, traten demgegenüber in der Öffentlichkeit sehr viel weniger in Erscheinung. Wenn etwa der Josefsverein ein Theaterstück zum Besten gab, spielten Männer die Frauenrollen. "Die Frauen waren immer 'unten'. Das wurde auch in der Schule so gelehrt: 'Mädchen, schlagt die Augen nieder, es geht ein junger Mann vorüber!' war ein Spruch, den die Lehrerin ihren Schülerinnen mit auf den Weg gab." [14]

Diese überkommene Rollenverteilung, die von den Nationalsozialisten 1933 bewußt adaptiert und bekräftigt worden war, begann sich bei Kriegsbeginn allmählich zu verändern. Die Auflösung der traditionellen Familienstrukturen wurde im Laufe der Kriegsjahre immer offenkundiger. Infolge der oft monatelangen Abwesenheit ihrer Männer sahen sich die daheimgebliebenen Ehefrauen gezwungen, einen großen Teil jener Aufgaben selbst in die Hand zu nehmen, die vordem den Männern vorbehalten gewesen waren. Die nationalsozialistische Intention, die Frau auf ihre Rolle als Dienerin des Mannes und als Mutter zu fixieren, verkehrte sich in der Alltagswirklichkeit des "Dritten Reiches" in ihr Gegenteil.

Aufgrund der um sich greifenden Einberufungen gab es bald kaum mehr ein Haus im Dorf, einen Hof in der Bauernschaft, wo nicht Väter oder Söhne fehlten. Der Mangel an Arbeitskräften machte sich bald überall bemerkbar und war auch durch Kriegsgefangene und Fremdarbeiter nur unvollkommen zu beheben. Gerade in den kleinen und mittleren Betrieben, wie sie für Raesfeld typisch waren, lastete jetzt die alleinige Verantwortung auf den Frauen, die neben ihren Mutterpflichten oftmals Haus- und Geschäftsfrau, Magd und Knecht in einer Person zu sein hatten. Aber auch an jüngeren, ledigen Frauen gingen die Auswirkungen des Krieges vor allem nach der Niederlage von Stalingrad nicht vorbei. Sie wurden im Alter zwischen 17 und 45 Jahren mit Arbeitszeiten bis zu 12 Stunden täglich in die Rüstungsindustrie dienstverpflichtet. Nur Mütter mit einem noch nicht schulpflichtigen Kind oder mit zwei Kindern unter 14 Jahren sowie Frauen in schlechtem Gesundheitszustand waren von dieser sogenannten "Meldepflichtverordnung" ausgenommen.

Der Heimaturlaub war für alle Beteiligten, die Soldaten wie die Angehörigen, ein großes Ereignis, an dem das gesamte Dorf teilhatte. Freilich brachte das oft lange Fortsein der Väter nicht selten familiäre Probleme mit sich. Auf dem hier gezeigten Foto jedenfalls vermag die offenbar gute Laune der Eltern die Beklommenheit des kleinen Mädchens nicht zu vertreiben.


[14] Zit. nach: Ignaz Böckenhoff, Eine Zeit die war. Photographien aus dem Dorf Raesfeld 1928-1963, Heidelberg 1989 (o. Seitenzählung).


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OBJEKT-PROVENIENZRaesfeld, I. Böckenhoff
FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/E. Tschich


QUELLE    Jakob, Volker | Raesfeld im Zweiten Weltkrieg | Dia 07, S. 22f.
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit3.9   1900-1949
Ort3.1.10   Raesfeld, Gemeinde
Sachgebiet6.8.15   Säuglinge, Kinder, Jugendliche
6.9   Ehe, Partnerschaft, Familie, Familienleben
DATUM AUFNAHME2004-02-05
AUFRUFE GESAMT301
AUFRUFE IM MONAT70