QUELLE

DATUM1687-03-15   Suche   Suche DWUD
AUSSTELLUNGSORTKörtlinghausen
TITEL/REGESTBericht des Raab Gaudenz von Weichs über das Verbot der Einfuhr und des Verkaufs fremden Eisens im Herzogtum Westfalen durch das Bergamt Brilon nach Beschwerde der waldeckischen Kammerräte [mit Randvermerk der Hofkammer Bonn]
TEXT1. Das Verbot bezieht sich nicht allein auf die Bergordnung Teil XIII Artikel 2 [i.e. Verbot der Einfuhr fremden Eisens], sondern werde durch jüngere Reskripte ergänzt.

2. Die massenhafte Einfuhr waldeckischen Eisens auf die kurkölnischen Hammerwerke schade den Hüttengewerken, denn wegen des vielen auswärtigen Eisens verfalle der Preis für geschmiedetes Eisen. Ein Fuder Eisen habe 36, 40 oder mehr Reichstaler gekostet, jetzt aber nur noch 29 bis 30. [Randbemerkung: Je wohlfeiler das Eisen ist, je besser ist's pro publico ]

3. Alle Reidemeister seien fast verarmt und verschuldet. Wenn die vornehmsten Hütten zugrundegingen, dann auch die Hämmer und Bergwerke.

4. Der Eisenhandel sei das vornehmste Stück des hiesigen Gewerbes, es bringe an diesen rawen örtern geld ins land. Das Bergamt wolle die Eiseneinfuhr verhindern.

5./6. Ähnliche Verbote seien in Hessen und Waldeck usus.

7. In Waldeck hat der Kaufmann Johannes Polmann fast ein Monopol für den Eisenhandel. Er lässt 4 bis 5 Hämmer und 2 Hütten betreiben. Letztere liegen an der Grenze zu Kurköln und blasen mehr Eisen als vier kölnische Hütten.

8. Die Ansicht, die Reidemeister in Stadtberge könnten ohne Eisen aus Waldeck nicht auskommen, teilt v. Weichs nicht. Ohne waldeckischen Eisenstein sei nach Zeugnis der Hüttenmeister viel besseres Eisen geblasen worden.

9. Über das Wartenberger Eisen wird aber ein schlechtes Zeugnis ausgestellt: Aus seiner hitze und beyhabende kupfrigen influentz lasse sich wohl ein fluß im schmeltzen machen, der aber ein bößes hartes eisen gebe und den Hüttenleuten und Arbeitern Mühe mache und den Verkauf erschwere.

10. Die Gewerken aus Stadtberge haben Berganteile am Martenberg gekauft, weil die Gruben dort nahe an den Hütten in Stadtberge und Beringhausen liegen. Diese Berganteile bleiben jetzt liegen.

11./12. Besseren Eisenstein als am Martenberg gebe es im Stift Köln nicht, auch nicht im Eckefeld, am Beringhof, Enkenberg und im Lülingholl. Nur bestes Eisen könne zu Draht geblasen werden. Das landesherrliche Interesse ist ein doppeltes: am Zehnt auf Eisenstein und Hütten- und Hammerzins.

13. Die Stadtberger Gewerken behaupten, sie bezögen 3.000 Fuder Eisenstein jährlich vom Martenberg und müßten dafür keine Abgaben an den Landesherrn zahlen.

14. Alle kurkölnischen Gewerken versichern, ehe sie ausländischen Eisenstein benutzen, müssen zuerst die inländischen Gruben erhalten werden.

Ein Bonner Beamter kommentiert den Bericht wie folgt: Die Einfuhr ausländischen Roheisens sei nach wie vor frei. Roheisen werde nicht nur aus Waldeck, sondern auch aus Dillenburg, dem Herzogtum Berg, Homburg und Siegen importiert und sei für die Stabeisenhämmer im Herzogtum Westfalen notwendig. Ohne solche Roheiseneinfuhr müßten die Stabeisenhämmer stilliegen. In Paderborn sei ein Stapel von Dr. Albrecht eingegangen. Der Siedlinghauser Bergverwalter Jürgen Götte argumentiere pro privato gegen den Waldeckischen Faktor Pollmann (eine sonderbare anstiftung). Es sei zutreffend, daß zwei Waldecker Hütten so viel wie fünf kölnische Hütten blasen. Die Hütten in Stadtberge, Beringhausen und Messinghausen seien auf das Waldecker Eisen angewiesen. Wünschenswert sei, daß die vormahls vortrefflichen kölnischen Bergwerke wieder in Gang kämen.


PROVENIENZ  Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen
BESTANDMsc. VI
SIGNATUR123 (ohne fol.)


QUELLE    Reininghaus, Wilfried / Köhne, Reinhard | Berg-, Hütten- und Hammerwerke im Herzogtum Westfalen im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit | S. 519f.


PROJEKT    Montanwesen im Herzogtum Westfalen
SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ1.3   Einzelquelle (in Volltext/Regestenform)
Zeit3.4   1650-1699
Ort1.7.3   Brilon, Stadt
2.45   Westfalen, Hztm. < - 1802>
4.640   Waldeck, Gt. / Ftm. / Freistaat
Sachgebiet10.16   Handel, Kauffrau/Kaufmann
DATUM AUFNAHME2008-02-07
AUFRUFE GESAMT1901
AUFRUFE IM MONAT207