QUELLE

DATUM1574-1579   Suche   Suche DWUD
TITEL/REGESTProzeß vor dem Reichskammergericht zu Speyer: Appellationsklage des Wilhelm v. Homburg, Aachen (Kläger) ./. Philipp von Vuecht, Silbach (Beklagten) wegen der Bergwerksunternehmen in Silbach
TEXTWilhelm von Homburg (auch gen. von Balen) bestreitet die Forderungen des Beklagten aus der gemischten Berg- und Wollhandlung in Silbach. Der aus Aachen gebürtige von Vuecht war am 29.04.1567 von Homburg und Leonhard Paris (auch van Pareyß), Antwerpen, als Schichtmeister und bevollmächtigter Verwalter der Bergwerke in Silbach eingestellt worden. Beide vertreten eine Gewerkschaft, der des weiteren u. a. Hinrich Hinkelmann und Johann von Wirdt, beide Antwerpen, angehören. Die Gewerkschaft hat eine ältere abgelöst und deren Schulden beglichen. Homburg, Paris und Hinkelmann beauftragen Vuecht auf dessen Vorschlag, eine Wollhandlung zu eröffnen. Von Vuecht kauft 1568/1569 im Umfeld von Silbach Wolle gegen einen Vorschuß von 500 Tlr. ein und verrechnet diese und andere Aufwendungen mit Leistungen für den Bergwerksbetrieb. Der Wollhandel floriert nicht, möglicherweise wegen umherziehender Soldaten; die Gewerken verlieren das Interesse. Vuecht steht auch in Geschäftsbeziehungen zu Arnold Pastor in Köln, der 1568 einen Wechsel über 200 Tlr. einlöst. Am 16.04.1569 stellt Vuecht wegen seiner Schulden im Wollgeschäft eine Obligation (handtschrifft) über 710 Tlr. auf von Homburg aus. Die Gewerken, vor allem von Homburg und Paris, weigern sich, die Aufwendungen gegen diese Obligation aufzurechnen, zumal zwischen ihnen Streit entsteht. Sie begründen die Weigerung mit der von ihnen nicht zugelassenen Verquickung von Berg- und Wollhandel. Deshalb verklagt Vuecht, der um seinen Ruf fürchtet, Homburg vor dem Aachener Stadtgericht, wo ersterem 1573 Recht gegeben wird. Umgehend leitet der Unterlegene eine Appellationsklage vor dem Reichskammergericht ein. 1579 ist der Prozeß nicht beendet.

Als Beweismittel führt von Vuecht in Aachen u. a. 16 Quartalsrechnungen über den Betrieb in den Bergwerken "Zwölf Apostel" auf dem Silberberg und "Auf der unteren Gronebeck gen. der reiche Trost" [im Elpetal] seit 1567 an. In vier Jahren sind Restschulden der Gewerken bei Vuecht in Höhe von 700 Tlr. 14 ß bzw. 724 Tlr. 12 ß 11 1/2 d aufgelaufen. Die Kosten entstehen u. a. durch Stollenbau (fol. 44f.; Verbau von "Stämmen", fol. 132) auf der Suche nach Blei (... das man die ertz uf den querganck uf der Granebeck soll lassen probiren und sonst zu bley versuechen, fol. 49v).

Vuecht hinterlegt seine Rechnung beim Bergamt zu Endorf, das auch 1570 seine Forderungen an die Gewerken durch Lenhardt Lehener, Bergmeister, gegenzeichnet (fol. 51v) und 1572 die Gewerken durch Lehner sowie die Geschworenen Jacob van Zouckmans und Jorg Dryesler verurteilt, Vuecht abzufinden (fol. 52). Die Gewerken zweifeln die Kompetenz des Bergamts an. Bereits seit 1569 war Streit zwischen Vuecht, (Martin) Rodeck und Mattheiß "in der handlung" entstanden (38v, 44). In einem seit 1570 dauernden Prozeß verliert Paris 1573 das "Bergwerk" an Gillis de Greif und Rodeck, der de Greif zuarbeitet und ihm das Bergwerk ohne alle Schulden zuschanzen will (fol. 127). Darüber kommt es zu Turbulenzen im Bergamt; die Geschworenen werden entlassen, der "Renttener" wird verhaftet, Lehener stirbt; Rodeck fällt beim Landdrost und den Arnsberger Räten in Ungnade. Auf dem Bergamt werden nicht nur Urteile im Bergrecht für das Herzogtum Westfalen gesprochen, sondern offenbar auch Bergregister und Rechnungen geführt (fol. 142v). in Silbach besteht eine Hütte, deren Kosten z. T. die Gewerkschaft Homburg, Paris und Co. trägt. Ferner werden Wäscher und Schmiede von ihr bezahlt.


PROVENIENZ  Stadtarchiv Aachen
BESTANDRKG
SIGNATURH 5465


QUELLE    Reininghaus, Wilfried / Köhne, Reinhard | Berg-, Hütten- und Hammerwerke im Herzogtum Westfalen im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit | S. 472f.


PROJEKT    Montanwesen im Herzogtum Westfalen
SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ1.3   Einzelquelle (in Volltext/Regestenform)
Zeit3.2   1550-1599
Ort1.7.12   Winterberg, Stadt
Sachgebiet4.3   Rechtsprechung, Gerichte
10.14   Montanindustrie
DATUM AUFNAHME2008-02-08
AUFRUFE GESAMT2096
AUFRUFE IM MONAT239