QUELLE

DATUM[1718]
URHEBER/AUSSTELLERHerold, Bergverwalter
TITEL/REGESTBerichte des Bergverwalters Herold über den Bergbau im Herzogtum Westfalen
TEXTI. o. D. (fol. 60-71v)
Bericht des Bergverwalters Herold über das Goldbergwerk, die Kupferbergwerke und dessen Schmelzwesen, über die Galmeigruben, Schiefer- und Eisenberge und den daraus zu zahlenden Zehnt

1./2. Der große und kleine Eisenberg bei Brilon, ein unvergleichliches eyßenbergwerk von mächtigen gängen und stockwercken, weit und breit auch in die ewige teuffe streichent, ist auf allen Gruben zu sumpff getrieben und unter wasser gangen. Zu besorgen steht, daß der berg so gestalten dinger, weill diese bergwercke starck uff den raub gebauwet, es dermahlen hin und wieder in ungeheure brüche verfallen wird. Es gibt kein anderes Mittel, als einen tiefen Erb- und Hauptstollen zu bauen. Die herren gewercken ziehen aus gndst. ertheilten berglehn ein ansehnliches capital und interesse zum hütten- und hammerverkehr in allerley roßwercken und eyßentraffiquen, rauben auffs strengste die ertze und lassen auffs leichteste und liederlichste bauen. Sind die Mittel aufgebraucht, bleiben dem Landesherrn nur die bergcadaver. Es läuft der Kurfürstlichen Eisenstein-Bergwerks-Ordnung zuwider, daß der Geschworene Vogelius selbst Eisenstein fördern läßt. Er verpachtet die Förderung des Eisensteins weiter an die Arbeiter, vor etwa 3 gr. an einige jungens täglich, höchsten die zwölff arbeit zu 6 gr. an die eisensteine. Kein einziger Grubensteiger ist am Eisenberg in die Pflicht genommen. Manche Steiger liefern für ein gewisses accordirtes geldt der bauenden Gewerkschaft nach der Fuderzahl. Sie dingen sich Jungen und Leute und bauen oft Gruben ohne hinterstellige bergvesten, so daß sie zusammenbrechen, ehe der in die Tiefe streichende Eisenstein erreicht wird. Auf dem Eisenberg muß ein neuer Steiger eingesetzt werden. Der Bergzehntner Rhode kann wegen des hohen Alters diese Rolle nicht mehr ausüben.

3. Auf dem Grottenberg (ein ungemeines stockwerck mit seinen massen) passieren die gleichen Fehler. Vor einiger Zeit sind Senkungen entstanden. So gehet es, wenn bergverwalter, bergmeister, geschworene und steiger die bergwercke entweder selbsten nicht verstehen oder den bergmann auf gut vertrauen und gerathwohl bauen und fahren lassen. Der Geschworene Hoffmann baut selbst Berg- und Hüttenwerke mit. Wenn der Goldstollen weitergetrieben wird, kommt er unweigerlich in Eisensteingänge.

4. Der Enckeberger Stollen wird von einer Gewerkschaft fortgetrieben, ist aber schon ersoffen. Der Eisenstein ist einer der besten im Land.

5. Die Lüningsholler Gewerken betreiben den vom Kurfürsten belehnten Stollen mit keinem finger. Eine Förderung dieses vortrefflichen Eisenbergwerks ist wünschenswert, weil der Stein kontinuierlich geblasen werden kann.

6. Der Stollen im Eckerfeldt bei Giershagen wird wieder ausgebaut und vom Wasser befreit.

7. Das edle Bergwerk "der Webbel" soll durch einen Wasserschacht von 12 bis 15 Lachter bewältigt werden, ansonsten säuft es ab, vom Beringshof, Sundern und anderen kleinen Gruben zu schweigen. Wenn die Gruben abgebaut werden können, müssen die Marsberger Hütten kein Waldeckisches Eisen einführen.
Die Bergordnung wird nicht befolgt, so daß die Eisen- und andere Bergwerke wüst und oed bleiben müssen. Die Bergbücher werden nicht ordentlich geführt. Die Steiger kümmern sich nur darum, was ihnen die Haspelknechte einbringen. Dergleichen wird uff keinem bergwercken in der weldt gedultet. Der Zehntner und Bergschreiber Rhode attendiret lediglich die receptur der gelder, der resto lässet es beym alten schlendrian, ziehet den vollen haber uff ein pferdt, bleibt dabey ruhig in der stubbe sitzen.

8. Über die Schieferbergwerke gibt es in der Bergrechnung keine Nachricht.

9. Über das Kurfürstliche und die gewerkschaftlichen Galmeibergwerke verlautet, daß sie wegen großer Einträglichkeit seit vielen Jahren belegt werden könnten. Das Kurfürstliche Bergwerk "am Hall" ruht aber seit elf Jahren. Der Bergverwalter hat Bergmeister und Geschworene ermahnt, den Betrieb wieder aufzunehmen. Sie antworteten: die grubben wären verbühnet und mit Brettern zugedeckt. Die Wasserprobleme könnten durch einen trockenen Sommer gelöst werden. Es ist in diesen dießen bergwercke kein unvergleichlicher schatz und gleichsamm den ansehen nach unendlich. Der Absatz könnte im ganzen Reich erfolgen. Die Hessen-Kasselischen fangen an, ihre Gruben zu reparieren. Die übrigen Gewerkschaften am Voßloh müssen dies ebenfalls tun.

10. Die früher in Blüte stehenden Kupferbergwerke - und ihr Schmelzwesen - bauen nach eigenem Kopf und Dünkel. Die Gewerken sind eigennützig, gierig auff den bergraub. Die Grubenbaue sind unsicher, die Bergleute verunglücken oder werden verschüttet. Es bauet alles unter einander, gegen einander. Nichts ist vermessen, nur die Hessen-Casselische Grube.

11. Beim Kupferhütten-Schmelzwesen muß genaueste Aufsicht geführt werden. Viel kommt auf den Wagemeister und Hüttenschreiber an. Zu empfehlen ist Philipp Gotten.


II. 5.1.1718 (fol. 80-84)
Das Anforderungsprofil an den Bergverwalter wird beschrieben: Er müsse Bergwerke, Muth- und Belehnungsumstände, Aufnahme, Erhebungsumstände visitieren. Wegen eines neu erfundenen Silberbergwerks im Amt Menden sei der Bergmeister kommittiert worden. Miratus sum, es wissen ja Ihre Hochwohlgeboren [...], das der bergmeister lebenslang keine silbergrube gesehen. Drei Kupferbergwerke sind im Herbst 1717 bei Assinghausen in eine Gewerkschaft eingebracht worden. Bei Wiggeringhausen haben ausländische Gewerken das Lehen bekommen. Im Lüningsholl soll im Schieferkupferwerk im nächsten Jahr gefördert werden.


III. 20.3.1718 (fol. 85-90v)
Bericht über die Abnahme der Bergrechnung; Zuwachs von 800 Rtlr. auf Kupfer und Abnahme am Webbel um 3000 Fuder Eisen. Das Assinghauser Werk St. Godefrid auf Kupfer, Schwefel, Vitriol und etwas Silber wird überwiegend von Herold gehalten. Der Galmeibergbau [bei Brilon] leidet darunter, daß der Bergmeister und sein Stiefvater [Richard Brinkmann, Bremen], die gemeinsam mit dem Kurfürsten Teile halten, die Sozietät nicht voranbringen. Sie müsse die alten Gruben, vor allem die Heiligen-Drei-Kreuze, wiederaufnehmen. Schiefer, Kupfer und Silber wird nahe der "Himmelspforte" gefördert.


IV. 28.4.1718 (fol. 91-97)
Erwähnung des Silberbergwerks "Himmelskrone". Im Kupferbergwerk im Assinghauser Grund beim Himmelreich sind beinahe 1000 Ztr. Erz gewonnen worden. Die Silberberge bei Silbach sind wieder gemutet. Die Gewerken wollen dort den Klingelborn [bei Ramsbeck] wieder betreiben. 3.000 Ztr. Erz liegen noch auf Halde. Das Pochwerk ist fertiggestellt, aber noch nicht in Gang.


PROVENIENZ  Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen
BESTANDHerzogtum Westfalen, Landesarchiv
SIGNATUR1731


QUELLE    Reininghaus, Wilfried / Köhne, Reinhard | Berg-, Hütten- und Hammerwerke im Herzogtum Westfalen im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit | S. 534-536


PROJEKT    Montanwesen im Herzogtum Westfalen
SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ1.3   Einzelquelle (in Volltext/Regestenform)
Zeit3.5   1700-1749
Ort2.45   Westfalen, Hztm. < - 1802>
Sachgebiet10.14   Montanindustrie
10.16   Handel, Kauffrau/Kaufmann
DATUM AUFNAHME2008-02-08
AUFRUFE GESAMT1591
AUFRUFE IM MONAT10