QUELLE

DATUM1572-07
TITEL/REGESTErmittlungen des Heinrich Schluiter, Richter zu Soest, über das auf dem Alaun- und Vitriolbergwerk bei Rüthen angewandte Bergrecht: Bericht des Rüthener Bergwerksverwalters Hans Zobel [FN1] über das Bergrecht in Kurköln an die klevischen Räte [darin: Zehnterhebung auf Steinkohlenbergwerke bei Strickherdicke oder Opherdicke (Grafschaft Mark) durch Stift Fröndenberg]
TEXTUndertheniger bericht auf begeren beiligender artickel von den ehr- und wirdigen edlen ehrenvest hochgelerte und erbaire hoichweise fürstliche Clevische hern rethe, wie solche artickel nach churfürstlichen Colnischen und anderen chur- und fürsten thanen gehalten werden in ihren birchwercken und ordtnungh wie folgt und mir bewust ist:

(1.) Erstlich auf dem ersten artickel gebe ich den bericht der belehnung halber: Item so einer oder mher stollen trieben will, nimpt er in seiner muethung auf ein stollen mit einer fundtgrueben und negesten massen, so es ein streich oder gangh ist. Und waß er mit seinen stollen vor zwerch gangh uberfardt, es sey bley oder kuffer oder silber, ist derselbige der negste darzu vor alle anderen, er muß solchen zwechgangh wieder von nien uffnhemen vor einen nien gangh.

(2.) Zum anderen so veil der massen und wie weit sich eine ider uffgenhomen stollen und fondgruben dere massen erstrecken gebe, gebe ich bericht: Ein fondgrube hait 42 gelachter und ein maß 28 in der lange und so mitt dem stollen und massen ein zwerchgang uberfaren wirdt, hait er die gerechtickeit in liggendt und hangendt, daß ist auf der eine seiten uf die rechte handt 3 1/2 gelachter und auf der lincken handt 3 1/2 gelachter darnach der gangh sein liggendt hait. Die gerechticheit behelt ein jeder, der der elteste im feldt ist, mach auch hernach so fiel massen auffnhemen als er will.

(3.) Zum dritten so fiel die belehnung ahnlangt, gebe ich den bericht: Item welcher der erste mutter und auffnhemer im feldt ist, so nympt er auf auffgangh und klifft, die er augenscheinlich machen kann, se halten, waß sie wollen. Da aber einer sein gebeu verleiß und nit seine gebeurende schichte darauf arbeitten leiß oder sein quotembergeldt nicht erlechte, so faltt die grube und der gebeidt dem landtfürsten heim und hatts alsdann ein jeder wieder macht aufzunhemmen. Item es werden allunn und vietril berchwerck mit keinem anderen privilegien begnadet dann andere berchwerck uber unsen berchwerck befreiet ist. Auf ein verthell wegs bei uns nicht in zuschlagen, was vietril und allun anlangen doit.

(4.) Zum vierten, so feil dann zehende zu geben dem landtfürsten anlangt oder wie langhe zeit solche zehende der fürst den gewercken nachlaist: Hie auf gebe ich den bericht, daß gemeinlich alle chur- und fürsten die gewercken mit dem zehende befristen, in 5, in 6 jaer, auch darüber nit, auch woll nhur 4 jair, darnach die berchwerck beschaffen sein, so solche mit grossen kosten mossen erbuwet werden als mit stollen zu trieben und künsten zu hemgen [!], so wasser notig sein will. Item auch da eines fürsten geholtz dem bauwenden gewerck zu weit entleggen, daß die gewercken solchs nit geneissen konden, so geben die hern auch dester lenger frist mit dem zehende, das ist daran gelegenm, waß man bei den hern erlangen kann.

(5.) Zum fünften so anlangt den zehende zu geben ahn gelt oder ahn der metalley, gebe ich den bericht hirauf: Es ist nicht gebruichlich, daß man dem fürsten in ruhen mettal und ertzen den zehende gibt, sunder wann daß guidt geschmeltz und zu kauffmans guidt bereidt ist, es sei auch waß für mettaln es sy, wann es zu kauffmansguidt gemacht ist, als dann nympt der lanftfürst den zehende zentner und kein geldt dafür.

(6.) Zum sechsten wie langhe jaer unsem birchwerck alhir dieses örtz angefangen und ihm schwangh khomen ist? Hatt man angefangen am (15)68 zu bauwen, aber erst im (15)74. jair in seinen follen schwangh gebracht und haben es meine heren von meinen gnedigsten churfürsten und heren 4 jair langh zehende frei.

(7.) Zum sibenden uff mittler zeit auch zehende solle geben werden: haben die hern hiefor zuvornhemen, waßmassen der zehende geben wirdt, auch was gestalt die gewercken des zehende halber vorschondt werden. Es wirt auch sonst auf kein ander mittel oder wegh dem landtfürsten der zehende geben, waß auch vietril und allun berchwerck anlangt, wirth gleichfals der zehende zentner dem fürsten geben, wann die zehende pennich auß ist.

(8). Zum achten ist dis berchwirck noch alhir zur zeit im follen gangh [2] gewessen. So fiel aber betreffen tuit, was die ursachen sein, daß die gewercke zu zeitten ihre berckwerck instellen, so daß auß ehrhafften ursachen geschicht oder zutregt, haben es die gewercken nicht und ist im auch nach vermuegh der berchrecht und ordnungh zugelassen, auf ein zeitfrist darzu zunhemen und solchs auch vor einen erbaren berchampt oder aber berchauptmann ersucht wordt oder under der obericheit, dar der ordt wegen des landtfürsten uber die berckwerck befelh haben erlangen kundt und auch geben, als erstlich da sterbende loif und kriges loif infallen oder die gebeu wasser notigh oder ander verhinderungh infielen, die gewercken auf ein zeit nicht fort khommen konthen, item auch die guitter nicht abghaen wollten durch verhinderungh wie oben gemelt ursachen, so geben die hern vor ein zeitlangh frist zum berckwerck, doch wie ferne gemelt, daß die gwercken ir gebürtlich quottembergelt geben und erleggen. Item so auch ein zech in 3 quartaln nit verrecest würde, wirt der gewerck von jedern quartal umb 10 fl. gestraft und so dis 4 quartal nit verrecest wurde, wes hie furgemelt, so falt es ime frei und dem fürsten wider heim und hait es der berckmeister als dann zu verlehen, wer es uffnimpt.

[9.] Ferner so feil der hern begeren anlangt, die churfürstliche Colnische Berckordnung zu haben, kann ich itziger zeit nicht zukhomen, dieweil der herr berckmeister [3] gestorben und daß berckampt noch nicht besetz[t] ist, weil aber dweil mein gnediger fuirst und her nitt allein nach ire F. G. berckrecht und ordtnungh, sunder ihre F. G. dahin bedacht, noch besser ordtnungh nicht gefunden worde, zu gut iher F. G. lande auch zu furmherung iher F. G. landen [4] gutt und idermennicliche nach der billicheit recht geschehen mochte, will ich die nachtrechtung mit ernsten thuen, wo ich eine krigen khann, alß dann der dem heren richter zu Soist zu schicken.

[10.] Es will auch hoich von nothen sein, daß G. F. und her ihre fürstliche G. berckrecht und ordnung renovire [5] dann sonst ihre fürstliche gnaden derselben regallen eingreff gescheen wie mir dann neben meinen mittgewercken zu Unna geschein ist, daß wir von unserem kolberchwerck, so wir auf der Hercker [6] hadden und under dem Fronnenbergischen [7] gebeit gelegen ist, aufgenhommen haben, muessen wir der gnedigen frauwe zum Fronnenbergh den neunten theil geben, darboneben gleichwol meinen G. fürsten und herren den gepürenden zehenden auch dweil auch dann denjenigen, so nit zu hals und bauch zu richten macht haben noch vermeugh der berckordnungh, sundern nur der erbstame zuhördt, woferne es in wiesen und acker ist. Wo es aber in wolmein [8] liegt, hat ine nhur der erbgugus [9] gelich des unser im wolmein ligt, es were dann sach, dha mein gnadiger fürst und her die gnedige frau zum Fronnenberg mit ihrer fürstlichen gnaden regallien begnadet hetten, sonder dieser hait nemandt kein zehende dann allein mein gnadiger fürst und her, wiewol uns gewercken von dem edelen und ehrnvesten gestrengen Diderich von der Reckh, Ihrer F. G. marschalck des landes von der Marck und des ampts Unna, uns gewercken in befehl gethaen haben, daß wir gewercken und mit der gnadigen fruwen zum Fronnenbergh nach berckrecht und ordnung vergelechen und vertragen, aber an dem ort kein berckrecht oder ordnungh wollten gehort werden, welche ich domhals bei mir gehabt und vorgeschlagen hab, vielweniger das wir uns darnach sollten vergeleichen haben, stel ich ahn seinen ordt.

Ich zweiffel nicht, mein gnediger fürst und her werde ein genedigh insehen thuen.


PROVENIENZ  Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen
BESTANDKleve-Märkische Regierung, Landessachen
SIGNATUR1195, fol. 1-4v


QUELLE    Reininghaus, Wilfried / Köhne, Reinhard | Berg-, Hütten- und Hammerwerke im Herzogtum Westfalen im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit | S. 474-476


FORMALBESCHREIBUNG[uFN1] Die in § 10 erwähnte Grube bei Opherdicke ermöglicht es, den anonymen Schreiber des Berichts zu identifizieren. Es ist Hans Zobel aus Augsburg, der - als Verwalter des Bergwerks in Rüthen - 1575 in Kleve wegen der Wiedereröffnung des Bergwerks bei Opherdicke an die klevische Räte supplizierte; vgl. STAMS, Kleve-Märkische Regierung, Landessachen, Nr. 1214. Die süddeutsche Herkunft Zobels erklärt einige sprachliche Unebenheiten des Textes, der wahrscheinlich in Soest abgeschrieben wurde. [uFN2] Vorlage: zwangh. [uFN3] Wahrscheinlich Leonhard Lehener, gest. um 1573. [uFN4] Vorlage: laenen. [uFN5] Vorlage: relofiere. [uFN6] Strickherdicke [Fröndenberg] oder Opherdicke [heute Holzwickede, beide Kreis Unna]. Wegen der Nähe zu Scheda ist Strickherdicke wahrscheinlicher. [uFN7] Fröndenberg (Kreis Unna) mit dazugehörigem Damenstift, betrieb eine Grube bei Strickherdicke. [uFN8] Wolmei: regional für Allmende. [uFN9] Erbkux für Grundeigentümer.
ÜBERLIEFERUNGSARTAbschrift?


PROJEKT    Montanwesen im Herzogtum Westfalen
SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ1.3   Einzelquelle (in Volltext/Regestenform)
Zeit3.2   1550-1599
Ort1.11.9   Rüthen, Stadt
Sachgebiet10.14   Montanindustrie
DATUM AUFNAHME2008-02-11
DATUM ÄNDERUNG2011-01-28
AUFRUFE GESAMT2622
AUFRUFE IM MONAT157