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(67 KB)   Eine pseudo-religiöse "SS-Eheweihe" auf der Wewelsburg, ausgeführt vom Burghauptmann von Knobelsdorff / Privatbesitz   Eine pseudo-religiöse "SS-Eheweihe" auf der Wewelsburg, ausgeführt vom Burghauptmann von Knobelsdorff / Privatbesitz
TITELEine pseudo-religiöse "SS-Eheweihe" auf der Wewelsburg, ausgeführt vom Burghauptmann von Knobelsdorff


INFORMATIONDie undatierte Aufnahme aus dem sog. Kaminraum im Südflügel der Wewelsburg zeigt am linken Bildrand den Burghauptmann von Knobelsdorff und vor ihm zwei seiner SS-Männer mit Bräuten bei einer "SS-Eheweihe", die Knobelsdorff an Stelle der kirchlichen Eheschließung veranstaltete. Die von brennenden Kerzen eingerahmte SS-Fahne mit den Sig-Runen als neues Heilszeichen (vgl. dazu Bild 8  Medien) im Hintergrund des Bildes unterstreicht den pseudo-religiösen Charakter der Feier.

SS-offiziell hatten derartige Feiern "im unmittelbaren Anschluß an die standesamtliche Trauung" die Aufgabe, die jungen Ehefrauen der SS-Männer in die "SS-Sippengemeinschaft" aufzunehmen. Dabei war die Bezeichnung "Eheweihe" verpönt und sogar ausdrücklich verboten (vgl. Dokument 4  Quelle); dennoch hielt sich der Begriff hartnäckig in der hier verwendeten Weise. Knobelsdorff sah seine wichtigste Aufgabe darin, seine SS-Männer und ihre Familien mit nationalsozialistischem Geist zu erfüllen und versuchte zu diesem Zweck, die angebliche germanische Urreligion der "lrminen" wieder einzuführen. Inhaltlich läßt sich der "Irminen-Glaube" leider nicht fassen. Aus verschiedenen Äußerungen kann jedoch geschlossen werden, daß seine pseudo-religiösen Feiern - neben den Eheweihen veranstaltete der Burghauptmann noch "Sonnwendfeiern" an Stelle der christlichen Johannes-Feuer und "urgermanische Julfeste" statt der christlichen Weihnacht - auf eine Verdrängung der christlichen Lehre und der aus dem Mittelalter überlieferten christlichen Tradition zielten.

Mit Recht spricht Joachim Fest von einem "Ordinationscharakter" derartiger SS- Feiern, von einem "für die Beteiligten immer wiederholten Akt der Weihe und Berufung in eine alle herkömmlichen Bindungen übersteigende totale Verpflichtungsgemeinschaft". [1]

In einer überlieferten Geheimrede äußert sich Himmler selbst zur Bedeutung derartiger pseudo-religiöser Feiern in folgender Weise: "Ich glaube, daß diese inneren Dinge vom Herz, von der Ehre, vom Gemüt wirklichster tiefster Weltanschauung doch letzten Endes die Dinge sind, die uns die Kraft geben, die Kraft für heute, und die uns Kraft geben werden für jede Auseinandersetzung und jede Schicksalsstunde." [2]


[1] J. C. Fest: Das Gesicht des Dritten Reiches. Profile einer totalitären Herrschaft, München 1963, S. 159.
[2] H. Himmler: Rede vor unbekanntem Publikum 1938, in: H. Himmler: Geheimreden 1933 bis 1945 und andere Ansprachen, hrsg. v. B. F Smith/A. F. Peterson, Frankfurt a. M./Berlin/Wien 1974, S. 79.


TECHNIKFoto
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OBJEKT-PROVENIENZPrivatbesitz


QUELLE    Hüser, Karl / Brebeck, Wulff E. | Wewelsburg 1933-1945 | Dia 03, S. 17f.
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit3.9   1900-1949
Ort2.7.4   Büren, Stadt
Sachgebiet3.2   Politische Ideologien
DATUM AUFNAHME2004-02-26
AUFRUFE GESAMT1080
AUFRUFE IM MONAT223