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(82 KB)   Antijüdische Propaganda für einen "Festzug" zum 01.05.1935 in Wewelsburg / Privatbesitz   Antijüdische Propaganda für einen "Festzug" zum 01.05.1935 in Wewelsburg / Privatbesitz
TITELAntijüdische Propaganda für einen "Festzug" zum 01.05.1935 in Wewelsburg
DATIERUNG1935-05-01


INFORMATIONDas Foto zeigt einen Wagen mit Hausrat für den "Festzug" am 01.05.1935 in Wewelsburg, den wiederum Walter Franzius organisierte. An den von einem Esel gezogenen schäbigen Wagen ist eine Ziege angebunden. Antijüdische Plakate an beiden Seiten werden noch verdeutlicht durch die Schriftzüge an den Stangen oben auf dem Wagen "Die Meckerer nach Palästina".

Wenige Wochen nach der "Machtergreifung" hatte Hitler den 1. Mai, den alten Kampftag der sozialistischen internationalen Gewerkschaftsbewegung, als "Tag der Arbeit" zum nationalen Feiertag erklärt und am Tag darauf, dem 02.05.1933, die Freien Gewerkschaften aufgelöst. Von 1933-1939 fand in jedem Jahr am 1. Mai ein großer Festzug statt, der mit großem propagandistischen Aufwand die Aufhebung des Gegensatzes von "Kapital" und "Arbeit" in der neu geschaffenen "Volksgemeinschaft" verkündete.

Schon am 01.04.1933 hatte die öffentliche Diskriminierung der Juden überall in Deutschland mit einer Boykottaktion gegen die jüdischen Geschäfte begonnen. Diese erste Verfolgungswelle erreichte ihren Höhepunkt mit dem Erlaß der sog. "Nürnberger Gesetze", z.B. des  "Gesetzes zum Schutze des Deutschen Blutes und der deutschen Ehre", auf dem Reichsparteitag der NSDAP im September 1935, die den deutschen Juden alle Bürgerrechte aberkannten. Vor diesem Hintergrund ist, wenige Monate zuvor, das höhnische Plakat zu sehen, das die "Meckerer", d. h. die Juden, zur Auswanderung nach Palästina auffordert.

Die scharfe Ausgrenzung des "Rassefeindes" ist nur Kehrseite der von Franzius immer wieder beschworenen Gemeinschafts-Euphorie. Obwohl ein konkreter Anlaß nicht vorhanden war, da in Wewelsburg keine Juden lebten, bekannte sich die SS-Burgmannschaft auch öffentlich zu ihrem rassisch begründeten Antisemitismus durch die Aufstellung von entsprechenden Schrifttafeln an verschiedenen Stellen im Dorf. Es waren übrigens die einzigen Schilder dieser Art im gesamten Amtsbezirk Büren (vgl. Dokument 7  Quelle).

Als die Nationalsozialisten im November 1938 die von ihnen sogenannte "Reichskristallnacht" inszenierten, brannten überall in Deutschland die Synagogen. Dieses Pogrom war das Fanal zur "Endlösung der Judenfrage". Auch rund um die Wewelsburg, in Salzkotten und Paderborn, in Haaren und Büren, wurden jüdische Mitbürger mißhandelt und ihre Gotteshäuser zerstört. Die Keller der Wewelsburg dienten damals für etwa 20 willkürlich festgenommene Juden aus Salzkotten als Gefängnis, bevor man sie in ein Konzentrationslager abtransportierte.


TECHNIKFoto
FORMATjpg


OBJEKT-PROVENIENZPrivatbesitz


QUELLE    Hüser, Karl / Brebeck, Wulff E. | Wewelsburg 1933-1945 | Dia 05, S. 24-26
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit3.9   1900-1949
Ort2.7.4   Büren, Stadt
Sachgebiet3.2   Politische Ideologien
9.11   Feste, Feiern
DATUM AUFNAHME2004-02-26
AUFRUFE GESAMT622
AUFRUFE IM MONAT2