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(81 KB)   Raesfeld im Zweiten Welkrieg: Abtransport einer Kirchenglocke, Februar 1942 / Raesfeld, I. Böckenhoff / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/E. Tschich   Raesfeld im Zweiten Welkrieg: Abtransport einer Kirchenglocke, Februar 1942 / Raesfeld, I. Böckenhoff / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/E. Tschich
TITELRaesfeld im Zweiten Welkrieg: Abtransport einer Kirchenglocke, Februar 1942
URHEBER ABBILDUNGBöckenhoff, Ignaz (1911-1994)
DATIERUNG1942-02
GEOPOSITIONGoogle Maps OSM | 51.745228273865200 (NS), 8.712327182292938 (EW) (exakt)


INFORMATIONIm Februar 1942 forderte der Krieg von der Raesfelder Kirchengemeinde ein Opfer besonderer Art: Drei der vier alten Kirchenglocken, die das religiöse Leben der Dorfgemeinschaft zum Teil seit Generationen mit ihrem Klang begleitet hatten, wurden vom Staat eingezogen. Die Rüstungsindustrie benötigte die wertvolle Bronze dringend als Rohstoff für die Herstellung von Munition.
"Nun werden die Kirchenglocken eingeschmolzen! Das gab es auch im letzten Krieg. Eine auswärtige Kolonne arbeitet in dem Kirchturm, um die drei Glocken herunter zu holen. Das ist keine leichte Arbeit. Nur die St. Katharinen-Glocke verbleibt als Sturmglocke im Turm." [15] ... "Heute haben wir nach dem Hochamt noch eine Zeitlang auf dem Kirchplatz bei den Glocken gestanden. Sie stehen dort in einer Reihe, an der Seite bei Ölkes. Die Totenglocke ist nicht nur die größte, sie ist auch die älteste. Jans Löchteken sagte mir, daß sie über vierhundert Jahre alt sei. Ich glaube nicht, daß sie jemals wieder läuten werden, denn im letzten Krieg kamen auch die abgelieferten Glocken nicht wieder zurück. Damals mußte auch eine Glocke aus dem Schloßturm abgeliefert werden." [16]
Die Kinder und Erwachsenen jedenfalls, die den Arbeitern bei ihren Hantierungen zuschauen, zeigen auf diesem Foto ernste, ja erschrockene Gesichter.

Die Ablieferung der Kirchenglocken war vielleicht das spektakulärste Ereignis in dem Bemühen, den seit Kriegsbeginn immer spürbarer werdenden Mangel an Rohstoffen für die Rüstungsindustrie zumindest zu mildern. Je länger der Krieg dauerte, desto schwieriger gestaltete sich der Import von Kupfer, Zinn und Blei, über die Deutschland nicht (oder nicht in ausreichendem Maße) verfügte. Wenn die Altmetallsammlungen, zu denen die Partei ihre Gliederungen immer wieder mobilisierte, die Versorgung mit kriegswichtigen Rohstoffen auch nur geringfügig besserte, hatten diese Aktionen doch auch eine psychologische Dimension: In der Betonung des Opfers für die Allgemeinheit ließen sich Entbehrung und Mangel, Schmerz und Not leichter ertragen.

Im übrigen überstand die Martinusglocke - hier im Bild - die drohende Einschmelzung auf wunderbare Weise. Ein Glockengießer aus Gescher, der den Wert der alten Totenglocke erkannte, vertauschte sie gegen eine weniger bedeutende Glocke aus Greven und sorgte dafür, daß sie im dortigen Kirchturm den Krieg unbeschadet überstand. Im Dezember 1945 kehrte sie zusammen mit zwei neu gegossenen Glocken aus Gescher auf einem geschmückten Pferdewagen nach Raesfeld zurück.


[15] A. Friedrich, Jahre, S. 70.
[16] Ebd., S. 71.


TECHNIKFoto
FORMATjpg


OBJEKT-PROVENIENZRaesfeld, I. Böckenhoff
FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen/E. Tschich


QUELLE    Jakob, Volker | Raesfeld im Zweiten Weltkrieg | Dia 08, S. 24f.
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit3.9   1900-1949
Ort3.1.10   Raesfeld, Gemeinde
Sachgebiet16.2   Katholische Kirche
DATUM AUFNAHME2004-02-05
AUFRUFE GESAMT264
AUFRUFE IM MONAT74