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(87 KB)   Der Nordturm der Wewelsburg als künftiger "Mittelpunkt der Weit", links: Die 1939-1943 entstandene "Gruft" im Kellergeschoß des Nordturms, rechts: Der gleichzeitig ausgebaute "Obergruppenführersaal" im Erdgeschoß   Der Nordturm der Wewelsburg als künftiger "Mittelpunkt der Weit", links: Die 1939-1943 entstandene "Gruft" im Kellergeschoß des Nordturms, rechts: Der gleichzeitig ausgebaute "Obergruppenführersaal" im Erdgeschoß
TITELDer Nordturm der Wewelsburg als künftiger "Mittelpunkt der Weit", links: Die 1939-1943 entstandene "Gruft" im Kellergeschoß des Nordturms, rechts: Der gleichzeitig ausgebaute "Obergruppenführersaal" im Erdgeschoß


INFORMATIONDer seit 1815 als Ruine erhaltene mächtige Nordturm der Wewelsburg gewann erst Bedeutung für Himmler, als sich seit Herbst 1935 allmählich seine Vorstellungen verdichteten, in der Wewelsburg nicht nur eine SS-Forschungsstätte einzurichten, sondern sie darüber hinaus zur repräsentativen und ideologischen Zentrale des SS-Ordens auszubauen. Der Nordturm sollte dabei der obersten SS-Führung als pseudo-religiöses Kultzentrum dienen.

SS-Architekt Hermann Bartels (1900-1989) legte 1939 einen ersten Entwurf vor, der für die Nutzung des Turms drei Ebenen vorsah:
  • Das Kellergeschoß sollte nach dem Vorbild mykenischer Kuppelgräber zu einem Weiheraum für tote SS-Führer gestaltet werden (Bild links).
  • lm Erdgeschoß sollte eine "Säulenhalle" für die SS-Obergruppenführer entstehen (Bild rechts).
  • Die oberen Geschosse schließlich sollten zu einem repräsentativen Versammlungssaal für das ganze Korps der SS-Gruppenführer ausgebaut werden.

Als der Plan am Veto des Staatskonservators scheiterte, der aus denkmalpflegerischen Gründen den Bau einer mehr als neun Meter tiefen Freitreppe im Innenhof der Burg als Zugang zum Kellergeschoß ablehnte, begann Bartels ohne Baugenehmigung mit dem vorgesehenen Ausbau der beiden unteren Geschosse. Dazu ließ er am Fuß des Turms in die 2,40 m dicke Außenmauer eine provisorische Öffnung schlagen. Erst 1941 legte er die hier abgebildeten Baupläne vor. Bis auf den nun vorgesehenen Zugang durch den Ostflügel hielt Hermann Bartels an der Grundkonzeption fest. Allerdings genügte ihm jetzt für den geplanten Gruppenführersaal der Außendurchmesser des Nordturms von knapp 21 Metern nicht mehr. Um den inneren Durchmesser um etwa 4,60 m zu erweitern, sollten zwölf "in Bruchsteinen gemauerte Pfeiler von 2,30 x 3,00 m Querschnitt" vor die Außenmauern der beiden Untergeschosse gesetzt werden als Träger für die neuen Umfassungsmauern des Gruppenführersaales. Den oberen Abschluß des Turmes sollte eine große Kuppel mit einem Aufsatz, der Fenster zur Beleuchtung des Innenraums enthalten sollte (sog. Laterne), bilden.

Im Jahre 1942 trugen vorwiegend KZ-Häftlinge als Bauhilfsarbeiter die Außenmauern bis zur Decke über dem Erdgeschoß ab, so daß bis Kriegsende nur der Stumpf stehen blieb. Zum Neuaufbau kam es nicht mehr.

Bis heute erhalten sind die "Weihehalle" oder "Gruft", die der Volksmund heute auch "Walhalla" nennt (Bild links), sowie der Obergruppenführersaal der nach seinen auffälligsten Merkmalen auch "Marmorsaal" oder "Säulenhalte" (Bild rechts) genannt wird.

Auch beim Ausbau dieser beiden Räume wurden KZ-Häftlinge meist mit unzulänglichem Werkzeug und unter menschenunwürdigen Bedingungen eingesetzt. Für ihren vorgesehenen Zweck genutzt wurden beide Räume bis zum Ende des Krieges offensichtlich nicht. Die überlieferten Quellen lassen keine Aussagen über die Art und Ausgestaltung der vorgesehenen Feiern zu. Alle bisher geäußerten Vermutungen bleiben deshalb bloße Spekulation. Als Wahn erwies sich auch die Vision Himmlers und seiner Getreuen von der Wewelsburg als "Mittelpunkt der Welt". Dennoch muß die Vorstellung ernst genommen werden als Schlüssel zum Selbstverständnis der SS (zum Verständnis der SS-Dienstgrade vgl. Dokument 8  Quelle).


TECHNIKFoto
FORMATjpg


QUELLE    Hüser, Karl / Brebeck, Wulff E. | Wewelsburg 1933-1945 | Dia 06, S. 26-29
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
Zeit3.9   1900-1949
Ort2.7.4   Büren, Stadt
Sachgebiet3.2   Politische Ideologien
DATUM AUFNAHME2004-02-26
AUFRUFE GESAMT3209
AUFRUFE IM MONAT1063