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(118 KB)   Karikatur während des Kulturkampfes 1875: "Hermann und Luther gegen Rom" - Karikatur aus "Kladderadatsch", 1875 / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen   Karikatur während des Kulturkampfes 1875: "Hermann und Luther gegen Rom" - Karikatur aus "Kladderadatsch", 1875 / Münster, LWL-Medienzentrum für Westfalen
TITELKarikatur während des Kulturkampfes 1875: "Hermann und Luther gegen Rom" - Karikatur aus "Kladderadatsch", 1875
URHEBER ABBILDUNGBeckhaus, H.
DATIERUNG1875


INFORMATION1875 - im Jahr der Denkmaleinweihung - waren die Auseinandersetzungen zwischen katholischer Kirche und preußischem Staat auf ihrem Höhepunkt. Entsprechend ließ "Die Gartenlaube" ihren aktuellen Bericht von den Einweihungsfeierlichkeiten im August 1875 mit dem kämpferischen Satz enden:

"... von hoher Bergeswarte aber wird ... das Erzbild des großen Cheruskerfürsten noch über ferne Geschlechter hinabschauen, als eine Mahnung, hochzuhalten das Panier der nationalen Freiheit und Selbständigkeit, gleichviel ob die Waffen, mit welchen der Kampf um jene Güter gekämpft wird, dem Schwerte Armin's gleichen, aber ob es die Waffen des freien Geistes sind, mit weichen wir heute nach zweitausend Jahren abermals kämpfen unter dem Schlachtrufe: 'Wider Rom!'" [1]

Bildlichen Ausdruck erhielt dieser "Schlachtruf" in der abgebildeten Karikatur aus dem "Kladderadatsch". Im Hintergrund der Petersdom - drohende Wolken signalisieren Gewitterstimmung; vorn, vereint in der kämpferischen Parole "Gegen Rom", Arminius und Luther. Hatte der Cherusker bereits die römischen Heere geschlagen, so sollte jetzt Luther und damit der Protestantismus, den Sieg über den römischen Katholizimus davontragen.

Die politischen Hintergründe: Aus Bismarcks Sicht gefährdete die Abhängigkeit der deutschen Katholiken von Rom das junge Deutsche Reich. Um die politischen Gegner zu schwächen und gleichzeitig den beträchtlichen Einfluß der katholischen Kirche auf das öffentliche Leben zurückzudrängen, begann er 1872 den Kulturkampf. Propagandistische Ansätze fand die Auseinandersetzung in der Unfehlbarkeitslehre des Papstes und dem "Syllabus Errorum"  Quelle, mit dem Pius IX. die "Hauptirrtümer" des Jahrhunderts verdammte. Hierzu gehörten die modernen Wissenschaften, der Sozialismus und Kommunismus sowie wichtige Grundanliegen des Liberalismus. Es war eine gezielte Kampfansage gegen die moderne Gesellschaft und den modernen Staat.

Ein wahrer Gesetzesfeldzug gegen die katholische Kirche kam in Gang. Am einschneidensten waren die "Maigesetze" 1873/74. Mit ihnen griff der Staat in die kirchliche Ausbildung, das Kirchenstrafrecht und die Regelung des Kirchenaustritts ein. Obwohl in den sogenannten "Milderungsgesetzen" die meisten Maßnahmen gegen die Kirche wieder aufgehoben wurden, blieben Zivilehe, Standesämter und staatliche Schulaufsicht. Damit hatte am Ende nicht Luther gesiegt - wie es die Karikatur voraussagte - sondern der moderne Staat.


[1] Die Gartenlaube (1875), S. 642.


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FOTO-PROVENIENZMünster, LWL-Medienzentrum für Westfalen


QUELLE    Roerkohl, Anne | Das Hermannsdenkmal | Dia 06, S. 22
PROJEKT    Diaserie "Westfalen im Bild" (Schule)

SYSTEMATIK / WEITERE RESSOURCEN  
Typ35   Bildmaterial (Reproduktion, Foto)
120   Karikatur
Zeit1.6.1   Varusschlacht / Rezeption
3.8   1850-1899
3.8.4   Kulturkampf <1871-1887>
Ort2.5.5   Detmold, Stadt
Sachgebiet14.11   Karikatur
15.8   Architektur, Baudenkmäler, Architekt/Architektin
15.12.6   Nationalismus / Patriotismus / Landesherren, Denkmäler
DATUM AUFNAHME2004-02-27
AUFRUFE GESAMT2982
AUFRUFE IM MONAT511